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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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bei sich. Laney, der kein Japanisch lesen kann, hat gesehen, dass alle drei Exemplare dasselbe lächelnde Foto des »Anzugs« ziert, zweifellos in besseren Tagen und aus irgendeinem Grund mit einem Hockeyschläger in der Hand. Laney weiß (ohne zu wissen, woher), dass dies eine jener selbstgefälligen Autobiografien ist, die gewisse Manager sich zwecks Eigenwerbung von Ghostwritern schreiben lassen. Doch die weitere Geschichte des »Anzugs« ist Laney —
und sehr wahrscheinlich auch dem »Anzug« selbst – verborgen.
    Laney ist zwar mit anderen Dingen beschäftigt, aber ihm kommt doch der Gedanke, dass es ziemlich schlecht um ihn, Laney, bestellt sein muss, wenn er den »Anzug« als seinen präsentableren Vertreter zum Drugstore schickt.
    Und das ist natürlich auch so, aber angesichts der nilbreiten Datenflut, die ihn fortwährend durchströmt, von einem inneren Horizont zum anderen, scheint es ihm kaum von Bedeutung zu sein.
    Laney ist sich jetzt bewusst, dass er namenlose Fähigkeiten besitzt. Formen der Wahrnehmung, die es vorher vielleicht noch gar nicht gegeben hat.
    Er nimmt zum Beispiel auf unmittelbare räumliche Weise etwas wahr, was der Totalität der Infosphäre sehr nahe kommt.
    Er empfindet sie als eine einzige unbeschreibliche Form, etwas, was für ihn wie in Brailleschrift vor einem undefinierbaren Unter- oder Hintergrund steht, und sie schmerzt ihn so wie — in den Worten der Dichterin – die Welt Gott. Er erspürt in ihr Potenzialitätsknoten im Verlauf von Linien, die Historien des Geschehenen auf dem Wege zum Nochnicht sind. Er ist einer Sichtweise sehr nahe, glaubt er, in der Vergangenheit und Zukunft ein und dasselbe sind; seine Gegenwart kommt ihm zunehmend beliebig vor, wenn er gezwungen ist, wieder in sie zurückzukehren; ihre Position in der Zeitlinie, die Colin Laney ist, scheint ihm eher in praktischen Dingen begründet als durch ein absolutes Jetzt definiert zu sein.
    Laney hat sein Leben lang das Wort vom Tod der Geschichte gehört, doch nun, konfrontiert mit der wahren Form alles menschlichen Wissens, aller menschlichen Erinnerung, begreift er allmählich, dass es so etwas in gewissem Sinn eigentlich nie gegeben hat.

    Keine Geschichte. Nur die Form, und die setzt sich aus kleineren und immer kleineren Formen zusammen, ein spiralförmiger fraktaler Abstieg bis in die allerfeinsten, die unendlich feinen Auflösungen hinein.
    Aber es gibt den Willen. »Zukunft« ist dem Wesen nach pluralisch.
    Und deshalb beschließt er, nicht zu schlafen, und schickt den »Anzug« noch mehr Regain holen, und als der Mann unter der melonenfarbenen Decke hindurch hinauskriecht, bemerkt er, dass dessen Knöchel in einer Imitation schwarzer Socken mit so etwas wie Asphalt bemalt sind.

26 BAD SECTOR
    Chevette kaufte sich an einem Karren auf der oberen Ebene zwei Hähnchen-Sandwiches und machte sich wieder auf die Suche nach Tessa.
    Der Wind hatte gedreht und sich dann gelegt, und mit ihm die Anspannung vor dem Sturm, diese merkwürdige Erregung.
    Unwetter waren eine ernste Angelegenheit auf der Brücke. Schon ein böiger Tag erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass jemand zu Schaden kam. Bei aufkommendem Wind kam man sich auf der Brücke wie auf einem Schiff vor, das felsenfest im Grund der Bucht verankert war, aber gegen diese Verankerung ankämpfte. Die Brücke selbst bewegte sich in Wirklichkeit nie, ganz gleich, was passierte (obwohl Chevette vermutete, dass sie sich bei dem Erdbeben bewegt haben musste, denn deshalb wurde sie ja nicht mehr für ihren eigentlichen Zweck benutzt), aber alles, was später hinzugefügt worden war, das alles konnte sich durchaus bewegen, und wenn man Pech hatte, tat es das auch — mit katastrophalen Folgen. Aus diesem Grund also rannten die Leute umher, wenn Wind aufkam, und überprüften Spannmuttem, Flugzeugkabel, zweifelhafte Geflechte von Fichtenholzkonstruktionen …
    Skinner hatte ihr das alles eher nebenher als in Form richtiger Vorträge beigebracht, obwohl er durchaus so seine Art gehabt hatte, Vorträge zu halten. Einer hatte davon gehandelt, wie es hier gewesen war in der Nacht, als die Brücke von den Obdachlosen besetzt worden war. Wie es gewesen war, die Absperrungen aus Maschendrahtzaun zu
erklimmen und umzustürzen, die errichtet worden waren, nachdem der Verkehr wegen der von dem Erdbeben angerichteten Schäden an der Struktur der Brücke eingestellt werden musste.
    Nicht so lange her, nach Jahren gerechnet, aber eine Art Lebenszeit, was den Charakter

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