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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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mir die Unzulänglichkeit der Stoßdämpfer vor Augen führte. Ich war froh, dass ich die Zusatzversicherung für den Mietwagen abgeschlossen hatte – ein absurder Gedanke in dieser Situation, aber die Gedanken gehen ja bekanntlich ihre eigenen Wege. Mir fiel wieder ein, dass Professor Hume einen Pick-up-Truck mit Allradantrieb besessen hatte, nicht unbedingt das typische Gefährt für einen Geisteswissenschaftler. Jetzt verstand ich, warum.
    Ein Stück vor mir standen zwei Pick-up-Trucks nebeneinander. Ich hielt dahinter und stieg aus. Mir fiel auf, dass im Sand etliche Reifenspuren zu sehen waren. Entweder war Malcolm mehrmals hin und her gefahren, oder er hatte Gesellschaft.
    Ich wusste nicht recht, was ich davon halten sollte.
    Als ich den Hügel hinaufblickte und die kleine Hütte mit den dunklen Fenstern sah, traten mir Tränen in die Augen.
    Dieses Mal herrschte keine Morgendämmerung. Vom rosavioletten Schimmer des Tagesanbruchs war nichts zu sehen. Vielmehr ging die Sonne hinter der Hütte unter, warf lange Schatten und verwandelte das, was leer und verlassen wirkte, in etwas Düsteres und Bedrohliches.
    Es war die Hütte von Natalies Gemälde.
    Ich ging den Weg hinauf zur Vordertür. Der Weg hatte etwas Verträumtes, das an Alice im Wunderland erinnerte – ich kam mir vor, als verließe ich die richtige Welt und würde in Natalies Gemälde eindringen. Ich erreichte die Tür. Eine Klingel gab es nicht. Als ich klopfte, zerriss das Geräusch die Stille wie ein Schuss.
    Ich wartete, hörte aber nichts im Haus.
    Ich klopfte noch einmal. Immer noch nichts. Ich überlegte, was ich tun sollte. Vielleicht zum See hinuntergehen und nachsehen, ob Malcolm in einem Boot unterwegs war? Das spiegelglatte Wasser und die Stille, die ich gerade bewundert hatte, sprachen allerdings dagegen, dass sich dort jemand aufhielt. Und was war mit den vielen Reifenspuren?
    Ich legte die Hand auf den Knauf. Er ließ sich drehen. Die Tür war nicht abgeschlossen, denn – wie ich jetzt bemerkte – sie ließ sich gar nicht abschließen. Der Knauf hatte kein Schlüsselloch. Ich stieß sie auf und trat ein. Es war dunkel. Also schaltete ich das Licht an.
    Niemand da.
    »Professor Hume?«
    Direkt nach Abschluss meines Examens hatte er darauf bestanden, dass ich ihn Malcolm nenne. Es ist mir nie gelungen.
    Ich sah in die Küche. Leer. Die Hütte hatte nur ein Schlafzimmer. Aus irgendeinem seltsamen Grunde schlich ich auf Zehenspitzen darauf zu.
    Als ich das Schlafzimmer betrat, erstarrte ich.
    Oh nein …
    Malcolm Hume lag auf dem Bett. Er lag auf dem Rücken und hatte eingetrockneten Schaum im Gesicht. Sein Mund stand halboffen, sein Gesicht war zu einem letzten Schmerzensschrei verzerrt.
    Meine Knie sackten weg. Ich musste mich an der Wand festhalten. Erinnerungen schossen mir durch den Kopf. Sie warfen mich beinah um: mein erstes Seminar bei ihm (im ersten Studienjahr: Hobbes, Locke und Rousseau), mein erster Besuch in seinem Büro, das jetzt meins ist (wir diskutierten über Darstellungen von Recht und Gewalt in der Literatur), die vielen Stunden, in denen er mich bei der Arbeit an meiner Dissertation unterstützt hatte (Thema: Das Rechtsstaatsprinzip), seine herzliche Umarmung, die feuchten Augen, als man mir die Examensurkunde überreichte.
    Eine Stimme hinter mir sagte: »Sie konnten einfach nicht die Finger davonlassen.«
    Ich fuhr herum und sah Jed, der eine Pistole auf mich richtete.
    »Ich war das nicht«, sagte ich.
    »Ich weiß. Das war er selbst.« Jed starrte mich an. »Zyankali.«
    Benedicts Pillendose fiel mir wieder ein. Er hatte gesagt, dass alle Mitglieder von Fresh Start immer eine bei sich trugen.
    »Wir hatten Ihnen doch gesagt, dass Sie sich da raushalten sollen.«
    Ich schüttelte den Kopf, versuchte, mich zu sammeln, dem Teil von mir, der einfach zusammensacken und losheulen wollte, zu sagen, dass dafür später noch Zeit wäre. »Die ganze Sache hat angefangen, bevor ich da reingezogen wurde. Ich wusste absolut nichts darüber, bis ich Todd Sandersons Todesanzeige gesehen habe.«
    Jed wirkte plötzlich erschöpft. »Das spielt keine Rolle. Wir haben Sie auf tausend verschiedene Arten gebeten, die Finger davonzulassen. Sie haben nicht auf uns gehört. Es ist völlig egal, ob Sie daran schuld sind oder nicht. Sie wissen über uns Bescheid. Wir haben einen Eid geschworen.«
    »Mich umzubringen?«
    »In diesem Fall schon, ja.« Wieder sah Jed zum Bett. »Wenn Malcolm mutig genug war, sich das anzutun, müsste ich da

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