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Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Titel: Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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* 19. Juli
     
    Als es an der Tür klopfte, hatte ich bereits die dritte Schlaftablette genommen und trank gerade den zweiten Whisky. Warum ich überhaupt aufmachte und ihn hereinließ, weiß ich nicht. Ich hatte mich in mein Schicksal ergeben und alles vorbereitet, damit ich die Welt so still und unauffällig wie möglich verlassen würde.
      Es lief Beethovens Pastorale, denn ich hatte mal einen Film gesehen, in dem ein Mann in ferner Zukunft ins Krankenhaus geht, um sich einschläfern zu lassen. Im Krankenhaus waren Bäche, Wasserfälle und Wälder an die Wand projiziert, im Hintergrund lief die Pastorale. Ich kann nicht behaupten, dass sie eine besondere Wirkung auf mich gehabt hätte, aber es war schon angenehm, dass das unaufhörliche Tropfen des Regens auf mein dünnes Dach von einer schönen Melodie begleitet wurde.
      Ich nehme an, ich dachte nicht nach, und ging automatisch zur Tür. Wenn das Telefon klingelt, hebt man ab. Wenn es an der Tür klopft - besonders in meiner isolierten Welt, wo das selten geschieht -, öffnet man, um zu sehen, wer da ist. Wie dem auch sei, ich machte auf.
      Und da stand er, tadellos gekleidet wie immer, in einem Hugo-Boss-Anzug, in der einen Hand einen schwarzen Regenschirm, in der anderen eine Flasche. Obgleich ich ihn seit zwanzig Jahren nicht gesehen hatte und es ziemlich dunkel war, erkannte ich ihn auf der Stelle.
      »Darf ich reinkommen?«, fragte er mit seinem jungenhaften Grinsen. »Es regnet, als wäre die Sintflut losgebrochen.«
      Ich glaube, ich trat verblüfft zur Seite, und er schloss seinen Regenschirm. Vielleicht schwankte ich ein wenig. Falls ich überhaupt erwartet hatte, noch einmal einen Menschen zu sehen, so am allerwenigsten ihn.
      Er zog den Kopf ein und kam herein. Ich merkte, dass er sofort alles registrierte - wie immer. Eine Eigenart von ihm, die mir noch gut in Erinnerung war: dieses unmittelbare Abschätzen des Neuen, dieses Deuten. Sobald er jemanden vor sich hatte, schien er ihm bis tief in die Seele zu blicken, und ehe man wusste, was einem geschah, hatte er einen durchschaut. Früher hatte mir das eine Heidenangst eingejagt, gleichzeitig fand ich es aber faszinierend.
      Natürlich hatte ich mir nicht die Mühe gemacht, den Whisky und die Schlaftabletten zu verstecken - es ging alles so schnell -, aber er sagte nichts dazu. Anfangs wenigstens nicht. Er lehnte den Regenschirm gegen die Wand, sodass das Wasser auf den verschlissenen Teppich tropfte, und setzte sich. Ich nahm ihm gegenüber Platz, aber mein Hirn war bereits wie eingenebelt, mir fiel kein Gesprächsthema ein. Es war eine warme Sommernacht, der heftige Regen erhöhte die Luftfeuchtigkeit. Der Schweiß juckte mir auf der Haut, langsam wurde mir übel. Er hingegen war so abgeklärt und ruhig wie immer. Nicht eine Schweißperle auf der Stirn.
      »Du siehst wirklich schlecht aus«, sagte er. »Schwere Zeiten?«
      »So ähnlich«, murmelte ich. Mal sah ich ihn scharf, mal verschwommen. Der Raum drehte sich, der Boden wogte wie eine stürmische See.
      »Na, heute ist jedenfalls dein Glückstag«, fuhr er fort. »Ich habe einen kleinen Auftrag für dich, der sollte einiges einbringen. Wenig Risiko, viel Gewinn. Ich denke, es wird dir gefallen, aber im Moment bist du wohl nicht in der Verfassung, darüber zu sprechen. Ich werde warten.«
      Wahrscheinlich nickte ich. Ein Fehler, denn der Raum drehte sich noch stärker und mein Mageninhalt kam hoch. Ich sah ihn auf mich zukommen. Wie er auf diesem schiefen, wackeligen Boden stehen konnte, entzog sich meiner Vorstellungskraft. Dann schlugen die Wellen der Übelkeit und des Vergessens über mir zusammen. Ich fühlte nur noch seinen festen Griff um meinen Arm, als ich aus dem Sessel rutschte.
      Er blieb zwei Tage, und ich schüttete ihm mein Herz aus. Geduldig hörte er zu, sagte jedoch nichts. Nebenbei kümmerte er sich wie eine perfekte Krankenschwester um all meine Bedürfnisse. Als ich wieder etwas zu mir nehmen konnte, fütterte er mich; wenn ich mich übergeben musste, machte er anschließend sauber; wenn ich schlief, wachte er bei mir.
      Und dann erklärte er mir, was ich für ihn tun sollte.
     
     

* 1
     
    »Die Bark, in der sie saß, ein Feuerthron, brannte auf dem Strom«, flüsterte Banks vor sich hin. In der kühlen Januarluft bildeten sich kleine Atemwolken vor seinem Mund.
      Detective Inspector Annie Cabbot hatte es offenbar trotzdem gehört, denn sie fragte: »Wie bitte?«
      »Das war

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