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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sarkey
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Tom machte eine Pause. »Er war beim Shooting-Star-Raub dabei.«
    Der Detective beugte sich vor. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Er hat damit angegeben.« Tom ließ einige Sekunden verstreichen, um die Lüge – nein, nicht die Lüge, die Übertreibung  – wirken zu lassen. »Er meinte, dass einige Männer seine Ehre infrage gestellt hätten, und dass Will Tuttle einer davon war. Ich hätte seinen Feinden Unterschlupf gewährt, und deshalb wäre ich nun selbst sein Feind.«
    »›Seinen Feinden Unterschlupf gewährt‹? Hat er sich so ausgedrückt?«
    »Ja. Und zur Einleitung hat er eine Geschichte über Dschingis Khan erzählt. Wahrscheinlich wollte er mir Angst einjagen.« Tom trank einen Schluck und versetzte sich zurück in den Moment, als der Mann Annas Namen aussprach und sie wunderschön nannte. »Und es hat funktioniert. Seit gestern mache ich mir in die Hose. Er hatte so einen Typen dabei, so einen Gangstertypen – ein großer, kräftiger Kerl mit einer Pistole.«
    »Er hat eine Pistole gezogen?«
    »Nein, er hat mich nur das Halfter sehen lassen.«
    Halden nickte langsam, aber sein Gesicht blieb undurchschaubar. »Und dann?«
    »Er meinte, dass ich mich für eine Seite entscheiden müsste. Und dass ihm bei dem Überfall etwas von seiner ›Ware‹ abhandengekommen wäre. Was für Ware, hat er nicht gesagt – Drogen, nehme ich an. So was in der Art stand jedenfalls in der Zeitung. Er ist überzeugt davon, dass sich diese Ware in unserem Haus befindet, und wenn ich nicht damit rüberkomme, bringt er uns beide um.« Noch eine kleine, hilfreiche Übertreibung, die Mehr-oder-weniger-Version der Wahrheit.
    »Und das war gestern?«
    »Ja.«
    »Mittags, meinten Sie?«
    »Genau.«
    »Warum haben Sie mich nicht sofort angerufen?«
    Tom seufzte, zuckte die Schultern und blickte hinab auf seine Finger, die verschlungene Muster auf den Tisch malten. »Ich dachte mir, vielleicht finde ich ja, was er sucht, und dann lässt er uns in Ruhe. Also bin ich heim und habe alles auf den Kopf gestellt.«
    »Und?«
    »Wenn es überhaupt da war, dann haben es diese Einbrecher Anfang der Woche mitgenommen, die andere Verbrecher-Fraktion.« Er schüttelte den Kopf und setzte seinen besten Opfer-Gesichtsausdruck auf. Der entscheidende Moment war gekommen, der Moment, in dem er den Deal über die Bühne bringen musste. »Detective, ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll. Wir sind ganz normale Leute, und plötzlich sind lauter Drogendealer und Mörder hinter uns her. Meine Frau ist total verängstigt. Und ich auch. Wir brauchen Ihre Hilfe.«
    Gestern, als Tom die Nachricht auf Haldens Anrufbeantworter hinterlassen hatte, wollte er die ganze Wahrheit erzählen, das Geld beschlagnahmen lassen und um Gnade betteln. Eine andere Möglichkeit schien es nicht zu geben. Doch letzte Nacht im Bett war ihm klargeworden, dass der Drogendealer nichts von dem Geld wusste – oder zumindest nicht, dass sie das Geld hatten. Der Dealer wollte nur seine Ware zurück – und das war ihre Chance.
    Natürlich ging er ein gewisses Risiko ein, indem er die Polizei informierte. Nach den Maßstäben des Dealers hatte er sich damit zweifellos für eine Seite entschieden. Und sollte Halden beschließen, Anna und ihn genauer unter die Lupe zu nehmen, würde er bald über die Rechnungen stolpern, die sie vor kurzem bezahlt hatten. Annas schlimmste Vorahnungen könnten wahr werden – Privatinsolvenz, ja vielleicht sogar Gefängnis.
    Doch der Mann im Anzug hatte überdeutlich gemacht, dass er bereit war, sie zu töten. Schlimmer konnte es nicht kommen, ob sie zur Polizei gingen oder nicht. Außerdem hatte Tom dem Detective gerade eine Spur in Chicagos prominentestem Raubfall seit Jahren geliefert. Natürlich war er dabei nicht ganz ehrlich gewesen, aber im Grunde waren die Informationen korrekt. Sie würden ausreichen, um die Polizei auf die richtige Fährte zu setzen. Und solange die Cops die Bösewichte jagten, würden sie sich die unbescholtenen Bürger schon nicht allzu genau ansehen.
    Halden hob seinen Becher. »Hat Ihnen dieser Mann seinen Namen verraten?«
    »Nein.«
    »Wie sollten Sie ihn dann kontaktieren?«
    »Er hat mir seine Karte gegeben.« Tom holte die Visitenkarte aus der Gesäßtasche und legte sie auf den Tisch. Er hatte so lange auf die Nummer gestarrt, dass er sie auswendig konnte, wahrscheinlich noch in zwanzig Jahren. »Ich soll ihn anrufen, hat er gesagt. Und zwar bald – wenn nicht, würde er Anna … wehtun.« Je

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