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Idylle der Hyänen

Idylle der Hyänen

Titel: Idylle der Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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persönlichen Beißzange, dann weggeschmissen.« Badura redete mit gesenktem Kopf und gelangweilter Stimme.
    »Was haben Sie mit dem Handy von Frau Schubart gemacht?«
    »Nichts Besonderes«, sagte Badura. »Ich hab es mit meinem persönlichen Hammer zertrümmert, dann in den Mülleimer geworfen.«
    »Wo war das?«
    »Auf einem Rastplatz. Ich zeig Ihnen die Stelle auf der Landkarte. Ich versteh genau, warum diese Dinge wichtig für Sie sind. Ihr Bild muß stimmen, Ihr Bild von dem, was Sie für die Wahrheit halten. Weiße Stellen in Ihrer Polizeiakte sind für alle Beteiligten die Hölle. Das versteh ich. Sie verwalten das alles, was Leute wie ich Ihnen zumuten. Muß so sein. Gewähren Sie mir eine Bitte?« Er hob den Kopf, blickte mit starrem Blick zum Fenster und wandte sich dann an den Kommissar. »Darf ich meine Frau noch einmal sehen?«
    23   Die Ermordung Gottes
    S igi Nick schenkte in der Runde Kaffee nach, humpelte zu seinem Platz, setzte sich und sah Esther an, die neben ihm saß; sie sagte ebenso kein Wort wie die übrigen acht Apostel. Jeder von ihnen hatte eine dreiundzwanzigseitige, am linken Rand zusammengeheftete Akte vor sich liegen, einen Kugelschreiber und einen Notizblock, und alle hatten die Protokolle mit Anmerkungen versehen.
    »Lies eine Stelle«, sagte Silvester Weningstedt, der als einziger sein Sakko nicht ausgezogen hatte, »auch wenn wir nicht beim Essen sind.«
    Im Büro war es warm, aber sie hatten die Fenster geschlossen, weil es aussah, als würde es jeden Moment zu regnen anfangen.
    Fischer nahm das Buch, auf das er die Akte gelegt hatte.
    »Die Buddhisten würden sagen: Alle Dinge wären in Ordnung, wenn die Menschen nur dem edlen achtfachen Pfad des Dharma folgen würden und wahre Einsicht in das Selbst hätten. Der Christ sagt uns, wenn wir nur an Gott glaubten, hätten wir eine bessere Welt. Der Vernunftmensch behauptet, wenn die Menschen intelligent und vernünftig wären, könnten alle unsere Probleme gelöst werden. Das Verdrießliche ist, daß niemand von diesen allen die Probleme selbst lösen kann. Christen fragen oft, warum Gott nicht zu ihnen spreche, wie er es in früheren Zeiten getan haben soll. Wenn ich solche Fragen höre, denke ich immer an den Rabbi, der gefragt wurde, wie es komme, daß Gott sich früher den Menschen so oft gezeigt habe, ihn heutzutage aber niemand mehr zu sehen bekomme. Der Rabbi antwortete: Heutzutage gibt es niemanden mehr, der sich tief genug bücken kann.« Fischer legte das schmale, mit Hieroglyphen bedruckte Lesezeichen zwischen die Seiten, schlug das Buch zu und legte die Akte darauf, das Protokoll seiner Vernehmung.
    Mit einem Blick in den Kreis seiner Kollegen schlug Weningstedt die erste Seite um und nahm seinen Kugelschreiber. »Für Dr. Dornkamm wurde die Frau erhängt. Er kann keine gerichtsverwertbaren Beweise für eine Selbsttötung erbringen. Ein Suizid ist nicht nachzuweisen.«
    »Schließt Dornkamm ihn aus?« fragte Fischer.
    »Das kann er nicht. Aber wir werden uns hier nicht in die Sphäre einer metaphysischen Beweiserhebung begeben. Ich lese die Aussagen des Täters, er gibt vor, die Wahrheit zu sagen, aber er lügt, und wir wissen es. Er hat die Frau entführt, gefesselt und geknebelt und ihr einen Strick um den Hals gelegt, angeblich um sie zur Reue zu zwingen, wie er sich ausdrückt. Er hat ihren Tod willentlich in Kauf genommen, vermutlich hat ihn ihre Nacktheit erregt. Er hat sich auf den Stuhl gesetzt. Zwischen ihre Beine, mit denen sie auf der Lehne stand. Der Mann hat den Mord kaltblütig geplant. Und wenn er gemordet hat, weil er sich als alttestamentarischer Rächer fühlt, wird ihm das vor Gericht nichts nützen, eher im Gegenteil.«
    »Sein Anwalt hat schon einen Psychologen beauftragt«, sagte Emanuel Feldkirch. »Wir werden uns noch wundern. Am Ende geht es nicht mehr um Baduras religiöse Verirrung, sondern um seinen liebevollen Umgang mit dem Kind, das er aus den Klauen der bösen Mutter befreien wollte. Wir leben in Zeiten des Täter und nicht des Opferschutzes.«
    »Und warum können wir das nicht verhindern?« fragte Liz.
    »Weil es nicht unser Job ist!« sagte Micha Schell und fing an, das Deckblatt der Akte mit seinem Kugelschreiber zu bekritzeln, bis keine Nummer und kein Name mehr zu lesen waren.
    »Weil die Wahrheit nicht mehr das ist, was wir rausfinden, sondern das, was ein Anwalt samt seinem Psychogräber ausbuddelt. Das liest sich besser, das verkauft sich besser, das will jeder wissen. Aber ich

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