Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

pflegt eine andere Branche eine Arbeitskultur, in der ich aufleben kann? Könnte es mir einfach mehr Spaß machen, in einem kreativen Umfeld zu arbeiten?
    |228| »Ich motiviere mich durch Job-Tuning.«
    Vielleicht stelle ich fest, dass meine Arbeit, wie sie heute aussieht, definitiv ein totes Pferd ist – aber ich will nicht etwas ganz Neues anfangen, weil ich Angst davor habe oder es mir absolut nicht zutraue. Dann ist es besser, ich drehe an der kleinen Schraube, als zu bleiben, wo und was ich bin. Wie kann ich also aus meinem alten Job noch ein Maximum an Motivation und Spaß herausholen?
    Es reicht nicht, dieselbe Arbeit woanders zu machen. Also muss ich schauen, welche Veränderungen mir machbar erscheinen: Ein anderer Kundenkreis? Ein anderes Produkt oder eine andere Leistung? Vom Konzern in den kleinen Familienbetrieb oder umgekehrt? Eine andere Stadt oder gar ein anderes Land? Eine andere Tätigkeit in derselben Branche? Kann ich die Seite wechseln – beispielsweise vom Verkauf zum Einkauf oder zu einem Unternehmen, das jetzt noch mein Kunde ist? Auch Job-Tuning braucht Mut – denn es liegt an mir, wie weit ich mich traue, mich von meiner derzeitigen Tätigkeit zu entfernen.
    »Ich mache mich selbstständig.«
    Meine Arbeit liegt mir im Prinzip, und sie macht mir immer noch Spaß, aber ich kann in den Strukturen meines Jobs nicht mehr leben? Dann ist eine Selbstständigkeit möglicherweise eine echte Alternative! Wenn ich in meinem jetzigen Job ein alter Hase bin, kenne ich wahrscheinlich den Markt sehr gut, habe schon viele Verbindungen und kann einschätzen, ob und wie ich selbstständig tätig sein kann. Vielleicht kann ich schon Kunden gewinnen, bevor ich den großen Schritt mache? Dann ist das Wasser, in das ich springe, nicht ganz so kalt.
    Muss ich wirklich ganz allein mein Ding machen? Oder kann ich mich mit Partnern zusammentun? Gibt es Netzwerke, die mir helfen können? Kann ich projektbezogen arbeiten und mir dafür jeweils Mitstreiter ins Boot holen? Natürlich ist nicht jeder Mensch für die Selbstständigkeit geschaffen – ob ich mich auf Dauer darauf einlassen will und kann, sollte ich vorher sehr genau prüfen.
    |229| »Das ganz neue Pferd — ich wage den Totalumstieg!«
    Ja, manchmal hilft kein Tuning und kein Arbeitgeberwechsel mehr – dann muss es ein ganz neuer Job sein! Wenn ich ein grundsätzliches Problem mit meiner Arbeit habe und davon überzeugt bin, dass es so bleiben und etwas Ähnliches mich auch nicht glücklich machen wird, habe ich kaum eine andere Wahl. Leichter ist es natürlich, wenn meine Motivation positiv gepolt ist – wenn mich also mein Wunschjob viel stärker anzieht als meine jetzige Tätigkeit mich abstößt.
    Für den Totalumstieg sollte ich mir auf jeden Fall ausreichend Zeit lassen und sehr besonnen vorgehen. Die Werkzeuge dieses Buches sind auf jeden Fall dafür eine Hilfe. Ich sollte mir auch überlegen, ob ich die professionelle Hilfe eines Coaches oder einer Gründungsberatung in Anspruch nehme.
    »Und manchmal muss es erst einmal eine Auszeit sein.«
    Meine Batterien sind so gut wie leer? Mein Körper und/oder meine Psyche sind dem Zusammenbruch nah? Der Burnout lässt wohl nicht mehr lange auf sich warten? Oder mein Leben ist völlig aus den Fugen geraten? Ich weiß überhaupt nicht, was und wohin ich will?
    Dann kommt möglicherweise keiner der genannten Wege für mich infrage. Denn ich kann weder weitermachen wie bisher, noch habe ich die Energie und den freien Kopf, über Alternativen nachzudenken. Was ich jetzt brauche, sind Abstand und Ruhe! Das kann ein längerer Urlaub sein – eine oder zwei Wochen Wellness werden wahrscheinlich nicht ausreichen. Wenn ich kurz vor dem Burnout bin, kommt nur noch eine Krankschreibung infrage. Und dann gibt es noch die Möglichkeiten der Auszeit/des Sabbaticals, also des unbezahlten Urlaubs für mindestens drei Monate, oder der Kündigung ohne unmittelbaren Nachfolgejob. Dies sind natürlich große Maßnahmen, die gut überlegt werden wollen – aber manchmal gibt es dazu keine Alternative, wenn der Stress mein Leben ernsthaft gefährdet.
    |230| Der Weg der kleinen Schritte
    »Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.«
    Franz Kafka
    Egal ob Sie Ihr berufliches Leben total umkrempeln oder nur leicht modifizieren möchten – wichtig ist, dass Sie auch die großen Wege in kleinen Schritten bewältigen. Wenn die Ziele zu groß und die Etappen dahin zu lang sind, wächst die Gefahr des Scheiterns. Und dann ist es