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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Gerichtsgutachter. Vielleicht hat er mit dieser Sicht der Dinge sogar nicht ganz Unrecht. Zweifellos macht es sich nicht gut, wenn man als der Professor in die Schlagzeilen gerät, der eine Siebzehnjährige auf der Straße aufliest und sie mit in seine Wohnung nimmt, wo sie dann zu Tode kommt. «
    Ich dachte darüber nach. Joost würde sich damit immer übe r zeugend zu rechtfertigen wissen, aber entschuldigen konnte ihn diese Argumentation in meinen Augen nicht. Ich wandte mich Felicitas Kluge zu. » Am Sonntag sagten Sie, Sie hätten den Namen Flora Masberg schon einmal gehört. In welchem Zusammenhang war das? «
    » Der Professor hat uns seine frühere Geliebte als Alibi für den Abend genannt, an dem Ihr Mann starb. Sie heißt seit ihrer Heirat übrigens Flora Simon. Als ich mir dieses Alibi von ihr bestätigen ließ, musste sie ihren Ausweis vorlegen. Darin ist ihr Mädchenname vermerkt. «
    Der Name Simon erinnerte mich an etwas. » Simon «, sagte ich, » dieser Name … ich habe ihn schon einmal gehört. «
    » Möglicherweise aus dem Mund von Frau Overbeck? « Sie legte den Kopf etwas schief und sah mich interessiert an.
    Ich nickte. » Ja, das stimmt. Sie hat von einem Mark Simon erzählt. «
    » Dem Vater ihres Kindes. «
    » Dem angeblichen Vater ihres Kindes «, präzisierte ich.
    Kai-Uwe Andres faltete die Hände und stützte sein Kinn darauf. » Er ist der Vater «, sagte er gedehnt.
    » Aber das Gutachten … « Und dann drängte sich ein Gedanke in den Vordergrund, und mir ging endlich ein Licht auf. » Hat Joost tatsächlich geschludert? «
    » Er hat es gefälscht! «, klärte Felicitas Kluge auf. » Für Flora Simon, geborene Masberg, kam ein uneheliches Kind ihres frisch Angetrauten einem Alptraum gleich. Als sie von ihrem Mann zufällig den Namen des Gutachters erfuhr, der vom Gericht mit der DNA-Analyse beauftragt worden war, sah sie ihre Chance gekommen. Sie setzte sich mit ihrem früheren Liebhaber in Verbindung und erinnerte ihn an Tonja. «
    » Das heißt, sie erpresste ihn, damit er das Ergebnis der DNA-Analyse fälschte? «
    » Erpresst hat sie ihn nicht. Eine Erpressung setzt immer einen Vermögensvorteil voraus. Aber sie hat ihn genötigt. Sollte bei der Untersuchung Mark Simon als Vater herauskommen, würde sie sich mit ein paar pikanten Informationen an die Presse wenden. «
    Irritiert runzelte ich die Stirn. » Aber damit hätte sie sich selbst verraten. «
    » Das hätte sie in Kauf genommen, wie sie sagt. Zumindest ist sie das Risiko eingegangen. Und das muss sie dem Professor sehr überzeugend vermittelt haben. Er hat sich von ihr nötigen lassen und hat die Probe von Mark Simon ausgetauscht. Im Ergebnis der DNA -A nalyse war seine Vaterschaft mit Sicherheit ausgeschlossen. «
    » All das hat Joost freiwillig zugegeben? «
    » Zunächst nicht «, antwortete Kai-Uwe Andres. » Aber als wir in der Kladde Ihres Mannes von uneidlicher Falschaussage und Beihilfe zum versuchten Betrug lasen und das auch noch im Zusammenhang mit Barbara Overbeck, haben wir Mark Simon in unser rechtsmedizinisches Institut gebeten und die Analyse dort wiederholen lassen. Das Ergebnis besagt, dass Mark Simon der Vater von Barbara Overbecks Sohn ist. « Er ließ mir Zeit, diese Informationen zu verarbeiten, und fuhr dann fort. » Das Gutachten, das der Professor angefertigt hatte, war von Barbara Overbecks Anwalt bis ins Detail geprüft worden. Es wies keinerlei Fehler auf. Bei einem professionellen Umgang mit der Probe konnte es also zu keiner versehentlichen Vertauschung gekommen sein. Blieb die absichtliche. Und da stellte sich natürlich die Frage … «
    » … warum der Professor so etwas getan haben könnte «, vol l endete Felicitas Kluge seinen Satz. » Wir haben ihn dazu vernommen. Gleichzeitig wurde Flora Simon befragt. Während Professor Kogler beharrlich bei seiner Version blieb, verstrickte die Frau sich in Unstimmigkeiten und gab schließlich die Nötigung zu. Von dort zu Tonja Westenhagen war es nur noch ein kleiner Schritt. Als wir von dieser Geschichte hörten, war sofort das Motiv klar, das den Professor bewogen hatte, der Nötigung nachzugeben und die Probe zu vertauschen: Er hat damit versucht, eine andere Straftat zu vertuschen. «
    Ich rieb mir über die Stirn und versuchte, den Schmerz zu vertreiben, der sich dahinter breit gemacht hatte. Aber es war zwecklos. » Haben Sie eine Kopfschmerztablette für mich? « Ich sah zwischen beiden hin und her.
    Felicitas Kluge verließ den Raum

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