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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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    Der Killer trug eine weiße Kapuze. Sie bedeckte seinen Kopf und ließ nur zwei schmale Schlitze für die Augen frei. Er lauerte in den Büschen am Ufer des Savannah Rivers, nur ein paar Schritte von der Talmadge Memorial Bridge entfernt, und wartete auf sein Opfer. Er brauchte weder eine Schusswaffe noch ein Messer, nicht für diesen Mord, ihm genügten seine Hände und der Kartoffelsack, den er mitgebracht hatte. Auch eine starke und durchtrainierte Frau wie sie würde er auf diese Weise umbringen können.
    Die dichten Nebelschwaden, die an diesem frühen Morgen vom Fluss heraufzogen, waren die perfekte Tarnung für ihn. Selbst die Positionslampen der geschwungenen Brücke waren nur verschwommen zu sehen. Das Tuten eines Frachters, der in den Hafen von Savannah einlief, tönte unheilvoll über den Fluss und verhallte als dumpfes Echo zwischen den alten Lagerhallen.
    Der Joggingpfad führte dicht am Versteck des Killers vorbei und unter der Brückenauffahrt hindurch. Nur wenige Menschen benutzten ihn um diese Zeit. Es bestand kaum Gefahr, von einem unerwünschten Zeugen bemerkt zu werden. Selbst wenn jemand in der Nähe war, würde er vor Schreck davonlaufen. Die weiße Kapuze wirkte noch immer, auch wenn der Ku-Klux-Klan lange nicht mehr so gefürchtet war wie vor fünfzig oder sechzig Jahren. Eigentlich ein Jammer.
    Der Killer blickte auf seine Armbanduhr. Kurz vor sechs Uhr. Pünktlich um sechs würde Angie Rydell die Brücke erreichen, so wie an jedem Werktag. Ihr Pech, dass sie jedenMorgen zu dieser unchristlichen Zeit joggen ging und sich in diese einsame Gegend wagte. Unter der Brücke hindurch und dieselbe Strecke zurück, auf dem Rückweg an einem Coffee-Shop vorbei, eine Latte und einen Blueberry-Muffin mitgenommen und zum Duschen und Umziehen in den dritten Stock des alten Mietshauses, in dem ihr Apartment lag. Um kurz vor acht zum Drugstore an der nächsten Ecke, im Lager oder an der Kasse arbeiten, immer dieselbe Schicht. Diese Angie Rydell war ein Gewohnheitstier. Nur abends war sie flexibler. Da blieb sie entweder zu Hause vor dem Fernseher, traf sich mit Freunden oder ging in eine der Kneipen an der River Street und schleppte einen Mann ab. Ein Grund mehr, sie am frühen Morgen zu töten. So wie ihre Mutter, deren Leiche man damals aus dem Hafenbecken gezogen hatte … in einem Kartoffelsack.
    Er zupfte seine Kapuze zurecht, um sicherzugehen, dass sie nicht verrutschte und seine Sicht behinderte. Ein wenig albern die Verkleidung und unpraktisch dazu, aber sie musste sein. Nur so ergab der Mord einen Sinn. Seine Opfer sollten wissen, dass der Klan für ihren Tod verantwortlich war, auch wenn sie nur noch ein paar Minuten zu leben hatten, sobald sie seine Verkleidung sahen. Ihm gab die Kapuze mehr Sicherheit und das Gefühl, für eine gerechte Sache unterwegs zu sein, im Auftrag einer höheren Macht zu morden. Die Vergangenheit musste lebendig werden, wenn Jeremy Hamilton jemals Ruhe finden sollte.
    Ein Artikel in der Morning News hatte ihm den letzten Anstoß gegeben. Einer dieser liberalen Schmierer, die dafür gesorgt hatten, dass es ein Nigger sogar ins Weiße Haus geschafft hatte. Als Richter und Bürgermeister, sogar als Cops waren sie ja schon seit den Siebzigern unterwegs.
    »Die Zeiten haben sich geändert«, hatte der Mann geschrieben, »selbst in Savannah, einer Stadt im tiefen Südender Vereinigten Staaten, die vor knapp fünfzig Jahren noch für ihre rigide Rassentrennung bekannt war, leben Afroamerikaner heute gleichberechtigt neben weißen Bewohnern.« Afroamerikaner, allein dieses lächerliche Wort brachte ihn schon in Rage. Nigger waren das, nichts anderes! Die dachten wohl, sie hätten es geschafft, weil sie Jeremy noch vierzig Jahre nach seinem Feldzug hinter Gitter gebracht hatten. Haarscharf war er an der Todesstrafe vorbeigeschrammt. Die tödliche Nadel, weil er ein paar Nigger und ihre Freunde bestraft hatte, das musste man sich mal vorstellen! Höchste Zeit, den liberalen Drecksäcken zu zeigen, dass der Klan genauso stark war wie früher. Vor fünfzig Jahren hatten die Bürger den Klansmännern noch zugejubelt, als sie in ihren weißen Mänteln und Kapuzen durch die Innenstadt marschiert waren und mit brennenden Kreuzen daran erinnert hatten, wer in Savannah, Georgia, das Sagen hatte.
    Mit der Kapuze über dem Kopf holte er diese Zeiten zurück. Nur so würde er das richtige Feeling spüren, wenn er die weiße Schlampe ihrer gerechten Strafe zuführte. In wenigen

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