Hanni und Nanni sind immer zur Stelle
Schulstress
Hanni und Nanni kämpften mit den riesigen Bettbezügen, die die Hausmutter ihnen ausgehändigt hatte.
„Du siehst aus wie ein Gespenst mit Gelbsucht“, kicherte Nanni und ließ sich erschöpft auf ihr Bett fallen.
Aus der gelb gestreiften Wäsche kam ein Gickeln als Antwort. Und dann, mit einer großen Wellenbewegung, befreite sich Hanni aus dem Bezug und zog ihn im selben Moment über ihre Bettdecke. „Geschafft“, seufzte sie. „Jetzt kommt das Laken an die Reihe.“
„Was ist denn das für eine seltsame Technik, die du beim Bettenbeziehen anwendest?“, fragte Nanni bester Laune.
Die Zwillinge waren eben erst in Lindenhof eingetroffen. Nicht mal das leidige Bettenbeziehen konnte die Vorfreude auf die nächsten Wochen mit ihren Freundinnen trüben.
Ellis Laune allerdings schon. Sie saß missmutig zwischen Bettwäsche, Handtuchstapeln und Kleiderbergen. „Ich kann das nicht“, jammerte sie. „Und in zwei Wochen ist wieder Wäschewechsel. Wieso macht das nicht einfach die Hausmutter?“
Hanni und Nanni warfen sich einen belustigten Blick zu.
„Weil hundert Betten von hundert Schülerinnen für eine einzige Hausmutter vielleicht ein bisschen viel sind“, erklärte Nanni ihrer Cousine.
„Es ist doch Ehrensache, dass jeder sich um sein eigenes Bett kümmert“, meinte Hanni.
„Es gibt Hausmädchen“, hielt Elli weinerlich dagegen.
Nanni hielt inne. „Wie es Ruby wohl geht?“
Elli schüttelte sich. „Wenn ich mir vorstelle, dass sie ihr Zimmer jetzt mit Wanzen und Kakerlaken teilt …“
Hanni öffnete ihren Koffer und begann die Kleiderstapel in ihrem Schrank zu verstauen. „Wieso mit Wanzen und Kakerlaken? Doch wohl eher mit Verbrecherinnen.“
Elli bekam große Augen. „Auch Mörderinnen?“
„Bestimmt“, nickte Hanni beiläufig und weidete sich an Ellis entsetzten Blicken.
Vor den Ferien war die Polizei in Lindenhof gewesen und hatte das Küchenmädchen Ruby und ihren Kumpan, einen zwielichtigen Gärtnergesellen, verhaftet. Dank dem beherzten Einsatz von Mamsell, den Zwillingen und ihren Freundinnen waren die beiden dabei ertappt worden, wie sie das Diebesgut eines Einbruchs hatten beiseiteschaffen wollen.
Nanni schaute ihrer Schwester tadelnd an. Musste sie ihre Cousine Elli so in Aufregung versetzen? Wo die schon ein Pickel auf der Nase völlig aus der Fassung brachte? „Ruby wird sicher nicht mit Schwerverbrechern zusammen in der Zelle sitzen“, wischte Nanni Ellis düstere Fantasien vom Tisch. „Und jetzt beeil dich. Hanni und ich sind gleich fertig.“
Erschreckt nahm Elli den Kampf mit ihrem Bettzeug wieder auf, um sich im nächsten Augenblick wieder mutlos aufs ungemachte Bett fallen zu lassen. „Und wenn das Bett fertig ist, bin ich komplett durchgeschwitzt. Da kann ich mich gleich wieder umziehen. Ich weiß gar nicht, weswegen Angela von Faber sich das bieten lässt.“
„Was lässt sich unsere Baroness bieten?“ Die Tür flog auf, und Jenny und Bobby marschierten herein.
Angela war Ellis beste Freundin. Sie war tatsächlich eine echte Baroness, was Elli mit tiefem Stolz erfüllte. Angela war diejenige, die bei Elli den Ton angab. Nicht zur Freude von Ellis Mutter. Angela habe keinen guten Einfluss auf ihre Tochter, hatte sie gefunden und deshalb dafür gesorgt, dass sie bei ihren Cousinen Hanni und Nanni im Zimmer schlief.
Jetzt zog Elli es vor, sich mit ihrer Bettwäsche zu beschäftigen, statt sich mit Jenny und Bobby auf einen Streit einzulassen. Die beiden liebten es, andere zur Weißglut zu bringen. Besonders, wenn sie so schnell an die Decke gingen wie Elli und Angela von Faber.
„Kommt ihr mit raus?“, strahlte Jenny. Sie trug um den Hals ein riesiges Fernglas. „Von meinen Brüdern“, bemerkte sie stolz.
„Und eine Jägeruniform haben sie dir vermutlich auch eingepackt“, bemerkte Elli abfällig. „Willst du auf die Pirsch gehen?“
„Wir halten Ausschau nach Fledermäusen“, gab Bobby zurück.
„Igitt“, entfuhr es Elli.
Jenny und ihre Freundin Bobby waren die Spottdrosseln der Klasse. Und manchmal übertrieben sie es wirklich. Außerdem bewohnten die beiden zusammen dasselbe Zimmer. So blieben ihnen auch noch die Nächte, um sich Streiche für ihre Freundinnen und die Lehrerinnen auszudenken.
Hanni und Nanni bekamen glänzende Augen. „Glaubt ihr wirklich, unsere beiden Kleinen sind wieder da?“
„Katrin meint, sie hat die zwei um die Türme von Lindenhof flattern sehen“, erklärte Jenny.
Eilig stopfte Nanni ihr
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