If you stay – Füreinander bestimmt
weiß das. Wenn sie es langsam angehen will, dann werde ich das respektieren. Ich werde sie nicht drängen. Ich habe schließlich aus einem guten Grund eine Hand und keine Angst, sie einzusetzen.
Wenn da nur nicht dieses Verlangen nach Koks wäre, nach diesem Brennen in der Nase und dieser Gefühllosigkeit, die sich in mir ausbreitet.
Aber das ist nichts weiter als die Macht der Gewohnheit. Zum ersten Mal seit langem möchte ich nicht gefühllos sein. Mila bringt mich dazu, Dinge spüren zu wollen … mit ihr gemeinsam und um ihretwillen. Für sie möchte ich ein besserer Mensch sein, einfach, um in ihrer Nähe sein zu können.
Also schlage ich die Bettdecke zur Seite und handele impulsiv.
Ich schraube den Deckel meines Fläschchens ab, kippe die Pillen darin in die Toilette und spüle sie hinunter. Als ich zusehe, wie sie in der Schüssel herumwirbeln, um dann in die Kanalisation zu verschwinden, überkommt mich für einen Moment Panik.
Was, zum Teufel, mache ich hier nur?
Ich bin versucht, mit meiner Hand in die Schüssel zu greifen, um sie herauszufischen.
Doch dann sehe ich wieder Milas Gesicht vor mir und werde ganz ruhig.
Ich tue das Richtige. Genau. Und ich werde das schaffen. Ich bin kein Weichei.
Ich tappe nach unten in die Küche, hole dort meinen Notvorrat an Pillen aus dem Gefrierfach, schütte sie in den Müllschlucker und schalte ihn ein. Dann höre ich zu, wie er die Pillen zermahlt und damit meiner Flucht vor der Realität erst einmal ein Ende bereitet.
Ich entsorge sogar meine Schlaftabletten. Alles, das mir als Krücke dienen könnte, werfe ich weg. Bis auf die drei Flaschen Whiskey, die in der Küche stehen. Ich mag zwar versuchen, ein neues Leben zu beginnen, aber ich habe nicht den Verstand verloren!
Mein Handy klingelt, und als ich nachschaue, sehe ich Milas Namen auf dem Display. Ich lächele und gehe dran.
»Hallo, Süße.«
Eine Sekunde lang herrscht Stille, als hätte dieses Kosewort sie unvorbereitet erwischt, doch ich kann das Lächeln in ihrer Stimme hören, als sie sich schließlich meldet.
»Hallo. Ich wollte dir nur einen Guten Morgen wünschen. Und mich für den gestrigen Abend bedanken. Er war wirklich schön. Hat großen Spaß gemacht. Was tust du denn gerade? Habe ich dich geweckt?«
Ich lache. »Nein, du hast mich nicht geweckt und wirst mir nicht glauben, was ich gerade tue.«
Wieder herrscht Schweigen, aber dann erklingt ihr Lachen, und sie sagt: »Also, wirst du es mir jetzt erzählen, oder willst du wirklich, dass ich rate?«
»Ich wollte schon, dass du rätst«, erwidere ich, »aber wenn es dir an Einfallsreichtum mangelt, dann kann ich es dir auch sagen. Ich beginne ein neues Leben. Ich werde dich nicht mit Details langweilen, aber ich glaube, du wirst eine Veränderung bemerken.«
Erneutes Schweigen.
Schließlich antwortet sie.
»Pax, was meinst du damit, ›ein neues Leben beginnen‹? Und von welchen Veränderungen redest du da? Denn wenn es etwas Wesentliches ist, dann möchte ich nicht, dass du es tust, weil du glaubst, ich würde es so wollen. Das wird nicht funktionieren. Veränderung ist nur dann möglich, wenn du selbst derjenige bist, der diese Veränderung will.«
Ich kichere. »Du bist ziemlich weise für ein so junges Ding«, sage ich. »Aber ich will diese Veränderung. Du hattest gestern Abend recht. Ich habe Drogen benutzt, um mich nicht mit meinen Gefühlen befassen zu müssen. Nur ein Weichei macht so etwas. Ich werde mit allem fertig, was das Leben für mich bereithält. Ich brauche keine Krücke.«
»Okay, also erstens, ich bin nicht so viel jünger als du. Ich bin dreiundzwanzig. Und zweitens freue ich mich wirklich sehr für dich, Pax. Das ist ganz toll. Und ich werde dich in jeder Hinsicht unterstützen. Wenn du möchtest, kann ich dir einen Therapeuten empfehlen. Nach dem Tod meiner Eltern habe ich einen aufgesucht. Er hat mir wirklich dabei geholfen, mit der Trauer fertigzuwerden. Und er kann dir bestimmt auch dabei helfen, clean zu werden.«
»Darauf scheiß ich«, entgegne ich automatisch. »Tut mir leid. Das sollte nicht so unhöflich klingen. Ich wollte damit eigentlich nur sagen, dass ich kein Junkie bin. Ich brauche keine Hilfe, um clean zu werden. Wirklich nicht. Aber danke für das Angebot.«
Es herrscht wieder einmal Schweigen in der Leitung.
Dieses Mal länger als zuvor.
»Okay«, sagt Mila schließlich, »ist angekommen. Aber lass mich wissen, wenn ich dir irgendwie unter die Arme greifen kann. Ich kann zuhören,
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