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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina J.
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Aber alles war noch da. Meine Mutti gab es noch, meine Brüder gab es noch und alles andere auch. Nur hat meine Mutti eben entschieden, dass ich weg muss und so kam ich weg. Ich war draußen vor dem Haus, es war Wochenende und wir hatten Schulferien. Ein Motorrad hielt vor unserem Haus und ein Mann, den ich nicht kannte und auch nicht beachtete, weil ich ihn ja noch nie gesehen hatte. Er ging in unser Haus. Mutti hat mich hoch gerufen und da war dann dieser Mann, der mit dem Motorrad gekommen war bei uns in der Stube. Meine Mutti sagte mir dann so ganz einfach, dass das mein Vater ist und er mich jetzt sofort mitnimmt und ich mich deswegen jetzt umziehen müsse. Dann sah ich den Koffer stehen und bekam es mit der Angst zu tun. Wohin? Wie lange? Ich allein? Kann ich nicht zu Hause bleiben in den Ferien? Ich will nicht mit!
    Der Koffer war fertig gepackt für mich – ich wusste das nicht. Ja, so war es. Mutti sagte mir, dass ich jetzt und sofort mit meinem richtigen Vater zu ihm nach Hause mitfahren werde und dort bleiben werde. Sie sagte nicht warum. Sie sagt nicht, wie lange. Alles blieb zurück, meine Stammbuchbilder, meine ganzen kleinen Schätze, eben das, was man so als kleines Mädchen ansammelt. Lieblingsbücher, Bilder, Spielkram und vor allem, mein über alles geliebter Teddy, alles blieb zurück.
    Ich dachte doch nicht, dass der nicht mit im Koffer ist und gefragt, was ich alles mitnehmen darf, das habe ich natürlich nicht. Ich war viel zu sehr erschrocken, um an irgendetwas zu denken oder mich zu wagen, etwas zu fragen.
    Es geschah einfach nur alles.
    Meine Mutti hat mich einfach so fortgeschickt zu meinem Vater, den ich gar nicht kannte. Ohne mich haben sie weiter in Leipzig gewohnt, meine Mutti und meine 2 Brüder. Ob mich einer vermisst hat? Ich habe nie einen Brief bekommen, meine Brüder haben mir nie geschrieben oder nach mir gefragt, so als hätte es mich nie gegeben. Es wäre besser gewesen, es hätte mich nicht gegeben.
    Ich hatte solche Sehnsucht nach Hause und nach meiner Mutti. Ich habe es niemandem gesagt. Es wollte auch keiner hören. Als wir bei meinem Vater zu Hause ankamen, nahm meine Stiefmutter sofort meinen Koffer, öffnete ihn und sortierte meine Sachen in Lumpen und „Brauchbares.“ Sie fragte mich nicht, was ich gerne hatte, was ich am liebsten anziehe und woran ich hänge. Sie bestimmte einfach und ich stand daneben und musste zusehen, wie sie festlegte, was weggeworfen wird und was nicht.
    Mutti hatte mir 2 Schürzen genäht, auf die war ich ganz stolz, die Schürzen kamen auf den Lumpenhaufen und ich wagte mich, sie zu nehmen und an mich zu drücken. Ich wollte sie behalten, sie gehörten doch mir und Mutti hatte sie für mich genäht! Da stand mein Vater vom Sessel auf, nahm mir die Schürzen weg und zerriss sie ganz einfach und sagte: „So, nun sind es Lumpen.“ Und warf sie zurück auf den Haufen. Dann war mein Koffer leer und ich hatte fast nichts mehr zum Anziehen. Ich stand da und heulte, heulte hauptsächlich meinen 2 Schürzen nach. Nun hatte ich gar nichts mehr von Mutti und ich war allein hier, wo ich nicht sein wollte. Das waren meine ersten Tränen in meinem neuen Zuhause. Es war alles so schlimm, ich wusste nicht, was mir geschah. Warum durfte ich nicht bei Mutti und meinen Brüdern sein? Was soll ich hier?
    Wegen meinem großen Bruder müsste ich ja froh sein, aber das war ich nicht, ich wollte nach Hause! Es war alles so ungerecht. Was habe ich denn getan? Ich habe doch nichts schlechtes gemacht? Oder doch? Ja, ich war an allem Schuld!
    Vati ist eingesperrt worden wegen mir und Mutti ist böse mit mir deswegen. Sie will mich nun nicht mehr. Es hat mir keiner gesagt, dass ich abgeholt werde, bis zu der Stunde, als ich mitfahren musste. Wieso überhaupt? Warum hat Mutti mich weggeschickt? Mein Stiefvater ist doch eingesperrt worden und von Opa und Werner und all dem Anderen habe ich nichts gesagt, da wusste sie doch nicht davon.
    Ich dachte doch, sie wird mir helfen, mich lieb haben, denn ich habe sie lieb und wollte das alles doch gar nicht, aber ich durfte doch nichts sagen. Ich habe mich so geschämt und ich hatte Angst, ihr weh zu tun, weil Vati immer gesagt hat, er hat mich lieber als sie. Und er hat gesagt, was passieren wird, wenn ich unser Geheimnis verrate. Wir kommen ins Heim, er ins Gefängnis und Mutti wird sich umbringen. Ich hatte doch Angst, dass das alles passieren wird und ich schämte mich so sehr, deswegen schwieg ich. Vielleicht will oder

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