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Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Titel: Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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Guillotine wurde hochgezogen: der Plebs hielt den Atem an. Der alte Mann versuchte, in Louis' Augen zu blicken, aber der König konnte nicht mehr klar sehen. Die Klinge fiel: die Menge atmete auf. Als der Kopf in den Korb rollte, hob der alte Mann seinen Blick in Ekstase und rief laut aus: « Jacques De Molay, wieder einmal bist du gerächt.») Professor Glynn unterrichtete seine Studenten in mittelalterlicher Geschichte (Dean Deane gab zur gleichen Zeit, auf demselben Campus, das Strawberry Statement heraus) und sagte: «Das wirkliche Verbrechen der Templer bestand wahrscheinlich in ihrer Verbindung zu den Hashishim.» George Dorn, der kaum hinhörte, fragte sich, ob er sich Mark Rudd und den anderen, die Columbia ein für allemal verlassen wollten, anschliessen sollte.
    «Und mit den modernen Romanen verhält es sich ebenso», fuhr Smiling Jim fort. «Sex, Sex, Sex - und nicht einmal nur normaler Sex. Jede Art von pervertiertem, degeneriertem, unnatürlichem, schmutzigem und krankem Sex. So werden sie uns eines Tages alle begraben, wie Herr Chruschtschow sagte, ohne auch nur einen einzigen Schuss abgegeben zu haben.»
    Sonnenlicht weckte Saul Goodman auf.
    Sonnenlicht und Kopfschmerzen. Der Kater nach, jener Drogenkur.
    Er lag in einem Bett. Seine Kleider waren weg. Das Gewand, das er jetzt trug, war unverwechselbar: ein Krankenhaushemd. Und das Zimmer... als er gegen das Sonnenlicht blinzelte... hatte das stumpfe, moderne Strafanstaltsaussehen eines typischen amerikanischen Krankenhauses.
    Das Öffnen der Tür hatte er nicht bemerkt, aber da schlenderte jemand herein, ein sonnengebräunter Mann in mittleren Jahren. In der Hand trug er ein Schreibbrett; ein paar Stifte reckten ihre Köpfe aus seiner Kitteltasche; auf dem Gesicht trug er ein wohlwollendes Lächeln. Seine breitrandige Hornbrille mit schwarzen Gläsern und der Bürstenschnitt wiesen ihn als den typischen, optimistischen, nach vorn drängenden Vertreter seiner Generation aus, unbelastet von den depressiven Weltkriegserinnerungen, die in Sauls Altersgenossen Ängste hervorriefen, ohne die nuklearen Alpträume, die unter Jugendlichen Wut und Entfremdung erzeugten. Offensichtlich zählte er sich selbst zu den Liberalen und gab den Konservativen jedes zweite Mal seine Stimme.
    Ein hoffnungsloser Narr.
    Ausser, dass er wahrscheinlich keines jener Wesen, sondern nur einer ihrer Agenten war, der einen sehr überzeugenden Auftritt machte.
    «Well?» fragte er zuversichtlich. «Fühlen Sie sich besser, Herr Muldoon?»
    Muldoon, dachte Saul. Da wären wir also... noch so 'ne Tour ihrer Kitschidee vom Herzen der Dunkelheit.
    «Mein Name ist Goodman», sagte er schwach. «Ich bin ungefähr so irisch wie Mosche Dajan.»
    «Oh, treiben wir immer noch das kleine Spielchen?» sprach der Mann mit sanfter Stimme. «Sind Sie immer noch ein Detektiv?»
    «Zur Hölle mit Ihnen», sagte Saul und verspürte schon keine Lust mehr, sich mit Witz und Ironie zu wehren. Er würde sich in seine Feindseligkeit einbuddeln und sich von seinem Schützenloch aus mit Bitterkeit und dumpfer Tapferkeit bis zum Letzten verteidigen.
    Der Mann zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. «An und für sich», sagte er, «stören uns diese letzten verbleibenden Symptome nicht sonderlich. Sie befanden sich in böserem Zustand, als Sie vor sechs Monaten zum ersten Mal hier eingeliefert wurden. Ich bezweifle, dass Sie sich daran erinnern können. Ein wahrer Segen, dass Elektroschocks einen Grossteil der unmittelbaren Vergangenheit auszulöschen vermö -gen, was in Fällen wie dem Ihren sehr hilfreich sein kann. Wissen Sie, dass Sie Passanten auf der Strasse tätlich angriffen und in den ersten Monaten bei uns Krankenschwestern und Pflegepersonal attackierten? In jener Zeit litten Sie unter aku -ter Paranoia, Herr Muldoon.»
    «Leck mich doch, Bubi», sagte Saul. Er schloss die Augen und drehte sich auf die andere Seite.
    «Solch eine angenehme gemässigte Feindseligkeit...» fuhr der Mann fort, frisch wie ein Vogel auf taufrischer Wiese. «Noch vor wenigen Monaten hätten Sie versucht, mich zu erwürgen. Ich werde Ihnen mal etwas zeigen.» Man hörte Papier knistern.
    Neugier überwand Widerstand: Saul drehte sich um und guckte. Der Mann hielt ihm einen Führerschein entgegen, ausgestellt in New Jersey, auf den Namen «Barney Muldoon». Das Foto zeigte Saul. Saul grinste bösartig, um seinen Unglauben zu demonstrieren.
    «Sie weigern sich, sich selbst zu erkennen?» fragte der Mann ruhig.
    «Wo

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