Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
ab, das Reisebüro wurde größer, es kam ein zweites hinzu, ein drittes in einer anderen Stadt, und schließlich waren es zehn, die er verkaufte, als der Reisemarkt noch so richtig boomte. Das Geld hatte er geschickt angelegt, einige Immobilien, eine Teilhaberschaft in der Firma eines Freundes – und so war er zum Privatier mit sporadischen Arbeitseinsätzen geworden.
Eigentlich der perfekte Mann, dachte Liane, während sie den Steg zu Biggis Boot entlanglief. Finanziell unabhängig, gut aussehend, zugänglicher Charakter – was will ich eigentlich mehr?
Ja, was wollte sie noch? Fever, dachte sie. Leidenschaft. Verliebt sein. Wild sein. Ausflippen vor Sehnsucht und Begierde. Verrückt sein und die vernünftige Liane vergessen.
Okay, dachte sie. Ibiza. Da wird er schnell eine haben.
»Sind das die tollen Schweizer Jungs?«, fragte sie, als sie vor dem Bug des Segelboots auf dem Steg stand und Biggi ihr auf Deck entgegenkam.
»Wo?«, fragte Biggi sofort, und Liane zeigte auf ein kleines Boot, in dem gerade vier Männer auf den Steg zuschaukelten.
Biggi musste lachen. »Nee, die warten draußen auf uns. Du musst dann zu ihnen umsteigen, wir sind so schon zu viele …«
Liane konnte ein ironisches »Oh, wie schade« gerade noch unterdrücken. »Danke für die Einladung«, sagte sie stattdessen und ergriff Biggis Hand, um aufs Boot zu steigen.
Biggi und Rudi hatten ein komfortables Familienboot, aber jetzt, mit den vier fast erwachsenen Kindern und einer Tante, die gerade auf Besuch von »unbestimmter Dauer« da war, wie Biggi flüsternd verriet, gab es kaum noch ein Durchkommen.
»Jetzt setzt euch mal alle hin!«, donnerte Rudi, der nass geschwitzt hinten im Heck stand und mit den Leinen hantierte.
»Soll ich vorne schon losmachen?«, fragte Biggi.
»Wir können auch noch bis morgen warten«, gab Rudi zurück. »Und schmeiß die Leinen bitte nicht wieder ins Wasser!«
Biggi warf Liane einen Blick zu. Gut, dachte Liane, jetzt geht die Segelehekrise wieder los. Wahrscheinlich gab es ein paar Sportarten wie Segeln, Doppeltennis und Golf, die man als Paar einfach meiden sollte.
»Kann ich was helfen?«, fragte sie freundlich, erntete von Rudi aber nur einen strafenden Blick. »Ist schon gut.« Liane winkte ab, ging die drei Stufen in die Plicht hinunter, begrüßte die Tante und die vier Jugendlichen per Handschlag und quetschte sich dann zu ihnen auf die Bank.
»Ich verlasse euch gleich wieder«, beruhigte sie die Tante, die sicher bereits über die Notfallausrüstung nachdachte, so kritisch, wie sie schaute.
»Du Glückliche«, sagte Biggis Tochter Katrin neben ihr, ein hübsches Mädchen mit langem dunklem Haar.
»Wolltest du nicht mit?«, wollte Liane wissen.
»Familienausflug«, sagte ihr Bruder Tim gedehnt.
»Fröhlicher Familienausflug«, korrigierte sein Bruder, der schon größer war als Rudi selbst, und das wollte was heißen.
»Wird bestimmt noch fröhlich«, tröstete Liane ihn.
»Ganz bestimmt!«
»Oh!« Sie hörten einen kurzen Aufschrei von dem Bug des Bootes. Dann platschte es.
»Wieso wirfst du sie nicht einfach über die Dalben, dahin, wo sie hingehören?« Das war Rudi.
»Soll ich nicht helfen?«, bot Tim an.
»Bleib sitzen!«
»Der Übervater«, kicherte Sinja, die Jüngste.
»Pst, sonst wird es noch schlimmer!«
Die Tante sagte nichts. Wahrscheinlich betet sie schon, dachte Liane.
Rudi zog das Boot zwischen den engen Dalben nach hinten hinaus, während der kleine Viertaktmotor vor sich hin tuckerte.
Na prima, dachte Liane, klappt doch. Was machte es schon, wenn die Leinen vorn irgendwo im Wasser herumschwammen, konnte ja mal passieren. Biggi hielt den Schiffsrumpf auf Abstand von den Dalben, während Rudi Pinne und Motor bediente.
Sie hatten sich aus dem Liegeplatz befreit, nun musste Biggi nur noch aufpassen, dass sie beim Wendemanöver nirgends anstießen.
»Vorsicht!«, rief Rudi, und Biggi lief zur Bootsspitze. Wenn Rudi nicht so stark eingeschlagen hätte, gäb’s da vorn kein Problem, dachte Liane, hütete aber ihre Zunge. Rudi schaltete vom Rückwärts- auf den Vorwärtsgang, und wieder wurde es vorn knapp.
»Pass doch auf!«, brüllte er nach vorn.
Pass auf, dass sie dich nicht eines Tages über Bord wirft, dachte Liane nur und beobachtete Biggi, wie sie die Bootsspitze von den Dalben und Schiffsrümpfen abhielt.
»Segeln macht Spaß«, kommentierte Tim trocken, und dafür hätte Liane ihn direkt küssen können.
Liane war froh, als sie die enge
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