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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Wohnung. Unterwegs nahmen sie eine Anhalterin mit. «
    » Tonja Westenhagen? « Mein Magen schmerzte, und ich pres s te meine Unterarme dagegen.
    » Ja. Der dunkle Jaguar, nach dem wir Sie gefragt haben und in den ein Zeuge das Mädchen damals hat einsteigen sehen, gehörte übrigens dem Vater von Frau Masberg. Sie haben Tonja gleich gesagt, dass … «
    » Einen Moment, bitte «, unterbrach ich sie. » Erscheint Ihnen das nicht ungewöhnlich? Die beiden müssten eigentlich anderes im Sinn gehabt haben, als auf dem Weg zu dieser Wohnung eine Anhalterin mitzunehmen. Ich meine, sie waren nicht einfach ein Ehepaar auf dem Heimweg. Wie kommt es, dass sie überhaupt Augen für ein junges Mädchen am Straßenrand hatten? «
    » Diese Frage stellt sich ohne Zweifel «, antwortete Kai -U we Andres. » Beide haben dazu ausgesagt, dass ihnen das Mädchen beinahe ins Auto gelaufen wäre. Augenscheinlich sei sie betrunken gewesen. Das wurde übrigens damals bereits von ihren Freunden bestätigt, die mit ihr zunächst auf einer privaten Party und später in der Disko gewesen waren. Laut der recht s medizinischen Untersuchung hatte sie zu dem Zeitpunkt, als sie mit Professor Kogler und Frau Masberg zusammentraf, einen Blutalkoholgehalt von eins Komma acht Promille. Das ist ein beachtlicher Wert für ein Mädchen, das bis dahin nur gelegen t lich Erfahrungen mit Alkohol gemacht hatte. «
    » Den Zustand, in dem Tonja war, haben die beiden wohl ganz richtig eingeschätzt «, fuhr Felicitas Kluge fort. » Da sich Joost Koglers Wohnung auf halbem Weg zum Zuhause des Mädchens befand, beschlossen sie, sie dieses Stück mitzunehmen und sie dann für den Rest des Weges in ein Taxi zu setzen. Als sie vor dem Haus hielten, in dem sich die Wohnung befand, wurde Tonja allerdings schlecht, und sie nahmen sie kurzerhand mit hinauf. Während Frau Masberg ihr den Weg ins Bad wies, bestellte der Professor ein Taxi. Die beiden nahmen an, das Mädchen würde sich übergeben und sie könnten es dann in das Taxi verfrachten. Aber es kam anders. « Felicitas Kluge warf einen kurzen Blick in ihre Unterlagen.
    » Der Professor und seine Geliebte befanden sich –so ihre gleich lautenden Aussagen –im Wohnzimmer, als sie aus dem Bad ein dumpfes Geräusch hörten. Sie nahmen an, Tonja sei hingefallen, und liefen ins Bad. Dort fanden sie das Mädchen auf dem Boden liegend vor. Offensichtlich hatte sie es nicht mehr bis zur Toilette geschafft und sich auf dem Badezimme r bo den erbrochen. Dann muss sie auf dem Erbrochenen ausgerutscht und sehr unglücklich mit dem Genick auf den Badewannenrand geknallt sein. Professor Kogler konnte nur noch ihren Tod feststellen. «
    Meine Kehle fühlte sich ausgedörrt an. Ich goss Wasser in ein Glas und trank einen Schluck.
    Felicitas Kluge fuhr fort: » Laut Aussage des Professors hatte er bereits Sekunden später die Schlagzeilen vor Augen, die diesem Tod unweigerlich folgen würden. So etwas ließ sich seiner Einschätzung nach nicht geheim halten. Er flehte Flora Masberg an, ihren Mund zu halten und nach Hause zu fahren. Er selbst ließ sich von dem Taxi, das unten seit fünf Minuten –eigentlich auf Tonja –wartete, zu seinem Institut bringen, wo sein Wagen stand, und fuhr dann zurück zu der Wohnung. «
    Vor mein inneres Auge schob sich das Bild von Joost, zu dessen Füßen Tonja Westenhagens Leiche lag. Ich hätte dieses innere Auge gerne geschlossen, um dem Bild zu entkommen. Gleichzeitig wollte ich die Wahrheit wissen. » Er hat die Leiche in den Jenisch-Park gebracht? «, fragte ich.
    » Ja «, sagte sie, » noch in derselben Nacht. Und bereits am nächsten Tag hat er die Wohnung gekündigt. «
    Ich dachte an die Gedenktafel im Jenisch-Park und a n d as Martyrium der Familie des Mädchens. » Haben Sie Tonjas Eltern informiert? «
    Sie nickte. » Kollegen von uns sind gerade bei ihnen. «
    » Was müssen sie durchgemacht haben «, überlegte ich laut. » All die Jahre nicht zu wissen, wie und warum ihre Tochter gestorben ist. Und das alles nur wegen ein paar idiotischer Schlagzeilen? Zwei Wochen später wären die längst vergessen gewesen. « Ich wusste nicht mehr, ob wir von dem Joost spr a chen, den ich kannte und der Gregors Freund gewesen war.
    Kai-Uwe Andres räusperte sich. » In den Augen des Professors schien damals seine Existenz ernsthaft gefährdet zu sein. Er dachte ausschließlich an den Ruf seines Instituts, der untrennbar mit seinem Namen verbunden ist, und an seine Arbeit als

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