Ich finde dich
Sie mir einfach, wo sie ist.«
»Ich weiß es nicht.«
»Dann haben Sie keinen Wert für mich.«
Es war vorbei. Das war klar. Der Mann, der mich zu Boden geworfen hatte, schüttelte den Kopf. Er stand auf und griff nach seiner Pistole. Ich lag zwischen drei mit Pistolen bewaffneten Männern am Boden. Ich konnte nichts machen. Es waren keine Sirenen zu hören, die zu meiner Rettung eilten. Ein Mann stand links von mir, der andere – der, den ich k.o. geschlagen hatte – rechts.
Ich sah Danny Zuker an, der etwas abseits stand. Ich startete einen letzten, verzweifelten Versuch. »Sie haben Archer Minor getötet, stimmt’s?«
Damit hatte ich ihn kalt erwischt. Ich sah die Verwirrung in seinem Gesicht. »Was?«
»Irgendjemand musste ihn zum Schweigen bringen«, sagte ich. »Und Maxwell Minor hätte niemals seinen eigenen Sohn umbringen lassen.«
»Sie sind ja verrückt.«
Die beiden anderen Männer sahen sich an.
»Warum sollten Sie sonst so intensiv nach ihr suchen?«, fragte ich. »Das ist sechs Jahre her. Sie wissen ganz genau, dass sie keine Aussage mehr machen wird.«
Danny Zuker schüttelte den Kopf. Es lag fast so etwas wie Trauer in seinem Gesicht. »Sie haben absolut keinen Schimmer, oder?«
Fast ein wenig widerstrebend hob er die Waffe. Ich hatte meinen letzten Trumpf ausgespielt. Ich wollte so nicht sterben – zwischen ihnen auf dem Boden liegend. Ich stand auf, fragte mich, was ich als Letztes tun würde und wann mein Leben beendet war.
Ein Schuss zerriss die Stille. Der Kopf des Mannes links von mir explodierte wie eine reife Tomate unter einem schweren Stiefel.
Wir anderen blickten in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war. Ich reagierte als Erster. Mein Echsenhirn übernahm wieder, als ich mich auf den Mann stürzte, den ich schon k.o. geschlagen hatte. Ihn konnte ich am leichtesten erreichen, außerdem war er noch geschwächt.
Vielleicht konnte ich ihm die Waffe abnehmen.
Doch der Mann reagierte schneller, als ich erwartet hatte. Auch sein Echsenhirn funktionierte. Er trat einen Schritt zurück und zielte. Dieses Mal war ich zu weit entfernt, um rechtzeitig bei ihm zu sein.
Dann explodierte auch sein Kopf in einer roten Nebelwolke.
Blut spritzte mir ins Gesicht. Danny Zuker zögerte nicht. Er sprang hinter mich, schlang mir den Arm um den Hals, drückte mir die Pistole in den Nacken und nutzte mich so als Deckung.
»Keine Bewegung«, flüsterte er.
Ich rührte mich nicht. Es war wieder ganz still. Zuker blieb direkt hinter mir und zog mich mit sich zurück zum Haus, um von allen Seiten geschützt zu sein.
»Wo sind Sie?«, rief Zuker. »Zeigen Sie sich, sonst blas ich ihm das Hirn weg.«
Es raschelte. Zuker zog meinen Kopf nach rechts, damit er weiter hinter mir in Deckung war. Er drehte mich etwas weiter nach rechts – in Richtung des Raschelns. Ich sah auf die Lichtung.
Und mir stockte das Herz.
Mit einem Gewehr, das sie auf uns gerichtet hatte, kam Natalie den Hügel herab.
FÜNFUNDDREISSIG
D anny Zuker sagte als Erster etwas: »Na, wen haben wir denn da?«
Bei ihrem Anblick war mein Körper erstarrt. Unsere Blicke – trafen sich, und die Welt explodierte auf tausendfache Art. Die schlichte Tatsache, dass ich der Frau, die ich liebte, in die blauen Augen sehen durfte, war einer der großartigsten Momente meines Lebens, und selbst in dieser Situation, mit einer Pistole am Kopf, verspürte ich eine seltsame Dankbarkeit. Wenn er jetzt abdrückte, dann sollte es wohl so sein. In diesem kurzen Augenblick fühlte ich mich lebendiger als irgendwann in den letzten sechs Jahren. Wenn ich jetzt starb – und nein, ich wollte nicht sterben, ganz im Gegenteil, mehr denn je wollte ich leben und mit dieser Frau zusammen sein –, wäre ich als zufriedenerer Mensch gestorben, hätte ich ein erfüllteres Leben gehabt, als wenn ich einen Moment vorher gestorben wäre.
Natalie hatte das Gewehr immer noch auf uns gerichtet, als sie sagte: »Lassen Sie ihn los.«
Sie sah mich unverwandt an.
»Nein, lieber nicht, Schätzchen«, sagte Zuker.
»Wenn Sie ihn laufen lassen, können Sie mich dafür haben.«
»Nein!«, rief ich.
Zuker drückte mir den Pistolenlauf noch fester seitlich in den Nacken. »Still.« Dann fragte er Natalie: »Warum sollte ich Ihnen vertrauen?«
»Wenn ich mehr an mich gedacht hätte als an ihn«, sagte sie, »hätte ich mich nicht gezeigt.«
Natalie sah mir weiter in die Augen. Ich wollte widersprechen. Ich würde diesem Tausch niemals zustimmen, aber etwas
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