Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
lösen.
    »Was kümmert dich dieser Narr?«
    Nicht nur Landrus Tonfall, seine ganze Ausstrahlung hat sich verändert. Als ich den Blick von seinem Mitbringsel losreiße, sehe ich, wie auch Nona mir verändert gegenübertritt. Sie hat sich vom Boden erhoben. Ihre Haltung widerspricht allem, was man mich zuvor hat glauben machen wollen.
    »Es ist nicht mehr nötig, dich länger mit Samthandschuhen anzupacken!« zerstört Landru das eigene Lügengebilde. »Freiwillig würdest du mir nie vorlesen, was ich wissen will.«
    »Ich - verstehe nicht .« Die jäh umschlagende Stimmung erstickt beinahe die Stimmen, die mich rufen. Aus jenem Buch, das Landru festhält.
    Kälte kriecht in meine Knochen.
    »Du mußt nicht verstehen«, mischt die Wolfsfrau sich mit feindseliger Stimme ein. »Lies einfach vor! Lies!«
    Sie nickt Landru zu, und Landru reicht mir das Buch.
    Ich kann nicht anders. Ich stehe da und streckte die Hände aus, um es entgegenzunehmen. Dennoch sage ich: »Ich verstehe. Es war also doch alles nur Lüge. Ihr wolltet mich lediglich hinhalten.« Ich erwidere Landrus Blick in gleicher Weise. »Was immer du erwartest, jetzt werde ich es erst recht nicht -«
    Weiter komme ich nicht.
    Landru hebt etwas in die Höhe, das beinahe wie ein Messer aussieht, sich aber in seinen Fingern zu drehen und zu winden scheint. Als er es nach mir wirft, ist es schon zu spät. Ich versuche das Buch noch fallenzulassen und den Angriff abzuwehren. Aber das unwirkliche Messer ist schneller.
    »Was ist das?« höre ich Nona schreien, was mir auf der Zunge liegt.
    »Die Lösung unserer Probleme.«
    Landrus Antwort ist das letzte, was ich bewußt wahrnehme.
    Dann bohrt sich das Fremde in meine Brust - und übernimmt mit Eiseskälte meine Augen, meine Zunge . alles.
    Landru spricht zu mir, aber mein Hirn begreift den Sinn der Worte nicht. Wohl aber DAS ANDERE in mir!
    Ich beuge mich hinab, lege das Buch auf den Boden, gehe vor ihm auf die Knie und schlage es auf.
    Und lausche den Stimmen der Glyphen, denen es meine Stimme leiht .
    * 
    »Was im alles in der Welt ist das?«
    Nona starrte auf das abstrakte Ding, das fast zur Gänze in Liliths Brust gedrungen war und dort weiter pulsierte und sich zu drehen schien.
    »Ich war noch einmal im Pfeiler«, sagte Landru, der den Vorgang mindestens ebenso fasziniert verfolgte wie seine Geliebte, »und habe mir ein Fragment der Wesenheit ausgeliehen.«
    »Der Wesenheit? Das hier ...? Es sieht aus wie -«
    »Es ist der Pfeiler. Ein Teil davon.« Landru lächelte bizarr. »Die Magie besitzt ein Eigenleben. Ich kann mit ihr kommunizieren, wie ich es einst mit dem Lilienkelch vermochte.«
    »Ich verstehe immer noch nicht .«
    »Nun, wir sind sozusagen kompatibel«, erklärte Landru. »Ich kann sie nutzen wie meine eigene Hütermagie. Dadurch werden meine Kräfte derart verstärkt, daß sie jeden geistigen Panzer durchbrechen. Ich habe es zuvor an Cuyo getestet - mit vollem Erfolg.«
    »Ich verstehe«, sagte Nona. Ihr Tonfall ließ nicht erkennen, ob es ihr auch gefiel.
    »Leider ist diese Magie an Mayab und den Weltenpfeiler gebunden«, fuhr Landru fort. »So hilfreich sie auch ist, ich kann sie nicht mit mir nehmen . Aber genug der Erklärungen. Laß uns beginnen .«
    Nona kniff kurz die Lippen zusammen. Dann sagte sie: »Was im-mer du dir zu erfahren hoffst - vergiß mich nicht. Meine Sache .«
    Landru gab nicht zu erkennen, ob er ihr zugehört hatte. Vorsichtig trat er auf die am Boden kniende Frau zu, deren Kleid sich gegen diesen Angriff nicht zur Wehr gesetzt hatte. Vielleicht erkannte der Symbiont die artverwandte Macht nicht einmal als Feind.
    Für einen Moment war Landru wie trunken bei dem Anblick der ihm Unterworfenen, die bereits begonnen hatte, die Seiten des Buches zu wenden. Die Seiten aus Haut und Blut und .
    Ja, da war noch mehr. Da war ein Echo der verflossenen Leben, die diese Schrift gekostet hatte. Stimmen, deren fernes Wispern auch Landru zu »hören« vermochte. Die Bedeutung jedoch blieb ihm verborgen. Die kryptischen Zeichen waren nicht für ihn gemacht. Er hatte nicht das, was seinen Bruder Anum auszeichnete .
    (Warum nicht?)
    Landru drängte die Bitterkeit zurück.
    »Lies!« verlangte er rauh. »Lies, was ich dir gebiete!«
    Er ging in die Hocke. Nona blieb hinter ihm. Vor ihm blätterte Li-lith in der EWIGEN CHRONIK. Der Dolch aus geronnener Kelchmagie flirrte in ihrer Brust wie ein kaltes Feuer.
    »Suche nach dem leibhaftigen Satan«, wandte sich Landru an Li-lith. »Suche

Weitere Kostenlose Bücher