If You Stay – Fuereinander bestimmt
sein und bettelt darum.«
»Aber du hast doch nichts, was du ihr geben könntest, oder?«, frage ich. Er hat mir erzählt, dass er seinen ganzen Vorrat an Drogen entsorgt hat.
Der Blick, den er mir zuwirft, ist nicht gerade freundlich.
»Ich habe dich nicht angelogen«, antwortet er. »Ich sagte, ich habe alles entsorgt, also habe ich alles entsorgt.«
»Hast du sie seit dieser Unterhaltung noch einmal getroffen?«, frage ich gedehnt. Es will mir einfach nicht normal erscheinen, dass jemand, der eine solche Zurückweisung erfahren hat, dennoch so hartnäckig ist. Es sei denn, dieser Jemand ist verrückt. »Ist sie verrückt?«
Er schüttelt wieder den Kopf.
»Nein, ist sie nicht. Sie ist nur ein verzweifelter Junkie, der Hilfe benötigt. Ich hätte ihr schon längst nichts mehr geben sollen, aber ich habe mich wie ein Scheißkerl benommen und mir weiter keine Gedanken gemacht. Und nein, ich habe sie nicht noch einmal getroffen.«
Während er dies sagt, leuchtet sein Handy mit einer weiteren SMS auf. Achtundfünfzig. Er verdreht die Augen, und ich betrachte ihn unsicher.
»Solltest du ihr nicht wenigstens antworten?«
»Nein, das hat überhaupt keinen Zweck. Sie ist verzweifelt. Sie ist im Moment nicht in der Lage, logisch zu denken, und es wäre völlig egal, was ich sage. Ich habe das schon mal bei ihr erlebt. Sie wird hysterisch, und man kann nicht mehr vernünftig mit ihr reden. Verdammte Scheiße! Ich werde nicht zulassen, dass wir wegen dieser blöden Kuh jetzt Stress haben!«
Er hebt seine Hand, und ich zucke unwillkürlich zurück.
Er erstarrt. Mir wird sofort klar, wie sehr ich ihn damit gekränkt habe.
»Was soll denn der Quatsch? Hast du etwa geglaubt, ich würde dich schlagen?«, fragt er mit bebender Stimme. »Glaubst du wirklich, ich könnte dir weh tun, Mila?«
Er starrt mich an, wartet auf eine Antwort, aber ich weiß nicht, was ich sagen soll. Vermutlich könnten Worte in diesem Moment sowieso nichts wiedergutmachen. Er schüttelt erneut den Kopf, als ich ihn nur stumm ansehe.
»Ich wollte bloß das hier loswerden. Verdammt, Mila!«
Er wirft das Handy in den See. Ich sehe zu, wie es in den eisigen Tiefen versinkt, und wende mich ihm dann zu.
»Pax, ich …«
»Lass es«, schnauzt er mich an und dreht mir den Rücken zu, um das Steuer zu übernehmen. »Lass es einfach. Ich kann im Moment nicht mit dir reden.«
Er startet den Motor und jagt ihn hoch. Als das Boot nach vorn schießt, werde ich gegen die Seitenwand geschleudert, und ich klammere mich mit meinen eiskalten Händen daran fest. Er ist stinksauer, und nach jeder Woge, über die wir hinwegschießen, landen wir hart auf der Wasseroberfläche. Es rüttelt einem die Knochen durch.
Und während wir so über das Wasser jagen, läuft auch mir langsam die Galle über.
»Wieso glaubst du, dass du das Recht hast, auf mich wütend zu sein?«, schreie ich über den Wind hinweg. »Ich war neugierig, Pax, das ist alles. Ich habe das Recht, neugierig zu sein!«
Er antwortet nicht. Seine Hand schiebt den Gashebel weiter nach vorn, und wir werden noch schneller.
Ich beiße die Zähne zusammen.
»Fahr langsamer!«, schreie ich. »Du bringst uns noch beide um.«
Keine Antwort.
Er drosselt das Tempo nicht.
Aber bevor ich noch etwas sagen kann, schießen wir über eine weitere, mächtige Woge hinweg, und dieses Mal ist die Landung heftiger als alle anderen zuvor.
Und dieses Mal vermag ich mich nicht mehr festzuklammern, sondern werde über die Seitenwand geschleudert und lande im eisigen Wasser des Michigansees.
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Kapitel 16
Pax
S cheiße!«
Mir bleibt kaum Zeit, zu reagieren, als Mila über die Seite des Bootes geschleudert wird und im eiskalten Wasser verschwindet. Ich würge den Motor ab und schaue mich hektisch um, lasse meinen Blick über die bewegten Wellen fliegen.
»Mila!«, schreie ich und eile zu der Seite, wo sie verschwunden ist. »Mila!«
Sie ist weg. Ich kann sie nicht sehen. Das graue Wasser erzeugt wirbelnd Schaumkronen, die gegen die Seite des Bootes schlagen. In seinen Tiefen ist keine Spur von Mila zu entdecken.
Heilige Scheiße. Ohne nachzudenken, springe ich ihr hinterher.
Der Schock des eisigen Wassers nimmt mir den Atem, und ich schlage um mich, greife dabei nach Mila und versuche, den Reflex zu unterdrücken, automatisch nach Luft zu schnappen. Ich habe noch niemals zuvor in meinem Leben eine solche unglaubliche, bis ins Mark dringende Kälte verspürt. Jede einzelne Zelle meines Körpers, vereint
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