066 - Zerberus, der dreiköpfige Tod
Das Gebiet, das Fujex, der Tyrann, beherrschte, war nicht sehr groß. Überschaubar, konnte man sagen. Dadurch hatte Fujex Macht über fast alle seiner Untertanen.
Und sie fürchteten ihn, diese schreckliche, grausame Geißel, die der Satan selbst erschaffen zu haben schien.
Man fürchtete Fujex nicht zu Unrecht. Er war blutrünstig und unberechenbar. Selbst beherrschte er die Magie nicht, aber ihm diente ein gefährlicher Zauber, der jeden seiner Befehle ausführte.
Frauen, Kinder, Greise… Niemand war vor Fujex sicher. Er herrschte gnadenlos, und viele seiner Untergebenen hatten schon den Freitod gewählt, um sich der strafenden Hand des Tyrannen zu entziehen, denn nichts konnte schrecklicher sein.
Groß wie ein Riese war Fujex, und ein struppiger Bart wucherte in seinem Gesicht. Die Augen hatten einen bösen, gemeinen Glanz, und gekleidet war er in ein schwarzes Bärenfell. Man sagte, er hätte dieses Tier mit bloßen Händen erwürgt.
Übermaß, das war ein Wort, das Fujex liebte, das sein Leben prägte.
Er war in allem übermäßig.
Eine abscheuliche Gier haftete ihm an. Essen, Trinken, Frauen… Er konnte von nichts genug haben, und seine Krieger waren ständig auf der Suche nach neuem jungem Mädchenfleisch.
Jene, die es wagten, ihre Töchter vor ihm zu verstecken, erlitten einen schrecklichen Tod, und die Töchter mußten zusehen.
So mancher schon hatte daran gedacht, Fujex meuchlings zu ermorden, damit die grausame Knechtschaft ein Ende hatte, doch nur sehr wenige hatten den Mut gehabt, diese Idee in die Tat umzusetzen.
Sie waren alle gescheitert, und was danach mit ihnen geschah, ist zu schrecklich, um hier erzählt zu werden.
Umgeben von schönen Mädchen saß er im Festsaal seines Palastes auf einem schweren, massiven Thron. Tänzerinnen, mit hauchdünnen Schleiern bekleidet, unterhielten ihn.
Ihre geschmeidigen Körper wiegten sich und bogen sich dem Herrscher entgegen.
Er starrte sie lüstern an, und die transparenten Schleier verbargen nichts vor seinen Blicken.
Wild, leidenschaftlich, ekstatisch tanzten die jungen Mädchen. Man konnte sagen, sie tanzten um ihr Leben, denn wenn Fujex mit einer von ihnen unzufrieden war, ließ er sie zunächst einmal entfernen und überlegte sich später, auf welche andere Weise sie ihm Vergnügen bereiten konnte, bevor sie ihre junge Seele aushauchte.
Doror, der Magier, stand immer in Fujex' Nähe. Ein Wink hätte genügt, und Doror wäre zur Stelle gewesen.
Der Magier trug ein schwarzes Gewand, seine Haut hatte die Farbe von Oliven. Sein Schädel war kahl, und um den Hals trug er eine breite Goldkette mit schwarzen Symbolen. Dunkel waren seine glänzenden Augen, stechend sein Blick.
Er war stärker als Fujex. Nicht körperlich, aber die Magie verlieh ihm eine Kraft, der der Tyrann nichts entgegenzusetzen hatte.
Er diente Fujex trotzdem. Es machte ihm nichts aus, dessen Handlanger zu sein, denn Fujex befahl ihm nie etwas, womit er nicht einverstanden war.
Was Fujex anordnete, war auch stets in Dorors Sinn. Er war das ausführende Organ des Tyrannen, und das gefiel ihm. Deshalb würde er sich mit dem Herrscher nie verfeinden.
Hinzu kam eine gewisse Vorsicht.
Fujex konnte ihm zwar mit seinen Bärenkräften nichts anhaben, aber es bestand die Möglichkeit, daß sich der Tyrann an einen anderen Magier wandte und diesem auftrug, ihm Doror vom Hals zu schaffen.
Auf diese Weise hätte ihm Fujex doch gefährlich werden können. Deshalb zog es Doror vor, sich dem Herrscher unterzuordnen und diesem seine magischen Kräfte zur Verfügung zu stellen.
Nicht weit von Fujex' Thron entfernt, zwischen zwei Marmorsäulen, stand ein Hund aus Marmor. Eine schöne Figur, von Künstlerhand geschaffen.
Er hatte einen Namen.
Zerberus hieß er, und in seinem Innern schlummerte eine tödliche Gefahr. Das sah man ihm nicht an. Doch alle wußten es.
Zerberus war ein Satanshund, die Verkörperung alles Bösen. Ein Synonym für Angst, Grauen, Schrecken, Tod…
Dabei wirkte Zerberus völlig harmlos. Soeben tanzte ein Mädchen an ihm vorbei. Sie drehte sich, und ihr milchweißer Schleier senkte sich auf den Marmorkopf des Hundes.
Nichts passierte. Kein Leben schien sich in Zerberus zu befinden, aber das stimmte nicht.
Zerberus lebte, und er verfolgte das Geschehen in diesem Saal sehr genau. Nichts entging ihm. Er nahm Anteil an allem, was um ihn herum passierte.
Und er wartete…
In großen, flachen Schalen loderte ein helles Feuer, dessen zuckender Schein unruhige
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