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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Aaron wäre durchgebrannt. Das habe ich dann auch getan. Und weil ich meine Töchter schützen musste, habe ich diese Lüge all die Jahre aufrechterhalten. Das verstehen Sie doch, oder?«
    »Ja, das verstehe ich«, sagte ich traurig.
    »Ich musste meinen armen Aaron zum Übeltäter machen. Damit seine Töchter aufhören, nach ihm zu fragen.«
    »Aber Natalie hat Ihnen die Geschichte nicht abgenommen.«
    »Sie hat immer wieder nachgefragt.«
    »Und, wie Sie schon sagten, konnte sie mit der Lüge nicht leben. Sie litt unter dem Gedanken, dass ihr Vater sie im Stich gelassen hatte.«
    »Das ist ein schrecklicher Gedanke für ein kleines Mädchen. Ich hätte mir etwas anderes ausdenken müssen. Aber was?«
    »Also hat sie immer wieder nachgefragt«, sagte ich.
    »Sie hat keine Ruhe gegeben. Sie ist nach Lanford gefahren und hat mit Professor Hume gesprochen.«
    »Aber Hume wusste auch nicht, was passiert war.«
    »Nein. Und sie hat immer weiter gefragt.«
    »Und das hätte sie in Schwierigkeiten bringen können.«
    »Ja.«
    »Also haben Sie beschlossen, ihr die Wahrheit zu sagen. Ihr Vater war nicht mit einer Studentin durchgebrannt. Er war nicht untergetaucht, weil er Angst vor den Minors hatte. Sie haben ihr die ganze Geschichte erzählt – dass Archer Minor ihren Vater kaltblütig und mit einem Lächeln im Gesicht erschossen hatte.«
    Sylvia Avery nickte nicht. Es war nicht nötig. Ich verabschiedete mich von ihr und ging.
    Jetzt wusste ich also, warum Natalie an jenem Abend in diesem Hochhaus war. Jetzt wusste ich, warum Natalie zu Archer Minor gegangen war, als sie davon ausgehen konnte, ihn allein im Büro anzutreffen. Jetzt wusste ich, warum Maxwell Minor nie aufgehört hatte, nach Natalie zu suchen. Es ging nicht darum, dass sie eine Aussage machen könnte.
    Er war ein Vater, der Rache für die Ermordung seines Sohns wollte.
    Mit absoluter Sicherheit weiß ich das alles nicht. Ich weiß nicht genau, ob Natalie Archer Minor mit einem Lächeln im Gesicht erschoss, ob sich die Kugel versehentlich löste, ob Archer Minor sie bedrohte, als sie ihm gegenübertrat, oder ob es sich um Notwehr handelte. Ich werde sie auch nicht fragen.
    Mein früheres Ich hätte es interessiert. Mein jetziges nicht.
    Das Seminar ist zu Ende. Ich gehe über das Universitätsgelände. Der Himmel über Santa Fe strahlt so blau wie sonst nirgends. Ich halte mir die Hand über die Augen und gehe weiter.
    An dem Tag vor einem Jahr hatte ich der davonschreitenden Natalie hinterhergeschaut – mit einer Kugel in der Schulter. »Vergiss es«, lautete meine Antwort, als sie mich bat, ihr nicht zu folgen. Sie hörte mir nicht zu und blieb auch nicht stehen. Also stieg ich aus dem Wagen. Der Schmerz in meiner Schulter war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den ich verspürte, weil sie mich wieder verließ. Ich rannte ihr nach. Ich schlang meine Arme um sie, auch den verletzten, und zog sie an mich. Wir hielten unsere Augen fest geschlossen. Ich umklammerte sie und überlegte, ob ich je zuvor eine solche Zufriedenheit verspürt hatte. Sie fing an zu weinen. Ich drückte sie noch fester an mich. Sie legte den Kopf auf meine Brust. Einmal versuchte sie kurz, sich zu befreien. Aber nur für einen Moment. Sie wusste genau, dass ich sie dieses Mal nicht wieder loslassen würde.
    Ganz egal, was sie getan hatte.
    Ich habe sie nie wieder gehen lassen.
    Eine wunderschöne Frau namens Diana Weiss trägt einen Ehering, der zu meinem passt. Sie hat beschlossen, ihr Kunstseminar bei diesem wunderschönen Wetter nach draußen zu verlegen. Sie geht von einem Studenten zum nächsten, gibt Tipps und Anregungen zu den im Entstehen begriffenen Werken.
    Sie weiß, dass ich es weiß, obwohl wir nie darüber gesprochen haben. Ich frage mich, ob auch das zu der damaligen Entscheidung, mich zu verlassen, beigetragen hatte – ob sie das Gefühl hatte, ich könnte nicht mit der ganzen Wahrheit leben. Und vielleicht hätte ich es damals wirklich nicht gekonnt.
    Jetzt kann ich es.
    Als ich mich der Gruppe nähere, blickt Diana Weiss zu mir auf. Ihr Lächeln leuchtet heller als die Sonne. Heute strahlt meine schöne Frau noch mehr als sonst. Vielleicht glaube ich das nur, weil ich befangen bin. Vielleicht glaube ich das aber auch, weil sie im siebten Monat schwanger ist.
    Ihr Seminar ist zu Ende. Die Studenten bleiben noch kurz, bevor sie langsam davonschlendern. Als wir schließlich allein sind, nimmt sie meine Hand, sieht mir in die Augen und sagt: »Ich liebe dich.«
    »Ich

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