Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Anhang mein Herz

Im Anhang mein Herz

Titel: Im Anhang mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Schön
Vom Netzwerk:
neuen Zetteln und ich tippe sie für dich ein?
    Zurzeit bin ich dabei, uralte Briefe meine Mutter einzutippen. Damit ich sie dann flüssiger lesen kann. Sie sind nämlich in Kurrentschrift.
    Vor mir an der Wand hängt deine bunte Ansichtskarte.
    Von deinen beiden Büchern habe nun ich auch schon das zweite bald ausgelesen.
    Artur

    Freitag, 2. September, 8.36
    Betrifft: Liebe Marlene!
    Guten Vormittag!
    Anbei ist ein Uhrprogramm. Vielleicht gefällt dir diese kleine Uhr. Ich habe sie hier und zu Hause.
    Nun schnell weiterarbeiten.
    A.

    Freitag, 2. September, 8.38
    Betrifft: Wie lange
    weiterarbeitest du heute?
    Ich frage aus einem bestimmten Grund.
    Anbei die Liste.

    Freitag, 2. September, 8.43
    Betrifft: Es stimmt,
    das Wochenende ruft.
    Ich habe es auch gehört, ganz laut.
    Ich hole dich um 14.30 ab.
    Artur

    Samstag, 3. September, 10.31, zu Hause
    Liebe Marlene!
    Ich muss die Antwort auf deine lange Mail verschieben, da diese mich momentan zu sehr bewegt. Kleine Dosen sind da wichtig.
    Artur
    PS Da du gestern sagtest, es liege mir nicht, etwas mäßig aber regelmäßig zu tun, fiel mir noch ein: Tu mal ein einzelnes Ei in die Pfanne. So kann man doch keine vernünftige Eierspeise machen. Da braucht es schon mindestens drei auf einmal dazu.

    10.35
    Da kann ich dir nur beipflichten. Jeden Tag merke ich, dass ich nicht einmal die Rechtschreibregeln beherrsche. Und wenn ich mir durchlese, was ich so getippt habe, steigen mir dann auch über den Stil die Grausbirnen auf.
    Aber so geht es mir auch mit manchen Büchern. Gestern fand ich sogar eine Lovecraft-Geschichte so miserabel, dass ich erstaunt darüber war, dass sie zu seinen berühmtesten zählen soll.

    19.55
    Schlaf gut und träum was Süßes, meine Liebe!
    Morgen mehr, ich bin beschäftigt!
    A.
    PS Das duftende Meersalz für dich hab ich schon!
    Sonntag, 4. September, 10.08
    Was brauchst du? Ob ich für dich morgen etwas besorgen kann?
    A.

    10.26
    Nein, bitte nicht Leseratte oder Bücherwurm. Bitte eine Schlange, die wäre ich am liebsten.
    Ich blättere gerade in einem schwierigen Buch. Es ist über neue Mathematik. Ich glaube, um dieses Buch zu verstehen, muss ich erst mein Gehirn verdoppeln lassen.
    Ein Paket ist verschwunden, das mir die Post längst bringen sollte. Ich warte aber noch eine Woche ab.

    10.36
    Nein, denn ich will, dass ich überhaupt keine Fehler mache. Dass ich zufrieden bin, mit allem, was ich an dich schreibe.
    Artur

    10.47
    Die CDs sind dein. Ich habe die Originale noch.

    10.54
    Gestern habe ich am frühen Abend einen Radausflug gemach. Die Sonnenblumenfelder traf ich aber nur mehr vertrocknet an. Trotzdem war es schön, draußen zu sein.
    Eine Stehlampe habe ich mir auch gekauft. Ich wohne nun in einem anderen Zimmer meiner Wohnung.
    Ach ja. Diesmal werde ich für dich am Zwei-Jahres-Gedenktag nichts kaufen, wenn du es mir nicht übel nimmst.
    Vermutlich werden wir uns am Dienstag nicht sehen, sondern erst am Freitag. Der Freitag ist mir ohnehin lieber, weil ich dann die ganze Woche etwas habe, worauf ich mich freuen kann.
    Weißt du noch, wie ich dich letztes Jahr in Schokolade aufwägen wollte?
    Ich selbst feiere dann auch noch meinen einjährigen Tag des Wohnens in Freiheit .
    Artur

    12.23
    Da ich wieder einmal viel zu schwer für den Sport bin, habe ich eine Fastenkur mit Fasten-Tee begonnen. Diese Woche gibt es also kein gemeinsames Mittagessen, sondern Nulldiät.
    A.

    12.51
    Liebe Marlene!
    Jetzt habe ich wieder einen alten Brief meiner Mutter eingetippt. Die meisten sind aus ihren Jahren so um die Zwanzig herum. Ich weiß nun über sie einiges mehr.
    Aber allzu viel möchte ich über vergangene Zeiten auch nicht nachgrübeln: Was wäre gewesen, wenn es anders gekommen wäre?
    Jetzt überlege ich, was ich der Freundin meiner Mutter, die mir diese Briefe überlassen hat, schicken könnte. Ein kleines Dankeschönpaket. Was meinst du? Etwas Süßes?

    13.02
    Ja, es ist aber auch ein bisschen unangenehm für mich. Sie stellte mir sehr viele sehr neugierige Fragen. Sie weiß zum Beispiel nicht, dass meine Kinder nicht mehr bei mir leben. Sie hat irgendwie intuitiv erfasst, dass ich nicht glücklich verheiratet bin. Unser Gespräch über mein Privatleben war ein stetes Ausweichen meinerseits und Lenken auf andere Themen.
    Ja, die Briefe. Merkwürdig. Als ob ich eine Person in einem Roman wäre, die ein Bündel mit alten Briefen findet.
    Ob ich diese nette Dame einmal einladen soll? Sie ist aber dem Leben in der Großstadt nicht

Weitere Kostenlose Bücher