Ich hab dich im Gefühl
aber ihr Vater fährt unbeirrt fort.
»Oder ein Körbchen mit diesen Muffins, die du so magst, mit Kokos oder was …«
»Mit Zimt«, lacht sie und ist ein bisschen besänftigt.
»Ein kleines Körbchen mit Zimtmuffins vor deiner Tür, mit einer Notiz, auf der steht: ›Danke, Bea, dass du mir das Leben gerettet hast. Wenn du mal irgendwas brauchst, wenn deine Wäsche aus der Reinigung geholt werden muss, wenn deine Zeitung samt Kaffee jeden Morgen vor deiner Tür abgeliefert werden soll, wenn du gern ein Auto mit Chauffeur für den Privatgebrauch hättest oder Plätze in der ersten Reihe für die nächste Opernaufführung …‹ Die Liste lässt sich natürlich endlos verlängern.«
Er gibt das Gezerre an der Packung auf, holt stattdessen einen Korkenzieher und sticht die Folie damit an. »Es könnte so ein Chinesending werden, du weißt schon – wenn jemand dir das Leben rettet, bist du ihm auf ewig verpflichtet. Wäre doch nett, wenn jemand Tag für Tag auf dich aufpasst und aus dem Fenster stürzende Klaviere abfängt, die sonst auf deinem Kopf gelandet wären. Lauter solche Sachen.«
Bea gibt sich Mühe, ruhig zu bleiben. »Du machst Witze, oder?«
»Ja, natürlich.« Justin schneidet eine Grimasse. »Das Klavier würde den Beschützer bestimmt umbringen, und das wäre dann extrem unfair.«
Jetzt schafft er es endlich, die Folie abzuziehen, und schleudert den Korkenzieher quer durchs Zimmer. Er trifft ein Glas auf der Minibar, das klirrend zu Bruch geht.
»Was war das denn?«
»Hausputz«, lügt er. »Du findest mich egoistisch, ja?«
»Dad, du hast dein Leben umgekrempelt, hast einen tollen Job und eine hübsche Wohnung an den Nagel gehängt und bist tausend Meilen in ein anderes Land geflogen, nur um in meiner Nähe zu sein – natürlich finde ich dich nicht egoistisch.«
Justin lächelt und stopft sich ein Pringle in den Mund.
»Aber wenn die Geschichte mit dem Muffinkorb kein Witz ist, dann bist du doch ein Egoist. Und wenn an meinem College Blutspendewoche wäre, würde ich mitmachen. Aber du hast ja noch eine Chance, es bei dieser Frau wieder gutzumachen.«
»Ich komme mir einfach so überrumpelt vor. Eigentlich wollte ich mir morgen die Haare schneiden lassen. Dass mir jemand stattdessen eine Nadel in die Adern sticht, darauf lege ich überhaupt keinen Wert.«
»Lass das Blutspenden, wenn du es nicht möchtest, das ist mir völlig egal. Aber denk dran, wenn du es doch tust – die winzig kleine Nadel wird dich garantiert nicht umbringen. Vielleicht passiert sogar das Gegenteil, du rettest tatsächlich jemandem das Leben, und wer weiß, vielleicht folgt dieser Mensch dir dann den Rest deines Lebens, stellt Muffins vor deine Tür und fängt Klaviere auf, die dir auf den Kopf fallen würden. Na, wär das nicht schön?«
Vier
Im Blutspendewagen neben dem Rugbyplatz des Trinity College versucht Justin, das Zittern seiner Hände vor Sarah zu verbergen, während er ihr die Einverständniserklärung und den Fragebogen »Gesundheit und Lebensstil« zurückreicht, der mehr über seine Person offenbart, als er für gewöhnlich beim ersten Date zu enthüllen bereit ist.
Sarah lächelt ermutigend und redet mit ihm, als wäre Blutspenden das Normalste der Welt.
»So, jetzt muss ich Ihnen noch ein paar Fragen stellen. Haben Sie den Fragebogen gelesen, verstanden und vollständig ausgefüllt?«
Justin nickt.
Der Kloß in seinem Hals ist so groß, dass er kein Wort herausbringt.
»Und haben Sie die Fragen nach bestem Wissen und Gewissen ehrlich beantwortet?«
»Warum?«, krächzt er. »Sieht irgendwas davon nicht richtig aus? Falls es so sein sollte, kann ich nämlich jederzeit wieder gehen und es wann anders noch mal versuchen.«
Sie lächelt ihn an, mit dem gleichen Gesichtsausdruck, den seine Mutter immer beim Gutenachtsagen hatte, kurz bevor sie das Licht ausmachte.
»Okay, dann sind wir so weit. Ich werde jetzt erst mal einen Hämoglobintest machen«, erklärt sie.
»Sieht man daran, ob ich krank bin?« Er blickt sich nervös nach den Gerätschaften im Innern des Vans um.
Bitte lass mich keine Geschlechtskrankheiten haben. Das wäre zu peinlich. Ist ja auch eher unwahrscheinlich. Kannst du dich überhaupt noch daran erinnern, wann du das letzte Mal Sex hattest?
»Nein, damit misst man nur den Eisengehalt des Bluts.« Sie entnimmt ein Tröpfchen Blut aus seiner Fingerkuppe. »Das Blut wird später auf Krankheiten untersucht, auch auf sexuell übertragbare natürlich.«
»Muss ja
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