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0065 - Gefangen in der Mikrowelt

0065 - Gefangen in der Mikrowelt

Titel: 0065 - Gefangen in der Mikrowelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Shao haßte Suko. Sie hatte ihm sogar noch einen Tritt versetzt, hatte ihn angeschrieen und verflucht.
    So etwas verkraftet kein Mann, wenn seine geliebte Freundin ihm diese Worte entgegenschleudert.
    Ich kam mir schlimm vor, so zusammengeschrumpft auf Tischhöhe. Übergroß erschienen mir die normalen Dinge. Ich sah wieder alles mit den Augen eines Kindes.
    Befreien konnte ich mich nicht, denn wir waren eingekreist von den teuflischen Zwergen. Und über ihnen thronte Belphegor, der Dämon, der Hexer von Paris, wie er sich selbst nannte. Ein Schwarzblütler, der die Stadt wieder in seine Gewalt bringen und mit eiserner Knute regieren wollte.
    Sein Name bürgte für Schrecken, Grauen und Tod. Und er hatte sich verbündet, wie er mir hohnlachend erklärte. Ausgerechnet mit meinem größten Feind, dem Schwarzen Tod.
    Er und Belphegor bildeten ein mörderisches Gespann.
    Und dabei waren wir ziemlich optimistisch in den Louvre eingedrungen. Wir – das waren Inspektor Le Brac, Suko und ich. Wir wußten durch Caroline Potter, daß es unter den Kellern des Louvre ein Gewölbe gab, das ein Geheimnis barg.
    Wir hatten es nicht gefunden, sondern waren zuvor von den Zwergen außer Gefecht gesetzt worden. Durch ihre teuflischen Giftpfeile, die sie uns in den Nacken schossen.
    Le Brac hatte es zuerst erwischt, dann Suko, und ich war zuletzt an die Reihe gekommen.
    Aufgewacht aus der Bewußtlosigkeit waren wir in diesem Gefängnis. Wie wir dorthin gekommen waren, wußte niemand von uns. Auf jeden Fall kam mir das Gewölbe vor wie eine mittelalterliche Hexenküche. Es gab große Labortische. Darauf standen zahlreiche Kolben, Gefäße, Tiegel und Schalen. Flaschen bauten sich zu langen Reihen auf. Es gab Reagenzgläser sowie eine schwelende Feuerstelle, über der ein Dreifuß stand.
    Was hatte die Hexenküche mit unserem Fall zu tun? Wurde hier das Gift gebraut, das uns verkleinerte?
    Vielleicht…
    Mich interessierte es auch nicht so vorrangig. Ich fragte mich nur, wie wir hier herauskamen, und zwar in normaler Körpergröße. Das war mein Hauptproblem.
    Vorerst waren wir chancenlos.
    Mein Blick wanderte etwas nach links. Dort lag Inspektor Le Brac. Ein sympathischer Kollege, allerdings sehr ungläubig und skeptisch. Er wollte nicht glauben, daß es diese Zwerge gab, obwohl wir mit Zeugen gesprochen hatten.
    Roger Dolain und seine Freundin Colette waren von den Zwergen verfolgt worden und ihnen praktisch im letzten Moment entkommen. Alle anderen Hotelgäste waren von diesen Bestien getötet worden. [1]
    Die Polizei stand vor einem Rätsel. Offiziell wollte niemand zugeben, daß diese Wesen existierten. Man sprach von einem Terroristenüberfall, von einem Bandenkrieg oder Racheakt irgendwelcher konkurrierender Geheimdienste.
    Die Wahrheit kannte niemand oder wollte sie nicht kennen. Vielleicht war das gut so.
    Vier Zwerge lösten sich aus dem Kreis, steckten ihre Blasrohre weg, bückten sich und hoben Inspektor Le Brac hoch. Sie trugen ihn neben Suko und legten ihn dort nieder.
    Ich schaute ihnen zu. Es waren häßliche Gestalten, mit uralten Gesichtern, deren Haut wie brüchiges Leder wirkte.
    Auch Shao, sonst eine Schönheit, sah um keinen Deut anders aus. Und das hatte Suko so einen Schlag gegeben. Seit sie in der Kinoleinwand verschwunden war, hatten wir krampfhaft nach ihr gesucht, sie dann in einer Zwischenwelt gefunden, aber helfen konnten wir ihr nicht. Sie war entführt worden.
    Im Louvre trafen wir uns wieder.
    Als Zwerge…
    Obwohl alles an mir mitgeschrumpft war – die Waffe, das Kreuz, mein Dolch –, dachte ich normal. Meine Gedanken waren noch nicht vom Bösen unterwandert. Ich war nach wie vor ein Feind der Dämonen und wollte auch dafür kämpfen, daß wir aus dieser Hölle wieder herauskamen. Allerdings war das im Moment so gut wie unmöglich, und ich fragte mich, was unsere Gegner noch alles mit uns vorhatten.
    Etwas Gutes war es sicherlich nicht.
    Ich schaute Belphegor an. Unendlich groß kam er mir vor, und seine Augen schienen noch kälter und gnadenloser zu blicken als zuvor. Er sah auf mich herab, und im sicheren Gefühl seines Sieges kräuselte er die Lippen zu einem spöttischen Lächeln.
    »Der große John Sinclair«, sagte er, »da liegt er nun. Zusammengeschrumpft. Als Zwerg, kein Gegner mehr für mich, sondern nur noch ein Spielzeug. Es ist aus, Geisterjäger.«
    Das glaubte ich ihm wohl. Am liebsten hätte ich meine Waffe herausgerissen und ihm ein paar Kugeln verpaßt, aber wenn ich auch nur den

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