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Suzannah und der Bodyguard

Suzannah und der Bodyguard

Titel: Suzannah und der Bodyguard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Wilson
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KAPITEL 1
    Detective John Quigley betrat Gerichtssaal 2 und zog leise die Tür hinter sich zu. Von den wenigen Sitzplätzen blickten ein oder zwei Zuschauer kurz zu ihm auf, wandten ihre Aufmerksamkeit aber gleich wieder dem vorderen Teil des Gerichtssaals zu, wo gerade ein junger Streifenpolizist vereidigt wurde.
    Quigg nahm Platz und sah sich in dem düsteren fensterlosen Raum mit der niedrigen Decke um. Bezirksgericht . Kein Vergleich zum Queen’s Bench, dem Gerichtssaal ein Stockwerk höher, oder zu den Räumlichkeiten des Court of Appeal, dem Berufungsgericht im obersten Stockwerk. Trotz der wenig beeindruckenden Ästhetik herrschte hier unten ziemlich reges Treiben. In seinen fünfzehn Jahren bei der Polizei von Fredericton hatte Quigg schon eine ganze Reihe von „Kunden“ durch diese Türen geschickt. Türen, die sich nur allzu oft als Drehtüren erwiesen und die Delinquenten sofort wieder auf die Straße beförderten, wo sie gleich das nächste Verbrechen begehen konnten.
    Bei diesem Gedanken richtete Quigg seinen Blick auf den Angeklagten. Sauber rasiert und ordentlich gekleidet saß er auf der rechten Seite des Saals neben dem Hilfssheriff. Seine langen Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden und glänzten im fluoreszierenden Licht blauschwarz. Falls er sich Quiggs forschender Musterung bewusst war, verriet er dies mit keiner Miene. Vielmehr hielt er seine Augen starr und ausdruckslos direkt auf den Zeugen gerichtet.
    „Ihr Zeuge, Mr Roth.“
    Bei den Worten des Richters sah Quigg wieder nach vorn.
    „Vielen Dank, Euer Ehren.“ Der Staatsanwalt bog das Mikrofon auf dem Tisch zu sich heran und stellte seine erste Frage. Mike Langan, der unglaublich jung aussehende Constable im Zeugenstand, antwortete knapp und präzise.
    Im Laufe der folgenden fünfzehn Minuten stellte der Staatsanwalt eine sorgfältig ausgewählte Frage nach der anderen und baute seinen Fall methodisch auf. Constable Langan gab sich zuversichtlich und selbstbewusst. Des Öfteren zog er seine Notizen zu Rate, die offenbar ziemlich ausführlich und umfangreich waren. Quigg lockerte seine Finger und lehnte sich auf seinem Platz zurück. Was konnte schon schiefgehen?
    Alles.
    Sein Blick wanderte zu dem Bereich des Gerichtssaals, den er bisher bewusst vermieden hatte, dem Tisch der Verteidigung. Suzannah Phelps . Dort saß sie, mit geradem Rücken und die blonden Haare am Hinterkopf zum Zopf gebunden. Trotz der zeltähnlichen schwarzen Robe wirkte sie immer noch so elegant wie ein Model. Sein Puls beschleunigte sich leicht.
    Verdammt, warum tat er sich das nur an? Er müsste eigentlich gar nicht hier sein. Heute war sein freier Tag. Er hatte nicht das Geringste mit diesem Fall oder mit Constable Langan zu tun.
    Weil du ein bescheuerter Masochist bist.
    „Noch Fragen im Kreuzverhör, Miss Phelps?“
    Die Stimme des Richters riss ihn aus seinen Gedanken.
    „Nur ein paar, Euer Ehren.“
    Nur ein paar ? Aber klar doch.
    „Fahren Sie fort.“
    Quigg sah zu Langan hinüber und bemerkte, wie der jüngere Mann sich verkrampfte. Entspann dich, Mann . Er versuchte, ihm gedanklichen Beistand zu leisten und hoffte, er würde es spüren. Lass dich von ihr nicht nervös machen. Lass dich nicht in die Enge treiben.
    „Nun, Constable Langan, Sie haben meinen Mandanten also nicht mit eigenen Augen vom Tatort fliehen sehen?“
    „Nein, Ma’am. Nicht vom eigentlichen Tatort. Allerdings habe ich vier Blocks vom Tatort entfernt einen Mann flüchten sehen, auf den die Beschreibung passte.“
    „Und von wem stammte diese Beschreibung?“
    „Vom Ladeninhaber.“
    „Und er hat ihn beschrieben als …“
    „Als Indi… äh, als Angehörigen der First Nations, durchschnittlich groß, stämmig, mit langem schwarzen Haar und Pferdeschwanz.“
    „Waren das exakt die Worte des Ladeninhabers? Angehöriger der First Nations?“
    „Wie?“
    „Hat der Ladeninhaber den Täter als Eingeborenen bezeichnet? Als amerikanischen Ureinwohner? Als Angehörigen der First Nations?“
    „Nicht wirklich.“
    Quigg ließ sich tiefer in seinen Stuhl sinken. Langan steuerte direkt auf den Abgrund zu und merkte es noch nicht mal.
    „Als was genau hat er ihn denn bezeichnet?“
    „Er brachte deutlich zum Ausdruck, dass es sich um einen Indianer handelte.“
    „War dies das von ihm benutzte Wort? Indianer?“
    „Nein.“ Constable Langan rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Er senkte den Blick wieder auf seine Notizen.
    „Was waren seine genauen Worte,

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