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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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ist jetzt nicht so wichtig. Mir geht es darum, dass Harwood ein nicht nachlassendes Interesse an der Nanotechnologie an den Tag gelegt hat, und manifestiert hat sich das erst kürzlich in einer Zusammenarbeit zwischen der Nanofax AG in Genf …«
    »Eine Harwood-Fassade«, fällt ihm der Hahn ins Wort, »gelenkt von einer Scheinfirma auf Antigua …«
    »Sei still«, und der Hahn gehorcht. »Zwischen der Nanofax AG in Genf und der Lucky Dragon Corporation in Singapur. Lucky Dragon ist natürlich ein Kunde von Harwood Levine.«
    »Nanofax?«
    »Alles, was der Name besagt«, erklärt Klaus, »und auch erheblich weniger.«
    »Was soll das heißen?«
    »Die Nanofax AG bietet eine Technologie an, die auf digitale Weise Gegenstände reproduziert – physisch und über räumliche Entfernungen hinweg. Innerhalb gewisser sehr enger Grenzen natürlich. Wenn man eine Kinderpuppe in ein Lucky-Dragon-Nanofax in London legt, wird sie beispielsweise im Lucky-Dragon-Nanofax in New York reproduziert …«
    »Wie?«
    »Mit Assemblern, aus allem, was verfügbar ist. Aber man hat dem System strenge juristische Beschränkungen auferlegt. Es darf zum Beispiel keine funktionierende Hardware reproduzieren. Und natürlich schon gar keine funktionierenden Nano-Assembler.«

    »Ich dachte, es wäre bewiesen, dass das eh nicht hinhaut«, sagt Laney.
    »O nein«, sagt der Hahn, »sie wollen es nur nicht.«
    »Wer, sie?«
    »Die Nationalstaaten«, sagt der Hahn. »Erinnerst du dich noch an die?«

48 IM JETZT
    Rydell beobachtete den Mann vor sich, wie er sich vorwärtsbewegte, und empfand etwas Kompliziertes, Ungreifbares, was jedoch trotzdem zu ihm durchdrang, durch den Schmerz in seiner Seite, den Schmerz, der zubiss, wenn er eine falsche Bewegung machte. Er hatte immer von einer besonderen Form von Eleganz geträumt: sich einfach zu bewegen, auf die richtige Art, ohne darüber nachzudenken. Wachsam, entspannt, präsent. Und irgendwie wusste er, dass er genau das jetzt vor sich sah, bei diesem Mann, dem er folgte, der vielleicht fünfzig Jahre alt war und offenbar — ohne darüber nachzudenken – sich so bewegte, dass er dabei stets in jedem kleinsten verfügbaren Schatten blieb. Aufrecht in seinem langen Wollmantel, die Hände in den Taschen, bewegte er sich einfach, und Rydell folgte ihm, in seinem Schmerz und der dadurch bedingten Unbeholfenheit, aber auch im Schmerz seines jugendlichen Herzens, des Jungen in ihm, der all diese Jahre so wie dieser Mann hatte sein wollen, wer und was der auch immer sein mochte.
    Ein Killer, rief Rydell sich in Erinnerung und dachte an den Gewichtheber, den sie zurückgelassen hatten; Rydell wusste, dass Töten nicht der explosive, kurze Händedruck im Film war, sondern eine schreckliche dunkle Ehe bis zum Grab und vielleicht (obwohl er es nicht hoffte) sogar darüber hinaus, denn in seinen Träumen spukte noch immer manchmal der Schatten von Kenneth Turvey, dem einzigen Menschen, den er jemals hatte töten müssen. Obwohl er nie Zweifel daran gehegt hatte, dass es unumgänglich gewesen war, Turvey zu töten, weil dieser mit wahllosen
Schüssen durch die Tür eines Schranks mit den von ihm eingesperrten Kindern seiner Freundin darin demonstriert hatte, dass er es ernst meinte. Wenn man jemanden tötete, ließ man sich damit auf eine schreckliche und dauerhafte Sache ein, glaubte Rydell, und er wusste auch, dass gewalttätige Kriminelle im wirklichen Leben ungefähr so romantisch waren wie ein Schoß voller Gedärme. Trotzdem war er nun hier und gab sich alle Mühe, mit diesem grauhaarigen Mann mitzuhalten, der gerade jemanden auf eine Art getötet hatte, die Rydell nicht einmal genauer hätte spezifizieren können, aber leise und ohne viel Aufhebens; der gerade jemanden getötet hatte, wie ein anderer vielleicht das Hemd wechseln oder eine Flasche Bier aufmachen würde. Und etwas in Rydell sehnte sich derart danach, so zu sein, dass er, als er es nun merkte, errötete.
    Der Mann blieb stehen – im Schatten – und schaute sich um. »Wie geht es Ihnen?«
    »Gut«, sagte Rydell, wie beinahe immer, wenn jemand ihm diese Frage stellte.
    »Es geht Ihnen nicht ›gut‹. Sie sind verletzt. Sie könnten innere Blutungen haben.«
    Rydell blieb vor ihm stehen, die Hand an seine brennende Seite gepresst. »Was haben Sie mit dem gemacht?«
    Man hätte nicht sagen können, dass der Mann lächelte, aber die Falten in seinen Wangen schienen ein wenig tiefer zu werden. »Ich habe die Bewegung vollendet, die er begonnen

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