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Illuminatus 3 - Leviathan

Illuminatus 3 - Leviathan

Titel: Illuminatus 3 - Leviathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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ganz . . . » unterbrach ein gefeierter französischer Rennfahrer. Dann lächelte er. «Oh», sagte er, «war der Junge Amerikaner? »
    Miss Portinari entfernte sich von der Gruppe vielleicht ein wenig zu hastig (sie merkte, wie ein Paar Augen sie verfolgte) und ließ sich rasch ihr Glas füllen.
    Eine halbe Stunde später stand sie auf der Veranda und versuchte, ihren Kopf in der frischen Nachtluft ein wenig klar zu bekommen, als sich ihr ein Schatten näherte und Celine, in eine Wolke aus Zigarrenrauch gehüllt, neben ihr erschien.
    «Der Mond hat eine dicke Backe heute nacht», sagte er auf italienisch. «Als hätte ihm jemand eins auf den Mund gegeben.»
    «Sind Sie neben Ihren anderen Fähigkeiten auch noch Poet?» fragte sie kühl. « Hört sich an, als sei es amerikanische Verskunst.»
    Er lachte auf - ein klares Gelächter, wie das Wiehern eines Hengstes. «Richtig», sagte er. «Ich komme gerade aus Rapallo, wo ich mit einem der wichtigsten amerikanischen Poeten dieses Jahrhunderts sprach. Wie alt bist du ?» fragte er plötzlich.
    « Knapp sechzehn », sagte sie, nach Worten tastend.
    « Knapp fünfzehn », korrigierte er, nicht sehr galant.
    «Das geht Sie überhaupt nichts an ...»
    « Das könnte sein », fuhr er gleichmütig fort. «Ich brauche ein Mädchen deines Alters für etwas, das ich gerade plane.»
    «Ich kann's mir schon vorstellen. Irgendwas Faules.»
    Er trat mehr aus dem Schatten heraus und näher an sie heran. « Kind », sagte er, « bist du religiös ?»
    «Ich nehme an, Sie betrachten das als altmodisch», erwiderte sie und stellte sich dabei seinen Mund an ihrer Brust vor und dachte an Gemälde, auf denen Maria dem Jesuskind die Brust gibt.
    «Zu diesem Zeitpunkt der Geschichte», sagte er einfach, «ist das das einzige, das nicht altmodisch ist. Welches ist dein Geburtsdatum? Egal... du mußt Jungfrau sein.»
    «Bin ich», sagte sie. (Seine Zähne würden an ihrer Brustwarze knabbern ... aber sehr vorsichtig. Der wußte bestimmt, wie man das machte.) «Aber das ist Aberglaube und nicht Religion.»
    «Ich wünschte, ich könnte eine klare Trennungslinie zwischen Religion, Aberglauben und Wissenschaft ziehen.» Er lächelte. «Ich finde, sie bewegen sich ziemlich dicht nebeneinander her. Du bist natürlich Katholikin ?» Seine Beharrlichkeit konnte einen zum Wahnsinn treiben.
    «Ich bin stolz darauf, eine Absurdität zu glauben und deshalb bin ich keine Protestantin », erwiderte sie — und fürchtete sogleich, er könne das Plagiat erkennen.
    «Welches Symbol birgt für dich die meiste Bedeutung in sich ?» fragte er mit der Gleichgültigkeit eines Staatsanwaltes, der im Begriff ist, eine Falle zu stellen.
    «Das Kreuz », sagte sie rasch. Sie wollte nicht, daß er die Wahrheit erfahren sollte.
    «Nein.» Wieder korrigierte er sie ungalant. «Das Heilige Herz.»
    Da wußte sie, daß er zur Partei des Satans gehörte.
    «Ich muß gehen», sagte sie.
    «Meditiere nur weiter über das Heilige Herz», sagte er, seine Augen blitzten dabei wie die eines Hypnotiseurs (ein Cornball Gimmick, dachte er bei sich, doch vielleicht funktionierte es). «Meditiere tief über das Heilige Herz, mein Kind. Du wirst darin
    die Essenz des Katholizismus finden — und die Essenz aller anderen Religionen.»
    «Ich glaube, Sie sind verrückt», antwortete sie und verließ die Veranda in unwürdiger Hast.
    Aber zwei Wochen später, während ihrer morgendlichen Meditation, verstand sie plötzlich das Heilige Herz. Zur Mittagszeit verschwand sie — sie hinterließ zwei Nachrichten, eine für die Oberin der Klosterschule, eine andere für ihre Eltern — und machte sich auf die Suche nach Hagbard. Sie besaß mehr Potential, als sie es selbst wußte, und (wie anderweitig berichtet) innerhalb der nächsten zwei Jahre dankte er zu ihren Gunsten ab. Sie wurden nie Liebhaber. 14
    Die Wichtigkeit von Symbolen — Bildern — als Glied zwischen Wort und ursprünglicher Energie demonstriert die Einheit zwischen Magie und Yoga. Beide, Magie und Yoga - wir wiederholen uns - sind Methoden der Selbstprogrammierung, die synchronistisch miteinander verbundene Ketten von Wort, Bild und Bioenergie einsetzen.
    Folglich haben Rationalisten, die alle Puritaner sind, niemals die Tatsache ins Auge gefaßt, daß Unglaube in der Magie nur in puritanischen Gesellschaftsformen zu finden ist. Der Grund dafür ist einfach: Puritaner sind unfähig zu erkennen, was es mit der Magie essentiell auf sich hat. Man darf sogar behaupten, daß nur

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