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Ich glaub, ich lieb euch alle

Titel: Ich glaub, ich lieb euch alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wie die Spannung sich anfühlt, aber sie ist WIRKLICH VERDAMMT ANGESPANNT!
    Der Ball ist ABGEFEUERT… Verdammt, BAG, ich hab dir nie das Zeichen gegeben, dass ich so weit bin, weil ich es zum Teufel noch mal nicht bin! Bag fängt den Ball und setzt ihn ab, ich mache ein paar Schritte und bringe meinen Fuß in Position. Ich halte die Augen offen und ziehe mein Bein durch, als würde ich eine Rakete von meinem Fuß abschießen wollen. Ich treffe den Ball derart hart und mit so viel Wucht, dass, sollte irgendjemand ihn abzublocken versuchen, sicherlich eine Hand, ein Arm oder ein Kopf abgerissen werden würde, so viel Kraft steckt dahinter. Der Ball macht ein zischendes Geräusch, als er davonbraust. Die Entfernung stimmt auf jeden Fall, aber leider fliegt er nicht besonders gerade. Alle Hände, Arme und Köpfe sind außer Gefahr. Niemand steht ihm im Weg. Ich wünschte, es wäre so gewesen, denn der Ball ist bestimmt fünfzig Yards nach links geflogen. Ein Wissenschaftler könnte sicherlich ein Diagramm erstellen und mir erklären, wie ein Ball so weit nach links fliegen kann, aber ich würde es trotzdem nicht glauben. Er fliegt über die Seitenlinien hinaus, an meinem Coach, meinen Eltern, dem Drill-Team und den Cheerleadern vorbei und dann einem der Kids aus der Kapelle mitten auf den Hinterkopf. Der Kerl hat meinen Schuss noch nicht einmal beachtet (wird ihm eine Lehre sein). Seine Brille fliegt in hohem Bogen davon und auch sein komischer Hut und seine Posaune landen im Dreck. Wie peinlich!
    Ich höre meine Mom schreien: » Alles in Ordnung, mein Süßer!«
    Das hilft mir überhaupt nicht weiter, Mutter.
    » Den nächsten packst du bestimmt«, sagt Bag zu mir, als wir an die Seitenlinien zurücklaufen, und gibt mir noch einen Klaps auf den Hintern. Seit wann ist es eigentlich okay, dass wir uns gegenseitig an den Hintern fassen? Wahrscheinlich will er mir nur helfen, aber mir ist das einfach unangenehm.
    Wir gehen in die Halbzeitpause, und das Drill-Team kommt mit Fahnen raus, um ein Tänzchen hinzulegen. Die Marschkapelle spielt eine schreckliche Version von einem Stevie-Wonder-Hit, aber ohne Posaune, denn der Posaunist sitzt immer noch am Boden und versucht zu kapieren, was ihn da getroffen hat. Irgendwie hoffe ich, dass Abby ihre Fahne ausrutscht und die dann damit eine von den anderen dummen Kühen erwischt, damit ich heute von uns beiden nicht der einzige Volltrottel bleibe; aber natürlich läuft bei ihr alles absolut perfekt.
    Wahrscheinlich bin ich mal wieder für eine Sekunde oder länger abgedriftet, denn mein Coach hat sich meine Nase zwischen die Finger geklemmt und brüllt: » Carter, du bringst mich noch um, mein Sohn!«
    » Tut mir leid, Coach«, antworte ich instinktiv. » Ich muss einfach noch mehr üben, meine Zielsicherheit trainieren, und ich werd mit Sicherheit besser.«
    Er kommt mit seinem Gesicht ganz nah an meins und flüstert, vollkommen ernst: » Ich rede nicht von deinen Schießkünsten. Ich spreche von deiner mangelnden Aufmerksamkeit gerade eben. Ich versuche, dich aus den Tagträumen zu wecken, in denen du lebst. Denn wenn du nicht aufpasst, ruinierst du damit noch dein Leben. Nimm deinen Kopf aus deinem Hintern und kapier endlich, dass du dein Team im Stich lässt und dich selbst gleich mit.« Er starrt mich eine Sekunde lang an, um sicherzugehen, dass ich seine Worte verstanden habe, dann wendet er sich ab und bläst in seine Trillerpfeife, damit wir uns zur zweiten Halbzeit versammeln.
    Ich weine nicht und ich sage keinen Ton zu ihm. Ich bin mir nicht sicher, ob man etwas erwidern soll, nachdem einem jemand gesagt hat, dass man zurückgeblieben ist, jeden enttäuscht und sein Leben ruiniert, also versuche ich einfach nur, ein ernstes Gesicht zu machen.
    Nach der Halbzeit hat Andre noch einen Touchdown gemacht, weshalb ich noch einen Extrapunkt einbringen muss, und Gott sei Dank hab ich es geschafft. Wir haben das Spiel gewonnen, ich hab zwei Punkte gemacht. Zwei Punkte mehr, als ich je zuvor gemacht habe, aber ich fühl mich trotzdem scheiße.

Verhaltensstörungen
    Wie Lynn es mir angeordnet hat, habe ich Abby am Mittwoch gefragt, ob sie am Freitagabend mit mir ins Kino geht. Wir wollen uns beim Kino bei ihr in der Nähe treffen. Lynn meint, es ist besser, sich direkt im Kino zu treffen, damit man nicht zusammen in einem Auto sitzen und Small Talk mit den Eltern betreiben muss. Das Abholen und das Absetzen sind immer irgendwie unangenehm. Deshalb nehme ich einfach das Fahrrad.

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