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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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Cornelius » Billy« Dent, war der berüchtigste Serienmörder des 21. Jahrhunderts. Er hatte seine Zelte in dem verschlafenen kleinen Lobo’s Nod aufgeschlagen und sich in der Stadt die meiste Zeit nichts zuschulden kommen lassen– gemäß der alten Redensart, dass man nicht hinscheißt, wo man isst. Aber letzten Endes hatte Billy Dent sein unbeherrschbares Verlangen eingeholt. Obwohl er ein meisterhafter Mörder war und in den einundzwanzig Jahren zuvor eine dreistellige Zahl von Menschen getötet hatte, konnte er sich irgendwann nicht mehr zurückhalten. Zwei Leichen in Lobo’s Nod später spürte ihn G. William Tanner auf und legte ihm Handschellen an. Es war ein trauriges und schimpfliches Ende für Billy Dents Karriere, dass er nicht von einem FBI -Mann mit Doktortitel und der geballten Kraft der Bundesregierung im Rücken zur Strecke gebracht wurde, sondern von einem Ortspolizisten mit Bierbauch, näselnder Aussprache und genau einem anständigen Streifenwagen.
    In der Tat… Vielleicht hatte Dear Old Dad recht. Vielleicht wollten alle diese Kerle– einschließlich Billy Dent– erwischt werden. Warum sonst zu Hause auf die Jagd gehen? Warum hinscheißen, wo man aß?
    Jazz fuhr auf den Parkplatz des Sheriffbüros, einem einstöckigen Betonbau in der Mitte der Stadt. In jedem Wahljahr kandidierte ein Stadtrat oder Polizeichef für das County mit dem Versprechen, » unsere düstere, unansehnliche Polizeizentrale zu verschönern«, und nach jeder Wahl leitete G. William das Geld stillschweigend in bessere Ausrüstung und höhere Gehälter für seine Deputys um.
    Jazz mochte G. William, was etwas heißen wollte, wenn man bedachte, dass er dazu erzogen worden war, Polizisten zwar zu respektieren, aber generell zu verachten, ganz zu schweigen von dem Polizisten, der Billy Dents legendenumrankter, Jahrzehnte währender Karriere von Mord und Folter endlich ein Ende gesetzt hatte. Seit er Dear Old Dad vor vier Jahren verhaftet hatte, war G. William in Kontakt mit Jazz geblieben, fast als hätte er ein schlechtes Gewissen, weil er ihm den Vater genommen hatte. Dabei begriff jeder, der bei Verstand war, dass es das Beste war, was Jazz je hätte passieren können. Der arme G. William und seine altmodischen katholischen Schuldgefühle.
    Gelegentlich vertraute sich Jazz G. William an. Meist in Angelegenheiten, die er bereits Connie und Howie erzählt hatte, bei denen er jedoch die Perspektive eines Erwachsenen gebrauchen konnte. Zwei Dinge blieben unausgesprochen zwischen ihnen, auch wenn sie beiden klar waren: G. William wollte nicht, dass Jazz wie Billy endete, und Jazz vertraute ihm nicht alles an.
    So ziemlich das Einzige, was Jazz an dem Sheriff nicht mochte, war dessen Beharren darauf, dass man ihn » G. William« nannte, was den Sprecher ständig erstaunt klingen ließ: » Gee, William!«
    In der Polizeistation nickte Jazz Lana zu, der Sekretärin. Sie war jung und hübsch, und Jazz bemühte sich, nicht daran zu denken, was sein Vater mit ihr gemacht hätte, wenn er die Gelegenheit dazu gehabt hätte.
    » Ist G. William da?«, fragte er, als wüsste er es nicht.
    » Der ist gerade wie ein Tornado hier durchgefegt und sofort da hinten raus«, sagte Lana und zeigte in Richtung Toilette. G. Williams Blase ertrug keine lange Abwesenheit von der Dienststelle.
    » Was dagegen, wenn ich auf ihn warte?«, fragte Jazz so ruhig wie möglich. Er wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr es ihn juckte, in das Büro des Sheriffs zu kommen.
    » Bitte sehr«, sagte Lana und zeigte zur Bürotür.
    » Danke«, sagte er. Und dann konnte er sich nicht beherrschen und schenkte ihr sein strahlendes Lächeln. Der Charmeur, hatte es Billy genannt. Noch etwas, das vom Vater auf den Sohn weitergegeben worden war.
    Lana erwiderte es. Sie zu einem Lächeln zu verführen war jedoch keine Herausforderung.
    Die Bürotür stand offen. In dem Kegel aus kränklichem gelbem Licht, den ein uralter Rosthaufen in Form eines Lampenschirms warf, lag ein Blatt Papier. Jazz warf rasch einen Blick über die Schulter, dann drehte er das Papier herum, sodass er es lesen konnte. VORLÄUFIGE AUFZEICHNUNGEN stand über der Seite.
    » …im Labor nach positiver Ident. untersuchen lassen…«
    » …abgetrennte Finger…«
    Das Klirren von Handschellen und G. Williams schwere Schritte schreckten ihn auf. Er drehte die Seite wieder um und schaffte es, sich ein paar Schritte vom Schreibtisch zu entfernen, ehe der Sheriff durch die Tür kam.
    » Hallo, Jazz.«

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