If you leave – Niemals getrennt
sich unempfindsam dagegen machen muss, damit man tun kann, was getan werden muss.
Er kann erkennen, dass ich gerade genau das tue.
Er weiß Bescheid.
Seine Augen weiten sich, und ich erkenne absolutes Entsetzen in ihnen.
»Nicht, Gabe«, sagt er leise und bleibt wie befohlen in der Balkontür stehen. »Tu es nicht. Du musst das nicht tun. Wir können alles in Ordnung bringen.«
Ich starre ihn an, unverwandt und ungläubig. »Nein, können wir nicht. Das ist Blödsinn, und das weißt du auch. Alles ist im Arsch. Es gibt nichts, um das in Ordnung zu bringen.«
»Doch, gibt es«, widerspricht Brand, seine Hände sind zu Fäusten geballt.
»Was machst du überhaupt hier?«, frage ich, obwohl es mich nicht wirklich interessiert. Nicht mehr.
»Ich habe meine Brieftasche auf dem Tisch liegenlassen«, antwortet Brand. »Gott sei Dank. Gabe, denk darüber nach. Denk an Jacey und Maddy. Das würde sie
umbringen.
Darüber kommen sie doch nie hinweg. Du bist alles, was Jacey hat, bei euren beschissenen Eltern. Maddy hat ihre Eltern schon verloren. Was glaubst du, macht das mit ihr? Denkst du gar nicht an sie?«
Ich schlucke und wende den Blick ab. »Sie ist alles, woran ich denke«, murmele ich. »Die ganze Zeit. Ich kriege sie nicht aus meinem Kopf, und das macht mich fertig, Brand. Es macht mich fertig.«
Brand starrt mich an, und ich sehe die Entschlossenheit in seinen Augen.
»Gabe, du hast entschieden, mit Madison Schluss zu machen. Du hast
aufgegeben,
obwohl du das gar nicht hättest tun müssen. Alles, was du tun musst, ist, dir helfen zu lassen. Du hast bisher keine Hilfe gesucht. Aber du kannst es jetzt tun, Gabe.«
Ich antworte nicht, also nutzt Brand das Schweigen als Gelegenheit, um fortzufahren: »Erinnerst du dich an Mad Dogs Beerdigung? Willst du, dass man deine Flagge an deine Eltern übergibt? Oder an
Jacey?
Deine Eltern verdienen es nicht, deine Flagge zu bekommen, und Jacey würde am Boden zerstört sein. Herrgott, Gabe, komm von diesem Geländer herunter. Du bist doch kein Feigling.
Du bist kein verdammter Feigling.
Komm hierher, und wir kümmern uns darum. Wir bringen das in Ordnung.«
»Dafür bin ich zu sehr Feigling«, antworte ich, und mein Hals schnürt sich bei meinen Worten zusammen. »Ich weiß nicht, wie ich es in Ordnung bringen soll. Ich weiß einfach nicht, wie. Ich kann das nicht mehr, Brand.«
Brand beißt die Zähne aufeinander und tritt einen Schritt auf mich zu. Ich sehe ihn warnend an.
»Lass es.«
Er erstarrt.
»Du bist kein Feigling«, sagt er. »Und du bist kein Drückeberger. Du bist ein harter Mistkerl. Sag mir, was ich dir erzählen soll, um dich von diesem Geländer herunterzukriegen, Gabe. Sag es mir, und ich tue es. Du und ich sind zusammen durch die Hölle gegangen. So darf es nicht enden. Du würdest mich nicht so enden lassen, und ich lasse es todsicher auch nicht zu. Nicht nach allem, was du für mich getan hast.«
Ich kneife fest die Augen zu und lasse die Finsternis in mich sickern. Es wäre so einfach, sie auch den Rest von mir verschlingen zu lassen.
»Sag mir, dass du die Alpträume verschwinden lassen kannst. Sag mir, dass du die Kleine retten kannst … dass du alle diese kleinen Mädchen retten kannst.«
Brand atmet abgehackt und rauh. »Du weißt, dass ich sie nicht retten kann. Aber ich kann
dich
retten, Gabe. Komm von diesem verdammten Balkongeländer herunter. Wir können deine Alpträume aufhalten.«
Ich öffne wortlos die Augen und starre nach unten, vorbei an meinen Füßen, vorbei an den Autos, auf den Boden. Es ist ein langer Weg nach unten, aber der Boden ist da. Brand folgt meinem Blick.
»Gabe, ich habe nicht mehr viele Alpträume. Ich schwöre bei Gott. Nur noch ein- oder zweimal im Monat. Und irgendwann werden sie ganz aufhören. Du musst nur von diesem Geländer runterkommen und die Therapie machen, so wie ich. Man fühlt sich dumm und schrecklich dabei und wie ein Idiot, aber es hat mir geholfen, Gabe. Und es wird dir auch helfen. Es ist verdammt viel besser als das hier.«
Besser als Sterben.
Ich sehe ihn über die Schulter an. »Weil das hier der leichte Ausweg ist?«
Brand sieht mich an, Entschlossenheit in seinen stahlblauen Augen. »Du hast gesagt, dass du zu sehr ein Feigling bist, um es in Ordnung zu bringen. Das hier ist feige, Gabe. Für manche Menschen vielleicht nicht – denn wer bin ich, über Menschen zu urteilen, die ich nicht kenne? Aber ich kenne dich. Und das hier ist feige für
dich.
Tu das Schwierige und
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