Illuminatus 2 - Der goldene Apfel
Joe und fand sich selbst in tiefer Konfusion wieder, nachdem er nur Sekunden vorher so nahe beim völligen Verständnis angelangt war.
«Um Licht zu empfangen, mußt du aufnahmefähig sein», sagte Hagbard schroff. « Und da beschäftige dich mal ganz allein mit. In der Zwischenzeit nimm dieses mal mit zurück nach New York und kau ein wenig darauf rum.» Und er überreichte Joe ein Buch mit dem Titel Pfeif Nicht, Wenn Du Pißt: Eine Anleitung zur Selbstbefreiung, von Hagbard Celine, H. M., S. H. In den drauffolgenden Wochen las Joe das Buch aufmerksam durch — unterdessen ging Pat Walsh von der Confrontation-Nach- forschungsabteilung alle Behauptungen und Angaben zu den Illuminaten durch, die Joe von Hagbard, Simon, Dillinger und Dr. Ignotius aufgeschnappt hatte — doch auch wenn das Buch stellenweise brillant geschrieben war, vieles war obskur und er fand keinen Schlüssel zu dem Einen, Vertrauenswürdigeren als alle Buddhas. Eines Nachts dann, high auf Alamout Black Haschisch, be gann er mit erweiterten und intensiviertem Bewußtsein an dem Buch zu arbeiten. Malaclypse der Ältere ? Nein, er war zwar weise und in übermütiger Weise irgendwie wohlwollend, gewiß aber nicht sehr vertrauenswürdig. Simon? Trotz seiner Jugend und Trotteligkeit entwickelte er Momente einer unglaublichen Wahrnehmungsfähigkeit, aber er war mit an Gewißheit grenzender Wahrscheinlichkeit längst nicht so erleuchtet wie Hagbard. Dillinger? Dr. Ignotius? Der geheimnisumwobene Malaclypse der Jüngere, der spurlos verschwunden war und nur jenes unergründliche Principia Discordia hinterlassen hatte ? Jesus Christus! schoß es Joe durch den Sinn, welch ein maskuliner Chauvinist ich doch bin! Wieso bin ich eigentlich nicht auf Stella gekommen ? Der alte Witz kam ihm wieder ins Gedächtnis ... « Hast du Gott gesehen ?» «Ja, und sie ist schwarz.» Natürlich. Hatte Stella nicht über seine Initiation gewacht, damals in Dr. Ig-gys Kapelle? Hatte Hagbard nicht gesagt, sie würde auch über Georges Initiation wachen, wenn George bereit sein würde ? Natürlich.
Joe erinnerte sich immer wieder jenes Augenblicks der Ekstase und Gewißheit: es lehrte ihn eine ganze Menge über den Gebrauch und Mißbrauch von Drogen, und warum die Illuminaten fehlgingen. Denn das Unbewußte, das ständig versucht, einen guten Zahn in eine Mutterfigur zu verwandeln, hatte die Einsicht, die sein Überbewußtsein ihm vermittelt hatte, fast infiziert. Es war nur wenige Monate später, unmittelbar vor Ausbruch der Fer-nando-Poo-Krise, daß er, über alle Zweifel erhaben, den Einen, Vertrauenswürdigeren als alle Buddhas und alle Weisen entdeckte.
Do-da, do-da, do-da-do-da-DAY...
(Und noch in derselben Nacht, da Semper Cuni Linctus seinen Subalternen schalt, weil er den Aberglauben der Eingeborenen ernst nahm, kam er an einem Olivenhain vorbei und sah die Siebzehn ... und mit ihnen war der Achtzehnte, derjenige, den sie am Freitag zuvor gekreuzigt hatten. Magna Mater, fluchte er, indem er sich näher heranschlich, bin ich dabei, meinen Verstand zu verlieren ? Der Achtzehnte, wieheißterdochgleich, der Prediger, hatte ein Rad aufgestellt und gab Spielkarten an die anderen aus. Jetzt drehte er das Rad und rief die Zahlen aus, an denen das Rad anhielt. Der Söldner sah stumm, mit wachsendem Erstaunen zu, wie der Vorgang sich mehrere Male wiederholte und die Karten jedesmal angegeben wurden, wenn das Rad anhielt. Schließlich rief der Dicke, Simon, «Bingo!» Der Sprößling der noblen Linctus-Fami-lie wandte sich um und floh ... Hinter ihm sagte die leuchtende Figur: «Tuet solches in meinem Angedenken.» «Ich dachte, wir sollten die Brot- und Wein-Show in deinem
Angedenken abziehen?» widersprach Simon. «Tut beides», sagte der Geisterhafte. «Brot und Wein ist für manche Leute einfach zu symbolisch und geheimnisvoll. Das hier ist genau das Richtige, um den Mob auf die Beine zu bringen. Ihr seht, meine Lieben, wenn ihr die Bewegung dem Volk nahebringen wollt, müßt ihr damit beginnen, wofür das Volk sich interessiert. Du da, Luk', schreib das nicht auf. Dies ist ein Teil der geheimen Lehren.»)
Schlurf, schlurf... Camp-town ladies sing this song... (Aber wie erklären Sie sich einen Mann wie Drake? fragte einer von Carl Jungs Gästen im Laufe des sonntäglichen Kaffeeklatschs, wo der seltsame junge Amerikaner Anlaß zu soviel Spekulation gegeben hatte. Jung sog gedankenverloren an seiner Pfeife - und überlegte, wie er seine Entourage endlich einmal davon
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