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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sarkey
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zurück.
    »Bist du okay?« Sofort war er neben dem Bett, ohne überhaupt zu merken, dass er sich bewegt hatte.
    Sie nickte und stützte sich mit der Hand auf. »Bloß Krämpfe.«
    »Krämpfe?« Wenn sie ihre Tage hatte, stand Anna jedes Mal heftige Krämpfe aus – Tom hatte nie gedacht, dass er jemals so detailliert darüber Bescheid wissen würde, genauso wenig wie über ihre Körpertemperatur auf zwei Stellen nach dem Komma. Er sah, wie verängstigt sie war, und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Das sind die Hormone.«
    Anna atmete heftig durch die Nase aus und nickte. »Hast Recht.« Langsam erhob sie sich und ging Richtung Badezimmer. »Eins kann ich dir sagen, ich bin froh, wenn ich nicht mehr jeden Tag dieses Ding in mich reinstecken muss!«
    Tom wartete, bis er das Wasser laufen hörte, bevor er seine Hosen und den grauen Kaschmir-Sweater anzog, den Anna ihm vor ein paar Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte. Den Wasserkocher angestellt, die Eier in die Pfanne gehauen, den Toast in den Toaster gesteckt. Alles war am Laufen, als er die Wohnungstür aufschloss, die Treppe hinunterging und hinaus in den frischen Frühlingsmorgen trat. Ein leichter Wolkenschleier schimmerte vor dem blauen Himmel, der auf einen wahrhaft strahlenden Tag hoffen ließ. Er bückte sich, um die neue Tribune aufzuheben – und erblickte Bill Samuelson, der ihn unverwandt anstarrte. Fast wäre Tom rückwärts von der Veranda gefallen.
    »Großer Gott!« Tom legte die Hand auf sein klopfendes Herz. »Haben Sie mir einen Schrecken eingejagt.«
    »Ist ja auch nicht allzu schwer.« Der Untermieter zog an seiner Zigarette und hielt inne, um einen Krümel Tabak auszuspucken. »Schauen Sie sich eigentlich nie um?« Seine Stimme war tief, voluminös und seidig weich, ein echter Kontrast zu seiner ansonsten ätzenden Art.
    »Bin heute wohl etwas nervös.« Tom trat von einem Bein aufs andere, seine nackten Füße froren auf dem kalten Beton. Wie gern hätte er sich jetzt eine Kippe geschnorrt, aber er erinnerte sich selbst rechtzeitig daran, dass er aufgehört hatte. »War ’ne lange Nacht.«
    Die Art Bemerkung, die die meisten Menschen zum Nachfragen aufgefordert hätte, zu einem ›Echt?‹ oder ›Warum? ‹. Nicht so Bill Samuelson – der sah einfach weg. Seit er in die Wohnung im Erdgeschoss ihres Hauses eingezogen war, hatten sie kaum ein Wort gewechselt. Er lebte sehr zurückgezogen, hatte anscheinend niemals Gäste und verschwand immer wieder für lange Zeit. Und jedes Mal, wenn sie sich doch zufällig begegneten, wurde er beinahe ausfallend. Aber sein Scheck landete jeden Monat pünktlich im Briefkasten, und das war für Tom das Wichtigste.
    Zurück in der Küche legte Tom die Tribune auf die Anrichte, goss den Tee auf, wendete die Eier. Und versuchte, nicht an Akronyme zu denken.
     
    Alles würde gut werden. Der Himmel war blau, der Frühling war gekommen, und sie war schwanger. Was für einen Unterschied die Sonne machte! Wer war um Viertel nach vier am Morgen nicht nervös? Eine furchtbare Uhrzeit, um allein wachzuliegen.
    Anna sank in den Beifahrersitz zurück. Die Lehne war um dreißig Grad geneigt, damit weniger Druck auf ihrem Bauch lastete. Die Krämpfe hatten etwas nachgelassen, doch ihre Brüste waren unglaublich empfindlich. Heute früh hatte sie Toms Umarmung ausweichen müssen, auch wenn sie merkte, dass er sich sofort Gedanken darüber machte.
    Was nur gerecht war, absolut gerecht. Irgendwann würde sie das wieder ausbügeln. Aber jetzt, in diesem Moment, konnte sie nur an eines denken. Diese ganzen physischen Symptome mussten ein gutes Zeichen sein. Diesmal fühlte sie sich anders als bei den letzten Malen, ganz anders.
    Das morgendliche Treiben war ausgebrochen: Die Leute drängten sich auf dem Gehsteig, Männer und Frauen in lockerer Geschäftskleidung. Ein lockeres Leben. Annas Handy klingelte. Sie beugte sich vor, um es aus ihrer Handtasche zu kramen, und zuckte zusammen, als ihre Brüste nach vorne schwangen. Endlich hatte sie es in der Hand, klappte es auf und schaute auf das Display. Mit einem entschiedenen Kopfschütteln steckte sie das Telefon wieder ein.
    »Wer war das?«, fragte Tom neben ihr.
    »Die Arbeit.«
    Er neigte den Kopf in ihre Richtung.
    »Ich ruf später zurück. Danach.« Sie spürte seinen Blick. »Das war doch nur ein simpler Anruf. Da solltest du echt nicht zu viel reininterpretieren.«
    Von außen wirkte die Klinik wie jeder andere Bürokomplex. Orange Säulen vor dem Eingang,

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