Ich kann jederzeit aufhören - Drogen - der gefährliche Traum vom Glücklichsein
Professor Joseph R. DiFranza, Allgemeinmediziner und international beachteter US-amerikanischer Forscher, belegte das Gegenteil.
„Abhängig macht manchmal schon eine einzige Zigarette, vor allem Jugendliche.Von da an wird das Gehirn nie mehr so funktionieren wie vorher – auch nicht bei späteren Nichtrauchern.“
Professor Joseph R. DiFranza, University of Massachusetts, Worchester
Nikotin verstärkt sowohl die Ausschüttung der Botenstoffe Dopamin und Serotonin als auch des Hormons Adrenalin. Adrenalin gilt als Stresshormon. Bei Tieren wird es zum Beispiel freigesetzt, wenn sich ein Feind nähert. Es versetzt alle Teile des Körpers, die eine Flucht oder auch eine Verteidigung unterstützen, in Alarmbereitschaft. Das Herz beginnt, schneller zu schlagen, und die Blutgefäße verengen sich, wodurch wiederum der Blutdruck steigt. Auf diese Weise wird die Durchblutung so gesteuert, dass zwar die inneren Organe und das Gehirn noch gut versorgt werden, aber nicht so sehr die Arme und Beine. Kleinste Teile der Bronchien weiten sich, um Sauerstoff zur Verfügung zu stellen. Fett wird abgebaut, um Energie parat zu haben, kurzfristig wird Zucker erzeugt.
Wasserpfeife –
weniger schädlich als Zigarette?
„Shisha“, „Schischa“ oder „Hookah“ gelten als weniger gefährlich als Zigaretten. Ähnlich wie bei Alcopops der Alkohol verbirgt sich das Nikotin in den Wasserpfeifen-Tabaken hinter Geschmacksstoffen wie Apfel, Banane und Schokolade, die dem Raucher das gute Gefühl geben, etwas Harmloses zu sich zu nehmen. Angeblich soll das Wasser die Schadstoffe aus dem Rauch herausfiltern. Tatsächlich konnten Wissenschaftler jedoch nachweisen, dass das Wasser nur ganz minimal als Filter wirkt. Beim Shisha-Rauchen gelangen sogar mehr Schadstoffe in die Lunge als bei filterlosen Zigaretten. Durch die Kohle entsteht mehr Kohlenmonoxid und beim Verschwelen des Tabaks entsprechend viel Teer.
Ein Shisha-Raucher empfindet den Rauch der Wasserpfeife im Vergleich zu Zigarettenrauch meist als angenehmer, weil das Wasser den Rauch abkühlt. Also raucht man insgesamt mehr und die Menge an Nikotin, die man durch die Wasserpfeife aufnimmt, ist pro Zug größer als bei Zigaretten.
Die Suchtgefahr der Shisha könnte demnach sogar um einiges höher sein als bei der Zigarette.
Das alles ist sinnvoll, wenn man schnell mal einen Spurt hinlegen will, um einem Raubtier zu entkommen. Als Dauerzustand gehört Stress jedoch zu den unangenehmen Erfahrungen im Leben. Und tatsächlich können größere Dosen Nikotin kurzfristig zu Kopfschmerzen und Angstzuständen führen. Und die Langzeitwirkungen sind vielfältig. Im Wesentlichen lernt unser Gehirn, dass Rauchen erstrebenswert ist, weil Nikotin die Stoffe im Gehirn behindert, die das Dopamin normalerweise bremsen. Es sammelt sich zu viel Dopamin an und wir fühlen uns beim und nach dem Rauchen gut.
Doch nicht nur Nikotin wirkt im Tabak, sondern auch eine Menge andere Stoffe, die teilweise giftig sind, wie etwa Blausäure, Arsen und Formaldehyd. Teer und Kohlenmonoxid entstehen erst durch das Verbrennen. Dann gibt es Stoffe, die die Wirkung des Nikotins chemisch verstärken. Zugesetzte Aromen wie Kakao oder Menthol sorgen dafür, dass wir den Rauch angenehmer finden und tiefer einatmen. Dadurch gelangen noch mehr Giftstoffe in den Körper.
Die Zigarette als Einstiegsdroge
Dass Nikotin auch eine Einstiegsdroge sein könnte, spielte lange Zeit in der öffentlichen Diskussion keine Rolle. Tatsächlich aber trinken fast alle rauchenden Jugendlichen auch Alkohol. Und 40% wiederum von denen, die beides konsumieren, haben auch schon mal Cannabis probiert. So gut wie nie ersetzt die neue Droge das Rauchen, sie kommt einfach dazu. Beispielsweise rauchen 90% der Opiatabhängigen auch Tabak.
Problematisch für diese Doppel- und sogar Mehrfachabhängigkeiten ist vor allem, dass mehrere Drogen in unser Belohnungssystem eingreifen und schon während der Befriedigung der einen Sucht, das Verlangen nach der anderen Droge ausgelöst wird. So kann eine Zigarette den Wunsch nach Kaffee auslösen, wenn Nikotin und Koffein normalerweise gemeinsam konsumiert wurden. Wissenschaftler sprechen in diesem Fall von einer „kreuzweisen Verstärkung“. Doppelabhängigkeiten machen den Ausstieg aus der Sucht doppelt schwer. Offenbar beeinflussen Drogen bei Doppelabhängigkeit sogar die Toleranz der jeweils anderen Droge. Wer viel raucht, trinkt unter Umständen dann zum Beispiel auch mehr Kaffee und umgekehrt.
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