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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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selbst erniedrigte und G. William anflehte, anbettelte, ihm fünf Minuten zu geben. » Nicht mehr«, versprach er. » Fünf Minuten, auf die Sekunde. Ich schwöre es.«
    Schließlich gab G. William nach, aber erst nach einer gründlichen Leibesvisitation von Jazz, die keine Körperpartie aussparte. Jazz ertrug es stoisch. Er brauchte diese fünf Minuten.
    G. William schloss die Tür auf und ließ Jazz in den Arrestbereich. Es gab drei Zellen im Polizeigebäude von Lobo’s Nod, zwei davon waren leer. Der Impressionist saß in der dritten, er lag ruhig auf der Pritsche und starrte an die Decke. Er blickte auf, als Jazz den Arrestbereich betrat, und schwang die Beine auf den Boden.
    » Fünf Minuten«, sagte G. William. » Und weder die Hände noch sonst etwas durchs Gitter stecken. Keiner von euch beiden.«
    Dann ging er.
    Jazz starrte den Impressionisten an. Der Impressionist hielt dem Blick stand. Jazz erkannte, dass er nicht eine Person ansah, sondern etwas, das sich als Person ausgab. Es war ein Blick, den er jahrelang auf Billys Gesicht gesehen hatte, aber er hatte die Macht und Intensität dieses Ausdrucks vergessen, so wie man zwar noch weiß, dass eine Speise würzig war, aber sie wieder essen muss, um ihre Schärfe wirklich wahrzunehmen.
    » Hallo, Jasper«, sagte der Impressionist. » Oder… warte. Du bevorzugst › Jazz‹, nicht wahr? Und jetzt wirst du gleich sagen: ›Nur meine Freunde nennen mich Jazz‹. Aber wir sind uns viel näher als Freunde, du und ich. Ich habe alle Regeln für dich verletzt. Ich habe meine eigenen Drähte durchgeschnitten. Bin zu meiner eigenen Marionette geworden.«
    Wovon um alles in der Welt redete der Mann?
    » Sie sind ein Nichts«, sagte Jazz. » Ein leeres Blatt Papier, das bedruckt werden muss, und Billy hat Sie bedruckt. Sie sind wie alle anderen Soziopathen– im Inneren hohl.«
    Außer dass vielleicht Informationen in ihm steckten.
    Der Impressionist lachte ein leeres Lachen. » Das würdest du gern denken. Ich habe mich widersetzt für dich. Nur um dich besser zu machen. Ich hätte weitertöten können. Ich hätte so erfolgreich wie dein Vater werden können. Aber ich bin von meinem Weg abgewichen. Weil ich Potenzial in dir sah. Ich sehe es immer noch.« Er beugte sich näher zum Gitter. » Ich werde dir nichts verraten. Nichts außer diesem: Nimm dein Schicksal an. Ich habe es getan, und ich bedaure nichts. Auch wenn ich hier gelandet bin.«
    Genug von dem falschen psychologischen Mist. » Sie hatten einen Brief in der Tasche«, sagte Jazz. » Die Polizei hat ihn gefunden, als man Sie durchsucht hat.«
    Er hielt eine Fotokopie des Schreibens hoch, in dem die Profile aller Opfer aufgelistet waren. Ganz am Schluss hieß es darin auch:
    Unter keinen Umständen darfst du dich dem Dent-Jungen nähern.
    Lass ihn in Ruhe.
    Fordere ihn nicht heraus.
    Jasper Dent ist tabu.
    Der Impressionist zuckte mit den Achseln.
    » Es ist nicht Ihre Handschrift, und es ist nicht Billys. Da ist noch wer draußen. Ich weiß, dass mein Vater kranke Fans hat. Sagen Sie mir, wer mit Ihnen gearbeitet hat. Wer hat ihm bei der Flucht geholfen? Wie viele seid ihr? Wie viele von euch kranken Arschlöchern verrichten da draußen sein Werk?«
    Nichts.
    Jazz hörte wie immer die Stimme seines Vaters. Du wirst nicht einmal merken, dass du die Grenze überquert hast, bis du sie weit hinten im Rückspiegel siehst.
    Vielleicht war es so.
    » Haben Sie eine Möglichkeit, mit meinem Vater Kontakt aufzunehmen?«, fragte Jazz. » Nein, warten Sie. Spielt keine Rolle. Antworten Sie nicht. Sie würden sowieso nur lügen.«
    Noch immer nichts. Ein wahrhaft Gläubiger. Ein echter Fan. Der Impressionist würde eher sterben, als Billy Dent verraten.
    » Hören Sie zu«, sagte Jazz und lehnte sich ans Gitter, und sein Herz machte einen Freudensprung, als der Impressionist erschrocken zurückwich. » Hören Sie genau zu. Falls Sie Kontakt mit meinem Vater aufnehmen können, möchte ich, dass Sie ihm eine Nachricht ausrichten. Sagen Sie ihm, dass ich ihm auf der Spur bin. Dass ich ihn jage. Sagen Sie ihm, ich benutze alle Tricks, die er mir beigebracht hat, und ich werde nicht ruhen, bis ich ihn aufgespürt habe. Und richten Sie ihm auch das aus: Er hat einmal gesagt, ich sei ein Killer, ich hätte nur noch niemanden getötet.– Sagen Sie ihm, ich werde töten… Sobald ich ihn erwischt habe.«

38
    Eine Woche später
    » Wann kommt meins?«, quengelte Howie.
    » Später«, sagte Jazz und setzte sich in Positur. »

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