Ihre Beiden Väter
herausfinden zu können. So kannst du wenigstens dafür sorgen, dass es ihr gut geht.
Bei dem Gedanken, wie Jill das Baby ganz allein auf die Welt gebracht hatte und wie sie, umgeben von Krankenhauspersonal, gestorben war, ohne jemanden, der ihr die Hand gehalten und gesagt hat, dass alles gut werden wird, wenn es auch am Ende nicht so war, stiegen ihm Tränen in die Augen. Seine Gedanken rasten und drehten sich im Kreis, bis er schließlich fix und fertig einschlief.
Kapitel 2
Am Donnerstagmorgen fand Srikkanth ohne Schwierigkeiten den Weg zur Neugeborenenstation und dem Büro von Ms. Holms, blieb aber ganze fünf Minuten vor ihrer Tür stehen. Er rief sich all die Gründe ins Gedächtnis, warum das die richtige Entscheidung für die Zukunft des Babys war. Kein Einziger brachte ihn dazu, an die geschlossene Tür zu klopfen.
Letztendlich sagte er sich, dass es niemandem half, wenn er es hinauszögerte, hob seine Hand und klopfte.
Die Frau, die ihm öffnete, war sicher nicht älter als er mit seinen achtundzwanzig Jahren. Ihre Augen jedoch waren müde, was darauf schließen ließ, dass sie schon zu viel in ihrem Leben gesehen hatte. Nichtsdestotrotz lächelte sie ihn an. „Mr. Bhattacharya?“
„Ja“, sagte er und hielt ihr seine Hand hin. „Es tut mir leid, ich bin zu spät.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das macht nichts. Kommen sie rein, dann können wir über die Lösungen für ihre Tochter sprechen.“
Srikkanth nickte und folgte ihr verkrampft. Das war’s. Er konnte das. Er konnte diese Entscheidungen treffen und danach sein Leben weiterleben.
Das Innere des Büros war, im Gegensatz zu dem einheitlichen Weiß des Krankenhauses, in einem dezenten Grau gestrichen. Es war sehr einladend. Eine Couch und Stühle boten einen angenehmen Ort, um zu reden. An der hinteren Wand stand unauffällig ein Schreibtisch. Als er auf die Couch sank, wurde er spürbar ruhiger. Er konnte das.
„Kann ich ihnen etwas zu trinken anbieten? Kaffee? Ein Glas Wasser? Eine Cola?“
„Haben sie Tee?“, fragte Srikkanth.
„Schwarz oder Kräuter?“, hakte Ms. Holms nach.
„Schwarz, mit Milch, wenn das nicht zu viel ist.“
„Überhaupt nicht“, versicherte sie ihm. „Ich hole Ihnen etwas aus dem Aufenthaltsraum.“
Ein paar Minuten später kam sie mit einer dampfenden Tasse milchigen Tees zurück. Der Duft, so vertraut wie der des Parfums seiner Mutter, beruhigte seine Nerven ein wenig mehr.
„Wie geht es ihnen?“, erkundigte sie sich und setzte sich ihm gegenüber.
„Das ist alles so unwirklich“, gab Srikkanth zu. „Ich erwarte immer noch, dass Jill anruft und mir sagt, dass das alles ein Irrtum ist.“
„Diese Gefühle sind ganz normal“, beteuerte die Sozialarbeiterin. „Und wenn sie gute Freunde waren – was sie beide offensichtlich auch waren – werden sie auch erst in ein paar Wochen nachlassen. Leider können wir mit den Entscheidungen für das Baby nicht so lange warten.“
„Ich weiß“, stimmte Srikkanth ihr zu. „Es fühlt sich falsch an, diese Entscheidungen zu treffen, aber es ist ja niemand anderes da. Können wir noch einmal meine Optionen durchgehen? Ich weiß, sie haben es mir am Dienstag gesagt. Aber alles aus diesem Gespräch ist ein wenig verworren in meinem Kopf.“
„Natürlich“, antwortete Ms. Holms. „Bei einer freiwilligen Adoption suchen sie eine Agentur aus, die sich um die Unterbringung des Babys kümmert. Dann müssen sie entscheiden, inwieweit sie darüber hinaus involviert sein möchten. Freiwillige Adoptionen reichen von vollkommen offen mit den leiblichen Eltern, regelmäßigen Updates und sogar Besuchen, bis hin zu völlig geschlossen mit überhaupt keinem Kontakt. In der Regel ist es irgendwas dazwischen.“
„Ich bin nicht wirklich darauf vorbereitet, jemanden zu treffen“, sagte Srikkanth schnell. „Wie ich bereits erwähnte, hatte ich nicht vor, als Vater Kontakt zu dem Kind zu haben. Jill und ich waren Freunde. Ab und zu hab ich sie gesehen. Das war alles.“
„Das ist ganz ihre Entscheidung“, bekräftigte Ms. Holms. „Die Adoptiveltern haben sicherlich ihre Vorlieben. Grundsätzlich aber halten wir es mit der strengeren Option, wenn es Meinungsverschiedenheiten über den Grad der Offenheit gibt.“
Sie gab Srikkanth eine Liste mit Agenturen. „Der erste Schritt wäre, eine Agentur auszuwählen.“
Srikkanth überflog die Liste. Schließlich entschied er sich für eine. „Ich nehme die katholische Caritas“, meinte er. „In meiner
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