Illuminatus 2 - Der goldene Apfel
ziehen, werden Sie von mir hören.» Drake furzte, wie immer in Momenten nervöser Spannung, dann, wenn etwas Wichtiges ausgehandelt werden mußte, und legte rasch auf. Nun, span> sagte er bei sich, Versicherung.
Eine Kopie seiner zweiten Analyse der letzten Worte von Dutch Schultz — die private, nicht die offizielle Version, die er an die Abteilung Psychologie der Harvard-Universität eingereicht hatte -lag vor ihm auf dem Tisch seines Hotelzimmers. Er faltete sie sorgfältig zusammen und befestigte obendrauf einen kleinen Zettel, auf dem stand: «Es gibt fünf Exemplare davon in den Panzerschränken fünf verschiedener Banken.» Dann schob er sie in einen Umschlag, adressierte ihn an Luciano und schlenderte aus seinem Zimmer, um ihn in den Hotelbriefkasten zu werfen. Als er in sein Zimmer zurückkehrte, wählte er die Nummer Louis Lepkes, geborener Louis Buchalter, von jener Organisation, die von der Sensationspresse später Murder Inc. genannt werden sollte. Als Lepke abhob, rezitierte Drake mit ernster Stimme, immer noch aus den Worten des Dutchman: «Ich kriege einen Monat. Sie taten es. Los, Illuminaten.»
«Wer zum Teufel ist das?» kreischte Lepkes Stimme, als Drake vorsichtig den Hörer auf die Gabel legte. Wenige Augenblicke später bezahlte er das Hotelzimmer und nahm den Mittagsflug nach Hause und verbrachte fünf Zwanzigstundentage damit, die Bank seines Vaters zu reorganisieren und zu frisieren. Am fünften Abend relaxte er dann und führte eine junge Dame der Lodge-Familie zum Tanz aus. Ted Weems Orchester spielte, und sie hörten zum erstenmal deren neuen, jungen Vokalisten Perry Como. Anschließend fickte er sie die Tonleiter rauf und runter. Am nächsten Morgen zog er ein kleines Büchlein aus der Tasche, in das er die reichsten Familien Amerikas in alphabetischer Reihenfolge eingetragen hatte, trug ihren Vornamen unter Lodge ein und strich ihn mit einem Häkchen ab; genauso wie er es die Woche zuvor mit Morgan getan hatte. Die nächste würde eine Rockefeiler sein.
Mit dem Mittagsflug kam er in New York an und verbrachte den
Rest des Tages damit, mit Beamten des Morgan Trusts zu verhandeln. Am selben Abend sah er eine Schlange von Bedürftigen, die um Nahrungsmittel anstanden; dies wühlte ihn innerlich auf. Zurück im Hotel machte er eine seiner seltenen, fast unheimlichen Tagebucheintragungen:
Die Revolution könnte jeden Augenblick beginnen. Wäre Huey Long letztes Jahr nicht erschossen worden, hätten wir sie wahrscheinlich schon. Hätte Capone den Dutchman Dewey umlegen lassen, wäre das Justizministerium infolge der Reaktion jetzt stark genug, die Sicherheit des Staates zu garantieren. Wenn Roosevelt es nicht fertigbringt, uns, wenn es losgeht, in den Krieg zu manövrieren, wird alles vergebens sein. Und der Krieg mag noch drei oder vier Jahre von uns entfernt liegen. Könnten wir Dillinger zurückbringen, könnte die Reaktion Hoover und die Justiz festigen, doch John scheint auf der anderen Seite zu stehen. Mein Plan mag die letzte Chance bieten, und die Illuminaten haben bisher noch keinen Kontakt zu mir aufgenommen, obwohl sie sich eingeschaltet haben müssen. Oh, Weishaupt, welch eine Brut von Sumpfköpfen versucht, dein Werk fortzusetzen.
Nervös riß er die Seite heraus, furzte und zerknüllte sie, um sie langsam im Aschenbecher zu verbrennen. Immer noch aufgeregt, wählte er anschließend die Telefonnummer von Mister Charles Luciano und sagte mit leiser Stimme: «Ich kann ganz schön was vertragen, Winifred. Justizministerium. Ich hab's sogar vom Ministerium erfahren.»
«Legen Sie nicht auf», sagte Luciano leise. «Wir haben darauf gewartet, von Ihnen zu hören. Sind Sie noch da ?» «Ja», sagte Drake vorsichtig mit zusammengepreßten Lippen und einem noch fester zusammengepreßten Schließmuskel.
« Okay », sagte Mister Lucky. « Sie wissen Bescheid über die Illuminaten. Sie wissen, was der Dutchman der Polizei zu verstehen zu geben versuchte. Sie scheinen ebenfalls über die Liberteri und Johnnie Dillinger Bescheid zu wissen. Wieviel fordern Sie ?» «Alles», erwiderte Drake. «Und Sie alle werden es mir anbieten. Aber noch nicht jetzt. Nicht heute nacht.» Und damit legte er auf.
(Das Rad der Zeit, wie die Mayas es kannten, dreht sich auf dreifache Weise; wie die Erde sich um ihre eigene Achse dreht, wie sie gleichzeitig als Planet um die Sonne kreist und zur «gleichen» Zeit hinter der Sonne herzieht, während dieser Stern wiederum den Rand der Galaxie
Weitere Kostenlose Bücher