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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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sollte.
    Sublett war nicht sonderlich wild darauf, darüber zu reden, aber Rydell hatte sich zusammengereimt, dass diese Leute glaubten, Video sei das bevorzugte Kommunikationsmittel des Herrn und der Bildschirm selbst so etwas wie ein permanent brennender Busch. »Er steckt in den Details«, hatte Sublett einmal gesagt. »Man muss genau hinschauen, um Ihn zu sehen.« Welche Form diese Verehrung auch immer angenommen hatte, eins war klar: Sublett hatte mehr ferngesehen als jeder andere Mensch, dem Rydell je begegnet war, vor allem alte Spielfilme auf Kanälen, auf denen nichts anderes lief. Sublett sagte, Gunhead sei der Name eines Roboterpanzers in einem japanischen Horrorfilm. Hernandez war der Meinung, dass Sublett den Namen selbst drangeschrieben hatte. Sublett stritt das ab. Hernandez befahl ihm, ihn wegzumachen. Sublett ignorierte ihn. Er stand immer noch dran, aber Rydell wusste, dass Sublett viel zu gesetzestreu war, um etwas mutwillig zu beschädigen, und überhaupt hätte ihn die Tinte in dem Marker umbringen können.
    Sublett hatte schlimme Allergien. Da er von diversen Reinigungs- und Lösungsmitteln Schockzustände bekam, konnte man ihn nicht dazu bringen, auch nur einen Fuß in die Autowaschanlage zu setzen. Nie. Die Allergien machten ihn auch lichtempfindlich, so dass er verspiegelte Kontaktlinsen tragen musste. Zusammen mit der schwarzen IntenSecure-Uniform und seinen trockenen blonden Haaren verliehen ihm die Kontaktlinsen das Aussehen eines faschistischen
Ku-Klux-Klan-Roboters. Was im falschen Laden auf dem Sunset zu Komplikationen führen konnte, angenommen, es war drei Uhr morgens, und man wollte eigentlich nichts weiter als ein Mineralwasser und eine Cola. Aber Rydell war immer froh, wenn er ihn in seiner Schicht hatte, denn er war wohl der entschieden gewaltloseste Privatcop, den man finden konnte. Und er war vermutlich nicht mal verrückt. Beides eindeutige Pluspunkte in Rydells Augen. Wie Hernandez immer wieder gern betonte, gab es in Südkalifornien strengere Regeln dafür, wer Friseur werden konnte und wer nicht.
    Wie Rydell waren viele Mitglieder im bewaffneten Streifenteam von IntenSecure ehemalige Polizisten. Einige waren früher sogar beim LAPD gewesen, beim Los Angeles Police Department, und nach den Vorschriften der Firma bezüglich des Verbots von Waffen im Dienst zu schließen, ging man davon aus, dass seine Kollegen mit ganzen Eisenwarenläden im Gepäck aufkreuzen würden. An den Türen zu den Personalräumen waren Metalldetektoren, und Hernandez hatte für gewöhnlich eine Schublade voller Dolche, Nunchakos, Betäubungspistolen, Schlagringe, Stiefelmesser und was die Detektoren sonst noch so aufgespürt hatten. Wie freitagmorgens an einer Highschool in South Miami. Nach der Schicht gab Hernandez alles zurück, aber wenn sie zum Dienst gingen, sollten sie mit ihren Glocks und den Chunkern auskommen.
    Die Glocks waren Standardmodelle aus Polizeibeständen und mindestens zwanzig Jahre alt. IntenSecure hatte ganze Wagenladungen von den Dingern von Polizisten gekauft, die es sich leisten konnten, auf Vollmantelmunition umzusteigen. Wenn man sich strikt an die Vorschriften hielt, dann ließ man die Glocks in ihren Kunststoffhalftern stecken und pappte diese mit Klettband an die Mittelkonsole des Wagens. Sobald man zum Einsatz rausging, nahm man eine Pistole im Halfter von der Konsole und klebte sie an
die dafür vorgesehene Stelle an der Uniform. Das war der einzige Moment, in dem man sich mit einer Schusswaffe außerhalb des Wagens aufhalten durfte: wenn man wirklich im Einsatz war.
    Die Chunker waren nicht mal Schusswaffen, jedenfalls nicht in juristischem Sinn, aber eine Zehn-Sekunden-Salve auf kurze Distanz würde dem Getroffenen das Gesicht wegfetzen. Es waren israelische Aufstandsbekämpfungswaffen, die mit Luftdruck arbeiteten und zolldicke Würfel aus recyceltem Gummi abfeuerten. Sie sahen wie das Ergebnis der widernatürlichen Vereinigung eines Bullpup-Sturmgewehrs mit einer Heftmaschine aus, nur dass sie aus leuchtend gelbem Kunststoff waren. Wenn man den Abzug betätigte, kamen diese Brocken in einer ununterbrochenen Salve heraus. Wenn man richtig gut war mit so einem Ding, konnte man sogar um die Ecke schießen; man musste die Geschosse nur von einer geeigneten Fläche abprallen lassen. Auf kurze Distanz würde eine Sperrholzplatte bei Panzerfeuer schließlich in die Brüche gehen, und bis zu etwa dreißig Metern Entfernung hinterließen die Gummiklumpen größere

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