Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
eiskalter Schweiß brach mir aus allen Poren.
»O Mac, alles ist aus dem Ruder gelaufen! Ich dachte, ich wüsste, was ich tue. Ich dachte, er würde mir helfen, aber … Gott, ich kann nicht fassen, dass ich so dumm war. Ich hab mir eingebildet, ihn zu lieben, und war überzeugt, dass er nicht einer von ihnen ist, Mac! Er ist einer von denen !«
Ich blinzelte verständnislos. Einer von denen? Was waren das für Leute? Und wer war überhaupt »er«, der zu »denen« gehörte? Alina – verliebt? Unmöglich! Alina erzählte mir alles, genau wie ich ihr. Abgesehen von den paar Jungs, mit denen sie sich in den ersten Monaten in Dublin gelegentlich verabredet hatte, war nie die Rede von einem Typen in ihrem Leben gewesen. Und ganz bestimmt nicht von einem, in den sie sich verliebt hatte!
Ihre Stimme ging in ein Schluchzen über. Ich umklammerte das Telefon so fest, als könnte ich durch die Verbindung nach meiner Schwester greifen, diese Alina am Leben erhalten und vor Schaden bewahren. Ein paar Sekunden hörte ich nur statisches Knistern, und als sie weitersprach, raunte sie leise, als hätte sie Angst, belauscht zu werden.
»Wir müssen reden, Mac! Es gibt so vieles, was du nicht weißt. Mein Gott, du weißt nicht einmal, was du bist ! Es gibt so viele Dinge, die ich dir hätte erzählen sollen, aber ich dachte, ich könnte dich aus allem raushalten, bis es sicherer für uns ist. Ich werde versuchen, nach Hause zu kommen …« Sie brach ab und lachte bitter; dieses sarkastische Lachen passte ganz und gar nicht zu meiner Alina, »… aber ich glaube nicht, dass er mich außer Landes lässt. Ich melde mich, sobald …« Mehr statische Geräusche. Ein erschrockenes Luftschnappen. »O Mac, er kommt!« Sie flüsterte eindringlich: »Hör zu! Wir müssen uns auf die Suche machen nach dem –«, das nächste Wort war undeutlich, vielleicht war es eine fremde Sprache. Ich verstand so etwas wie shi-sadu. »Wir müssen es finden. Alles hängt davon ab. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie es in die Hände bekommen. Wir müssen es vor ihnen finden. Er hat mich die ganze Zeit belogen. Jetzt weiß ich, was es ist und wo …«
Totenstille.
Die Verbindung war abgebrochen.
Ich saß wie betäubt da und versuchte zu verstehen, was ich gerade gehört hatte. Ich dachte: Ich muss eine gespaltene Persönlichkeit sein und es gibt zwei Macs – eine, die begriff, was um sie herum vorging, und eine andere, die sich kaum gut genug in der Realität zurechtfand, um sich morgens anzuziehen und den richtigen Schuh an den richtigen Fuß zu bringen. Die Mac, die sich auskannte, musste mit Alina gestorben sein, weil diese Mac offensichtlich rein gar nichts über ihre Schwester wusste.
Alina hatte sich verliebt und mir gegenüber kein Sterbenswörtchen verlauten lassen! Nicht ein einziges. Und jetzt schien es, dass dies nur eine winzige Kleinigkeit war und es viel mehr Dinge gab, die sie mir verschwiegen hatte. Ich war wie vom Donner gerührt. Fühlte mich hintergangen.Meine Schwester hatte einen bedeutenden Teil ihres Lebens monatelang vor mir geheim gehalten.
Was war das für eine Gefahr, in der sie geschwebt hatte? Aus was wollte sie mich raushalten, bis es sicherer für uns war? Was mussten wir suchen? Hatte sie der Mann, den sie zu lieben glaubte, getötet? Warum – oh, warum hatte sie seinen Namen nicht genannt?
Ich checkte Datum und Uhrzeit des Telefonats – sie hatte mich, kurz nachdem ich das Telefon in den Pool hatte fallen lassen, angerufen. Mir war speiübel. Sie hatte mich gebraucht und ich war nicht für sie da gewesen. In dem Moment, in dem sie verzweifelt versucht hatte, mich zu erreichen, räkelte ich mich faul am Pool, lauschte meinen seichten, fröhlichen Top-Hundert-Songs und mein Handy lag mit Wasserschaden vergessen auf dem Esstisch.
Ich speicherte sorgsam Alinas Nachricht, dann hörte ich mir die restlichen an, in der Hoffnung, dass sie sich noch einmal gemeldet hatte, aber da war nichts mehr. Laut Polizei war sie etwa vier Stunden nach diesem Anruf gestorben, obwohl ihre Leiche erst zwei Tage später in einer Gasse gefunden wurde.
Dieses Bild versuchte ich mit aller Macht aus meinem Bewusstsein auszublenden.
Ich schloss die Augen und bemühte mich, den Gedanken, dass ich die letzte Gelegenheit, mit ihr zu sprechen, verpasst hatte, nicht zuzulassen, nicht nachzudenken, dass ich vielleicht etwas hätte tun, ihr Leben retten können, wenn ich nur dieses verdammte Handy nicht in den Pool geworfen hätte. Diese
Weitere Kostenlose Bücher