Ihre Beiden Väter
war. „Sie isst wie ein Pferd und macht überhaupt kein Theater.“
Srikkanth lächelte. „Dann ist sie wie ihre Mutter.“
„Hier“, meinte die Schwester. Durch jahrelange Übung hob sie das Baby mit Leichtigkeit hoch. „Nehmen sie Platz, dann können sie sie halten.“
Noch bevor Srikkanth das Stirnrunzeln auf Ms. Holms Gesicht sah wusste er, dass das eine schlechte Idee war. Nur ein Mal, sagte er sich. Dieses eine Mal würde er sie in seinen Armen halten, die Papiere unterschreiben und fertig war die ganze Sache. Er nahm den Stuhl, auf den die Schwester deutete und versuchte, seine Arme so zu positionieren wie sie, so dass sie eine Art Wiege formten. „Halten Sie nur ihren Kopf und es wird ihr gut gehen“, versicherte sie ihm. Vorsichtig legte sie das Baby in seine Arme.
Sophie öffnete die Augen und blinzelte Srikkanth eulenhaft an, als sie von den sicheren Händen in zaghafte wanderte. „Hi“, sagte Srikkanth sanft, sich vage an seine Mutter erinnernd, die einer jungen Freundin gesagt hatte, sie solle mit ihrem Baby so reden, als würde es sie verstehen. „Wie geht es dir, Sophie? Ich bin Srikkanth, ein Freund deiner Mama.“
Seine Stimme versagte, schluckte aber den Kloß in seinem Hals hinunter und sprach weiter. „Wir kannten uns seit der Mittelschule. Sie war die Einzige, die sich nicht über das Kind mit dem komischen Akzent lustig gemacht hat. Wenn sie mitbekommen hatte, dass es doch jemand gewagt hatte, dem hatte sie den Marsch geblasen. Sie liebte indisches Essen, weißt du“, vertraute er ihr an, „und da ich aus Indien komme, dachte sie, wenn sie meine Freundin wäre, könnte sie die ganzen Rezepte meiner Mutter stehlen. Schon damals konnte sie toll kochen. Meine Mutter hat sie geliebt. Jedes Mal, wenn Jill uns besuchen kam, folgte sie Mā in die Küche und sah ihr beim Kochen zu. Ihr machte es nichts aus, dass Mā nicht nach Rezept kochte. Deine Mama hat einfach zugesehen und gelernt. Wenn ich dann das nächste Mal bei ihr war, hat sie das Rezept gekocht, das sie bei Mā gelernt hatte. Sie war meine erste Freundin in den Staaten, meine beste Freundin.“
Das Baby blickte ihn mit diesem ernsten Ausdruck an, den wohl alle Säuglinge hatten. Ein Blick, der den Versuch widerspiegelte, einen Sinn in dieser fremden Welt zu sehen, obwohl es ihnen nicht wirklich gelang. Srikkanth neigte den Kopf und küsste sie zärtlich auf die Stirn, bevor er fortfuhr. „Jeder dachte, wir wären zusammen, doch Jill drängte mich nie dazu. Wahrscheinlich wusste sie schon vor mir, dass ich schwul bin. Als ich mich dann endlich outete, stand sie hundertprozentig hinter mir. Im College zogen wir in eine gemeinsame Wohnung. Ich schätze, meine Eltern haben immer erwartet, dass ich unsere Verlobung bekannt geben würde. Das von mir wissen sie nicht. Jill schon. Wir sind zusammen ausgegangen und waren uns immer über die süßesten Jungs in den Clubs einig. Dann versuchten wir herauszufinden, ob sie schwul oder hetero waren, sodass wir wussten, wer sie anmachen konnte.“
Er lachte leise. „Ich denke, diese Dinge sollte ich dir gar nicht erzählen. Aber du verdienst es zu wissen, wer deine Mama war, bevor du in eine andere Familie kommst. Mit einer anderen Mama und einem Papa, die sich um dich kümmern, jetzt, da deine Mama nicht mehr da ist. Du siehst aus wie sie, weißt du. Sicher, du hast meine Hautfarbe, aber dein Mund und die Form deiner Augen sind genauso wie ihre. Und ich wette, du bekommst dieselben Locken, die sie auch hatte. Womöglich werden sie braun sein, da ihr rotes Haar langsam verblasste. Aber ihre Locken bekommst du. Du musst. Du bist ihr zu ähnlich, um sie nicht zu bekommen.“
Er hob das Baby hoch und rieb seine Wange über ihren weichen Kopf. Der Duft von Creme, Seife und Baby stieg ihm in die Nase. Seine Augen tränten, während er sie hin und her wiegte. „Sie wollte so sehr ein Baby“, flüsterte er, „nur konnte sie keinen Mann finden, den sie genug liebte, um ihn zu heiraten. Wir haben immer Witze gemacht, dass wir perfekt für einander wären, wäre ich nicht schwul. Als sie nicht mehr auf den richtigen Mann warten wollte und sich dazu entschieden hatte, allein ein Baby zu bekommen, war ich die beste Lösung. Ich hab nicht sofort ja gesagt. Um ehrlich zu sein, hatte ich vor der ganzen Idee etwas Panik. Ich meine, was weiß ich davon, Vater zu sein? Immer und immer wieder hat sie mir aber versichert, dass sie von mir nichts weiter wollte, als meine Gene. Sie würde sich
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