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Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Titel: Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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eingegangen. Wütend, weil sie mit absoluter Sicherheit wusste, dass Firefly es nicht nötig gehabt hatte, so etwas zu tun.
    Das war es, die Nahrung, die ihren Zorn mehr am Leben hielt als alles andere: Die Unterstellung, sie hätte sich nicht angemessen um Firefly gekümmert. Es entsprach einfach nicht der Wahrheit. Manche Leute hielten Pferde, obwohl sie überhaupt nichts über die Tiere wussten. Es war eine traurige Tatsache. Doch sie – sie kannte sich mit Pferden aus. Sie wusste, dass ein robustes Pony sehr wohl das ganze Jahr über draußen leben konnte, vorausgesetzt, es bekam in den mageren Monaten zusätzliches Futter, man kümmerte sich um seine Hufe und legte ihm eine Decke über, wenn es ganz besonders kalt wurde. Firefly war nicht ihr erstes Pony gewesen, doch er würde das letzte sein. All seine Vorgänger hatten sich prachtvoll gehalten, genau wie Firefly im Verlauf der – Olivia überschlug rasch die Zeit – zwölf Jahre, die er bei ihr gewesen war.
    Es war eine lange Zeit für eine Freundschaft zwischen Mensch und Tier, und Firefly war tatsächlich mehr gewesen als ein Diener oder Haustier. Jeden Morgen vor dem Frühstück war Olivia durch den Gemüsegarten zu dem Tor in der umlaufenden Mauer gegangen, das zur Koppel führte. Firefly hatte sie an ihren Schritten und am Tappen ihres Gehstocks erkannt, lange bevor er sie hatte sehen können. Er war schnaubend zum Gatter gelaufen, um sie zu begrüßen, mit dampfender Decke vom Tau des Morgens und mit hellen Augen und leicht bebender Oberlippe in Erwartung einer Köstlichkeit. Manchmal hatte sie ihm einen Apfel mitgebracht, manchmal eine Karotte, doch stets genau vier Smarties. Er war ganz gierig auf die kleinen runden Schokoladenlinsen mit dem süßen Zuckerüberzug, doch sie war streng mit Firefly, weil ihr etwas an ihm lag. Hätte es ihm an Futter gemangelt, würde sie es bemerkt haben. Armitage hätte es gesehen, bei einem der regelmäßigen Kontrollbesuche, und er hätte ihr etwas gesagt. Der Hufschmied hätte etwas bemerkt und hätte es gesagt …
    Doch Firefly hatte still gelitten, und niemand hatte etwas geahnt, bis es zu spät gewesen war, etwas dagegen zu unternehmen. Sie würde die morgendliche Routine vermissen. Ein Teil ihres Lebens war ihr weggenommen worden. Doch sie wusste, dass einem früher oder später alles weggenommen wurde.
    Nichtsdestotrotz haftete dem Verlust von Firefly etwas Ungerechtes an, etwas, das seinen Tod in ihren Augen wie Diebstahl erscheinen ließ. Olivia ballte die knochigen Fäuste und schlug sich damit in ohnmächtiger Wut auf die Knie.

    »So eine Gottlosigkeit!«, flüsterte sie in das leere Zimmer.
    »So eine verruchte Gottlosigkeit, und die Welt ist voll davon!« Sie kam in tausendfacher Gestalt und Verkleidung daher, und ich hätte es wissen müssen …, schalt sie sich.
    An diesem Punkt überfiel sie die Müdigkeit, die ihr Zorn zuvor verdrängt hatte. Mit Hilfe ihres Stocks erhob sie sich aus dem Sessel. Sie war allein im Haus. Janine hatte den Tag über frei. Die lose Spitze einer Pantoffelsohle, mit der sie von Zeit zu Zeit beim Gehen hängen blieb, erinnerte sie an ihre Haushälterin.
    Janine hatte über die lockere Sohle gemurrt, bis Olivia sich genötigt gesehen hatte, einen Coupon aus einer Anzeige auszuschneiden und an eine Firma zu schicken, die Pantoffeln aus Schaffell auf dem Postweg vertrieb. Die neuen Pantoffeln mussten jeden Tag eintreffen.
    Janine war eine gute Seele. Na ja, dachte Olivia mit einem zynischen Grinsen, so gut nun auch wieder nicht. Olivia erkannte ein Flittchen, wenn sie eines sah. Aber sie arbeitete fleißig, genau wie Ernie Berry, nur war sie besser als Berry, weil sie ein freundliches Wesen besaß. Olivia spielte mit den Worten, ließ sie in ihrem Kopf hin und her springen wie Pingpongbälle. Gute Arbeit. Gutes Herz. Die Nutte mit dem guten Herzen. Gab es nicht ein altes Sprichwort diesbezüglich?
    Sie war halb den Korridor hinunter und wich nun vom geraden Weg ab, um einer ausgetretenen Stelle im Läufer in weitem Halbkreis auszuweichen. Es war weniger Vorsicht als abergläubische Angst. Zwei Wochen zuvor war sie über die ausgetretene Stelle gestolpert und nach vorn gefallen. Sie war auf Händen und Knien gelandet, und ihr Stock war über den Boden davongeschlittert, außer Reichweite.
    Sie hatte niemandem von ihrem Missgeschick erzählt. Es hatte sich ereignet, nachdem Janine das Haus verlassen hatte, und es war niemand zugegen gewesen, der etwas gesehen oder gehört

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