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2499 - Das Opfer

2499 - Das Opfer

Titel: 2499 - Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Die Duale Metropole
    21. November 1347 NGZ
    »KOLTOROC wird uns früher oder später finden«, sagte Mondra Diamond. »Was werden wir dann tun?«
    Perry Rhodan hatte keine Antwort auf die Frage, befürchtete aber, dass die Superintelligenz sie eher früher als später aufspüren würde.
    Er sah sich um. Der Torbogen des Transmitters, durch den sie vor wenigen Sekunden aus dem Garten in KOLTOROCS Gondel geflohen waren, befand sich auf einem etwas abgelegenen Platz der silbernen Stadtseite. Die Duale Metropole war unübersichtlich und millionenfach gegliedert. In einiger Entfernung wimmelten Projektionsgestalten durch die Verkehrswege zwischen den hohen Türmen der Gebäude, elegante, flinke Erscheinungen, ewig unterwegs zu Zielen, die sie niemals erreichen würden, und aus Gründen, die nur die negative Superintelligenz kannte.
    Mithilfe der optischen Instrumente des SERUNS zoomte er einige der Gestalten näher heran und stellte fest, dass es sich bei allen um Humanoide handelte. »Dann stellt die silberne Seite das Erbe der Auper'como dar«, flüsterte er. Vermutlich war die dunkle Seite von Projektionen des Kollogoms besiedelt.
    Das ist KOLTOROCS Anker, wurde Rhodan plötzlich klar. Der Anker, den die Superintelligenz im Normalraum benötigte, seit sie ihre Mächtigkeitsballung aufgegeben hatte, um in den direkten Dienst der Chaotarchen zu treten und als TRAITORS Heerführer die Geschicke der Terminalen Kolonne zu lenken.
    Wenn jemand dessen Anker in diesem Kontinuum zerstörte, konnte er ihm damit großen Schaden zufügen, wenn ihn nicht sogar töten.
    Diese Option bestand jedoch nicht. Zum einen bezweifelte Rhodan, dass die vereinten Flotten einschließlich CHEOSTAI, der JULES VERNE, der SOL und sämtlicher Schiffe der Friedensfahrer einen erfolgreichen Schlag gegen die Duale Metropole führen konnten, zum anderen wussten sie nicht einmal, wo der mögliche Anker sich überhaupt befand. Der Kontaktwald hatte sie an diesen Ort gebracht; sie selbst verfügten über keinerlei Koordinaten.
    Rhodan sah sich nach einem Versteck um. Vielleicht fanden sie Zuflucht in einem der Türme?
    Aber wahrscheinlich führte dieser Gedanke ihn nur in die Irre. Es war zu bezweifeln, dass sie auf diese Art und Weise Schutz vor einer Superintelligenz finden würden.
    Nicht, indem sie sich versteckten. Er nickte Mondra zu und ging los. Erst vor wenigen Minuten waren sie durch den Transmitter in die Duale Metropole gekommen.
    Aber ohne Inkadye, dachte Rhodan. Die Sorgorin hatte auf ihre Art versucht, KOLTOROC zu töten, war aber gescheitert, und die Superintelligenz hatte seiner Schöpferin ohne die geringste Gnade das Leben genommen.
    Vielleicht hatte die Sorgorin auch die Aussicht nicht ertragen können, noch einmal in die Gefangenschaft ihrer
    Schöpfung zu geraten, und deshalb ihren Tod bewusst herbeigeführt.
    Der Terraner konnte es nicht sagen. Er hatte Inkadye bei Weitem nicht gut genug gekannt, um solche Rückschlüsse ziehen zu können.
    Sie gingen weiter, erreichten einen der Hauptverkehrswege. So elegant und zeitlos modern die hohen Türme der Stadt auch auf Rhodan wirkten, so beschaulich kam ihm das Leben darin vor. Er sah kein einziges Fahrzeug; die virtuellen Bewohner der Metropole bewegten sich alle zu Fuß, manche gemächlich, andere schneller, zielstrebig, als hätten sie einen dringenden Auftrag für ihren Herrn und Meister durchzuführen.
    Er prallte buchstäblich zurück, als wie aus dem Nichts ein hochgewachsener Humanoide aus einem Gebäude heraus und ihm in den Weg trat. Auch das virtuelle Wesen Inkadyes Beschreibung zufolge ein Auper'como, wenngleich vielleicht in KOLTOROCS Erinnerung verklärt blieb stehen und trat dann einen Schritt zur Seite. »Verzeihung«, sagte es, wobei es jede Silbe betonte. Es drehte sich um und drang durch die in metallischem Blau schimmernde Wand wieder in das Gebäude ein.
    Alles nur Fassade, dachte Rhodan. Als er an dem Turm hochschaute, sah er, dass auch dieses virtuelle Gebilde weder über Fenster noch Türen verfügte.
    Sie waren für bloße Projektionen wohl überflüssig.
    Der Terraner fragte sich, was dieser Beinahezusammenstoß zu bedeuten hatte. Hatte die Auper'como-Projektion ihn bemerkt, oder handelte es sich bei ihrer Reaktion lediglich um eine standardisierte, die offensichtlich von einer Künstlichen Intelligenz gesteuert wurde?
    Oder anders gefragt würde die Projektion KOLTOROC den Aufenthaltsort der Flüchtigen verraten, oder konnten sie diese Begegnung vernachlässigen?

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