If you stay – Füreinander bestimmt
das Bett fällt. Und als ich ihn ansehe, da ist er eine Sekunde lang wieder der alte Pax. Seine Augen sind weit geöffnet.
»Tut mir leid«, sagt er leise und umklammert mich. »Tut mir wirklich, wirklich leid.«
Ich habe keine Ahnung, bei wem er sich entschuldigt, bei mir oder vielleicht sogar bei seiner Mutter. Ich weiß es wirklich nicht. Aber es ist mir auch egal. Ich streichele seinen Rücken, bis er aufhört zu zittern. Er liegt für eine ganze Weile so da, bevor er aus dem Bett klettert und die Schlafzimmertür hinter sich schließt.
Ich folge ihm nicht. Ich weiß, dass er allein sein will. Und ich habe keine Ahnung, wie ich ihm helfen könnte.
Kapitel 22
Pax
S tunden werden zu Tagen.
Ich weiß nicht, wie viele Tage, und es ist mir auch scheißegal. Ich weiß nur, dass ich nicht in der Lage bin, das, was ich empfinde, abzustellen und diese Erinnerungen wieder aus meinem Kopf zu bekommen.
Mein Vater ruft an, aber ich spreche nicht mit ihm. Mila geht an den Apparat und wendet sich mir zu, aber ich schaue weg. Ich will nichts von ihm hören. Der kann mich mal.
Dr. Tyler ruft ebenfalls an, aber ich habe auch keinen Bock darauf, mit ihm zu sprechen. Nachdem Mila mich gefragt hat, wendet sie sich ab und redet leise mit dem Therapeuten. Aber auch das ist mir scheißegal. Die können sagen, was sie wollen.
Und was Mila betrifft …
Scheiße.
Bei dem Gedanken an Mila zieht sich alles in mir zusammen. Ich tue ihr weh. Weil ich nicht der Mensch sein kann, der ich eigentlich für sie sein sollte. Ich kann nicht wieder zu Dr. Tyler fahren und mit ihr zusammen bei ihm sitzen und über meine
Gefühle
reden. Ich bin eben ein Arschloch. Das kann ich am besten. Für eine Weile habe ich so getan, als wäre ich es nicht, aber nun zeige ich wieder mein wahres Gesicht.
Ich bin ein verdammter Scheißkerl.
Aber nichts, was ich bisher getan habe, hat sie dazu gebracht, zu gehen. Ich will nicht reden, ich laufe auf und ab, anstatt zu schlafen, ich trinke viel zu viel, und ich hatte sogar Wut-Sex mit ihr. Doch sie ist nicht gegangen. Sie hat mich nur angesehen, verständnisvoll und sanft, und mir gesagt, dass sie mir auf jede nur erdenkliche Art und Weise helfen wolle.
Was, zum Henker …?
In mir zieht sich wieder alles zusammen. Egal, wie wütend ich auch auf das Leben sein mag,
ihr
will ich auf keinen Fall weh tun.
Sie liegt gerade auf dem Sofa und liest. Ich wende mich ihr zu.
»Mila, du solltest gehen«, sage ich unvermittelt. »Ich tauge einfach im Moment nicht für Gesellschaft. Ich glaube, es wäre das Beste, wenn du in deine Wohnung zurückgehst, während ich mich durch diese Sache fresse.«
Ihr Blick sagt mir, dass ich ihre Gefühle verletzt habe, und ich spüre, wie sich mein Bauch verkrampft, aber ich weiß, dass ich das hier tun muss. Ich werde ihr letzten Endes ja doch nur weh tun. Dann kann ich es auch gleich auf einen Schlag erledigen. Einen Schlussstrich ziehen. Sie will mir widersprechen, doch ich unterbreche sie.
»Es ist völlig in Ordnung, wenn du gehst. Ich habe das Schlimmste hinter mir. Du hast ein Leben, um das du dich kümmern musst, einen Job. Deine Schwester braucht dich. Also, bitte, ich muss eine Weile allein sein. Du kannst mich ja heute Abend anrufen.«
Sie sieht mich unsicher an, und ein Stich fährt mir durchs Herz.
Wie ich das hasse.
Aber das ist es genau, was ich verdiene. Sie dagegen habe ich nicht verdient.
Sie steht auf, hebt die Hand, um mein Gesicht zu berühren. Ich schließe für einen kurzen Moment die Augen, aber ich bleibe eisern, öffne sie wieder, blicke auf sie hinab und schiebe ihre Hand weg. Ich kann sehen, dass sie das verletzt.
Es ist nur zu ihrem Besten.
Endlich nickt sie.
»Okay. Wenn es das ist, was dir jetzt hilft«, sagt sie zögernd. »Aber ruf mich an, wenn du etwas brauchst. Und ich werde heute Abend noch mal vorbeikommen, nachdem ich den Laden geschlossen habe und bei meiner Schwester gewesen bin.«
Ich nicke. Verschwinde, bevor ich sie doch noch davon abhalte, zu gehen.
Ich höre, wie ihr Wagen die Einfahrt hinunterfährt und auf die Straße biegt, und ich schleudere mein Wasserglas an die Wand. Es zersplittert, und ich ersetze es mit einer Flasche Whiskey.
Das ist genau das, was ich verdiene.
Meine Brust fühlt sich an, als würde ein Elefant auf mir sitzen, und ich habe Probleme, zu schlucken. Da ist einfach so vieles, womit ich klarkommen muss. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Also lass ich’s.
Ich nehme den Behälter mit dem
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