Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
erfahren - und dich hoffentlich wiedererinnern. Ich bin nicht mit leeren Händen gekommen .«
    »Du warst fort - wo ? «
    »Weit weg. Ich holte etwas, dem du glauben mußt, weil er nicht lügen kann. - Es war nicht leicht, es zu beschaffen .«
    Ich forsche in seinem Gesicht. In seinen Augen, die wie tiefe Brunnen sind, auf deren Grund die Wahrheit liegen mag. Aber läßt mich sein Mund daran teilhaben - oder spinnt er neue Netze der Lüge?
    »Von was redest du?«
    »Von einem Buch.«
    Ich verhehle meine Enttäuschung nicht.
    »Es ist kein normales Buch«, versichert er. Und Nona, die er unser Mündel nennt, nickt.
    Cuyo schweigt. Sein Blick ist fiebrig. Manchmal läuft ein Zittern durch seinen ganzen Körper.
    »Zeig mir dieses Buch.«
    »Das wollte ich ohnehin. Es ist ganz in der Nähe.«
    Der Vampir neben mir, von einem Kelch gezeugt, an den ich mich so wenig entsinne wie an alles andere, stöhnt.
    »Was hat er?« wende ich mich an Landru, als ich sehe, wie sich Cuyo krümmt.
    »Durst«, bekomme ich zu hören. »Sein Körper schreit nach Blut -um zu ersetzen, was du ihm genommen hast! Überlaß ihn mir, ich werde mich um ihn kümmern. Und dann hole ich dir das Buch und gebe es dir zum Lesen. Das Buch, in dem alles steht - keine normale Schrift, sondern lebendige Geschichte, die hoffentlich die Leere ausfüllt, die in die klafft. Und die mir zurückgibt, was ich verloren habe ... dich!«
    Nach diesen Worten bin ich außerstande, mich den Hoffnungen, die er genährt hat, länger zu versagen.
    »Gut«, sage ich. »Ich bin einverstanden.«
    In Cuyos Augen lodert etwas, was mich nicht mehr interessiert. Ich habe kein Mitleid, obwohl ich den Zorn in Landru ahne - den Zorn, der über jedes dieser Geschöpfe kommen wird.
    Und plötzlich bilde ich mir sogar ein, daß es Zorn darüber ist, was sie mir antun wollten.
    Sie versuchten mich zu töten! Möge nun mit ihnen geschehen, was ihm gefällt ...
    *
    Landru erklomm die Stufen der Pyramide, in deren Sockel Lilith und Nona zurückgeblieben waren. Ohne sich nach ihm umzusehen, wußte er, daß Cuyo ihm folgte, obwohl er nur noch der Frau hörig war, die aus ihm getrunken hatte. Zeitlebens würde sich daran nichts mehr ändern.
    Sie hat ihre Kräfte wieder entdeckt , dachte Landru. Zufällig? Oder regt sich tatsächlich das Erinnern in ihr? Löst sich die Blockade? Gelingt ihr aus eigenem Vermögen, was mir erst Gabriel zurückbrachte ...?
    Kurz schweiften seine Überlegungen zu dem göttlichen Stigma, das Lilith ihm gezeigt hatte. Das Mal, über dessen Funktion ihn Gabriel unterrichtet hatte und das hier - in den Grenzen Mayabs - an-ders reagierte als in der Welt draußen. Sie hat wieder Gefallen an schwarzem Blut gefunden. Und Cuyo den Keim des Gehorsams eingepflanzt ...
    Die Dinge waren in schnelleren Fluß geraten, als Landru lieb sein konnte. Er fluchte. Dann hatte er das Ende der Treppe erreicht und befahl den dort stehenden Wächtern aus der Priesterkaste, das Tor zu öffnen, hinter dem der Pfeiler rotierte und ein Gewölbe stützte, dessen Gewicht nicht einmal Landru zu schätzen vermochte.
    Nach ihm trat Cuyo in die Kammer.
    »Warte hier!« gebot ihm Landru.
    Die Nähe der CHRONIK, nicht der Durst, der auch in ihm nagte, trieb Cuyo Schweiß auf die Stirn. »Was - ist - das, Hoher Vater?«
    Landru blieb ihm die Antwort schuldig. Er hatte das Buch der Bücher ursprünglich hier deponiert, weil der Pfeiler die Stimmen darin absorbierte. Stimmen, die seine Kinder ärger quälten als ihn selbst. Alle, in denen vampirisches Blut floß, konnten sie hören.
    Aber nicht alle konnten sie deuten.
    Konnte es Lilith .?
    Landru ließ Cuyo stehen und trat an ihm vorbei in die wogende Energie des Pfeilers - als wäre es der selbstverständlichste Akt der Welt.
    Vermutlich hatte Cuyo bis zu diesem Moment nicht einmal gewußt, daß man dieses Gebilde betreten konnte .
    * 
    »Kann ich ihm glauben?«
    Nona hält meinem Blick stand. »Es ist deine einzige Chance«, sagte sie.
    »Wieso denkst du das?«
    »Weil dein Mißtrauen dich vernichten wird. Du mußt Vertrauen haben.« »Zu euch? Ich hoffe, du verstehst, wie schwer das nach allem fällt, was ihr inszeniert habt.«
    Nona nickt. »Das Buch hält die Antworten auf alle Fragen bereit, die dich quälen.«
    »Du kennst es?«
    »Nur vom Hörensagen.«
    »Du kennst es also nicht. Dann weißt du auch nicht, wer es geschrieben hat, und woher dieser Jemand sein angebliches Wissen um die Dinge nahm.«
    »Doch. Den Hütern des Buches bin ich

Weitere Kostenlose Bücher