If you stay – Füreinander bestimmt
auf. »Was hättest du denn gern? Ein Gläschen Blut vielleicht?«
Sie gibt ein nervöses, melodisches Lachen von sich, bevor sie den Kopf schüttelt. »Nein, das mit dem Bluttrinken habe ich schon vor langer Zeit aufgegeben. Bin inzwischen allergisch dagegen.«
Ein Gefühl der Wärme durchflutet mich, bevor ich es zu verhindern vermag. Sie hat Sinn für Humor. Das gefällt mir.
»Okay, werde ich mir merken«, sage ich grinsend. »Kein Blut für dich. Aber jetzt hab ich’s. Du bist ganz offenbar eine Künstlerin, für die der See eine wichtige Rolle spielt. Zufällig habe ich von meinem Strand aus die beste Aussicht von ganz Angel Bay. Es ist ein Privatstrand, dort ist es ruhig, und niemand wird dich stören. Du kannst ihn benutzen, wann immer du willst. Was hältst du davon?«
Ich habe keine Ahnung, warum ich ihr diesen Vorschlag gemacht habe. Es herrscht völlige Stille, und ich kann das Pochen meines Herzens hören, während ich darauf warte, wie sie reagiert. Wieso ist es mir so wichtig, was sie sagt? Ich warte und halte den Atem an, bis sie spricht.
»Was für ein Angebot!«, sagt sie schließlich, ohne den Blick von mir abzuwenden. Wir scheinen einander heute andauernd anzustarren. »Lebst du denn allein? Ich will natürlich niemanden stören.«
Ich verspüre eine größere Erleichterung bei ihrer Antwort, als ich zugeben mag. Und dann muss ich schmunzeln.
Sie ist auf Informationen über mich aus.
»Du bist ja ziemlich direkt«, erwidere ich mit zuckenden Mundwinkeln. »Die meisten Frauen versuchen, etwas raffinierter vorzugehen, wenn sie wissen wollen, ob ich eine Freundin habe. Aber die Antwort ist: Nein, ich habe keine Freundin. Und verheiratet bin ich auch nicht. Niemand wird dich stören.«
Sie errötet. Ein leichter Rosaton breitet sich auf ihren Wangen bis zu ihrer Brust hinunter aus. Das gefällt mir, hat etwas sehr Feminines. Wieder einmal muss ich gegen den Drang ankämpfen, meine Hand auszustrecken und den Verlauf der zarten Rötung mit meinem Daumen nachzuziehen. Was, zum Teufel, ist bloß los mit mir? Stattdessen stecke ich meine Hand in die Tasche.
»Hm«, brummt sie. »Eigentlich eine Schande, einen solchen Ausblick nur an eine einzige Person zu verschwenden. Es muss toll sein, dort Sonnenaufgänge zu beobachten. So etwas sollte man doch teilen.«
Nun muss ich lauthals lachen. Sie ist in die Falle getappt, und zwar unbeabsichtigt, da bin ich mir ziemlich sicher.
»Du musst nicht um den heißen Brei herumreden, Mila. Wenn du gern bei Sonnenaufgang dort sein würdest, dann packe eine Reisetasche, wenn du zu mir rauskommst.«
Eindeutig zweideutiger geht’s ja wohl nicht, oder?
Und sie versteht sehr gut, worauf ich hinauswill.
Dieses Mal werden ihre Wangen feuerrot.
»So habe ich das nicht gemeint«, murmelt sie. Sie ist peinlich berührt, und das gefällt mir.
»Nein?«, frage ich. »Denn ich könnte das mit der Übernachtung durchaus arrangieren.«
»Daran hege ich nicht den geringsten Zweifel«, entgegnet sie trocken. »Aber nein. Dennoch vielen Dank für die Einladung.« Sie lacht, und die Rötung ihrer Wangen verblasst langsam. »Aber ich bin dir wirklich sehr dankbar, was das Angebot angeht. Ich vermag den Strand zwar aus der Erinnerung zu malen, aber es ist immer schön, wenn man ihn tatsächlich dabei ansehen kann. Ihn einmal aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, das wäre toll. Als Malerin interessiere ich mich nun einmal für die Optik.«
Aus irgendeinem Grund scheint diese Frau eine nachhaltige Wirkung auf mich zu haben, und ich weiß, verdammt noch mal, nicht, warum.
Ich trete auf sie zu, und sie schaut mich verunsichert an, weicht aber nicht zurück.
»Als Mann interessiere ich mich auch sehr für die Optik«, sage ich leise, meine Augen fest auf die ihren gerichtet. »Daher verstehe ich das. Aber es gibt da etwas, das mir zu schaffen macht, wobei ich mich ein wenig benachteiligt fühle. Und dieses Gefühl missfällt mir.«
»Was denn?«, fragt sie, ohne ihren Blick abzuwenden.
»Du hast mich in denkbar schlechter Form erlebt. Vielleicht solltest du mich auch einmal in Bestform erleben.«
Die Worte hängen bedeutungsschwer zwischen uns in der Luft, und ich habe keine Ahnung, was, zur Hölle, ich hier eigentlich abziehe.
»Und wann bist du für gewöhnlich in Bestform?«, fragt sie zögernd. Der entschlossene Ausdruck auf ihrem Gesicht sagt mir, dass sie sich alle Mühe gibt, sich nicht einschüchtern zu lassen. Ich bin beeindruckt. Sie ist wie ein
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