Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
»überzeugt zu sein, dass die Sache bei der irischen Polizei in guten Händen sei«.
So geheilt war ich nicht. Und was die Polizei in Irland betraf, war ich nicht im Entferntesten überzeugt.
Alinas Tod akzeptieren?
Niemals.
»Du fliegst nicht, Mac, das ist mein letztes Wort.« Mom stand an der Küchentheke, ein Geschirrtuch über die Schulter drapiert, eine fröhliche rote Schürze mit aufgedruckten gelben und weißen Magnolien um die Taille und Mehl an den Händen.
Sie buk. Und kochte. Und putzte. Und buk wieder. Sie war zum tasmanischen Teufel der Hausarbeit geworden. Meine Mutter war im tiefen Süden geboren und aufgewachsen und die Arbeit war ihre Art, mit Schicksalsschlägen fertig zu werden. Hier unten werden Frauen zu Glucken, wenn jemand gestorben ist. Das ist einfach so.
Wir diskutierten seit einer Stunde. Am Abend zuvor hatte die Dubliner Polizei angerufen, um uns zu eröffnen, dass sie, so leid es ihnen auch tue, den Mord nicht weiter untersuchen könnten, weil es so gut wie keine Beweise, keine verwertbaren Spuren und keinen einzigen Augenzeugen gebe. Sie wollten uns noch eine Benachrichtigung senden, in der sie uns offiziell erklärten, dass Alinas Fall in die Abteilung für unaufgeklärte Fälle weitergeleitet würde. Jeder halbwegs intelligente Mensch wusste, dass das keine Abteilung, sondern lediglich ein Aktenschrank in einem schwach beleuchteten, kaum aufgesuchten Kellerraum war. Trotz der Beteuerung, dass sie sich den Fall in regelmäßigen Zeitabständen wieder vornehmen, auf neue Hinweise oderSpuren untersuchen und mit gebotener Sorgfalt vorgehen würden, war die Botschaft klar: Alina war tot und ihre Leiche in ihr Heimatland überführt worden, daher ging sie das Ganze nichts mehr an.
Sie hatten aufgegeben.
Das war Rekordzeit, oder? Drei Wochen. Kümmerliche einundzwanzig Tage. Unfassbar!
»Du kannst deinen Hintern darauf verwetten, dass sie niemals so schnell die Segel gestrichen hätten, wenn wir dort leben würden«, sagte ich verbittert.
»Das weißt du nicht, Mac.« Mom strich sich die aschblonden Strähnen aus dem Gesicht. Ihre blauen Augen waren vom vielen Weinen rot umrandet. Sie hinterließ eine Mehlspur auf der Stirn.
»Gib mir die Chance, das herauszufinden.«
Sie presste die Lippen zu einer schmalen weißen Linie zusammen. »Kommt nicht in Frage. Ich habe bereits eine Tochter an dieses Land verloren. Ich will nicht noch um die zweite trauern müssen.«
Eine Sackgasse. Und wir steckten seit dem Frühstück fest, bei dem ich meine Entscheidung verkündet hatte, nach Irland zu fliegen und herauszufinden, was die Polizei unternommen hatte, um Alinas Mörder zu fassen.
Ich wollte eine Kopie von der gesamten Akte fordern und alles in meiner Macht Stehende tun, um die Ermittler dazu zu bewegen, die Nachforschungen wieder aufzunehmen. Ich würde der Familie des Opfers ein Gesicht und eine Stimme geben – hoffentlich eine äußerst überzeugende. Ich glaubte felsenfest, dass man die Ermittlungsarbeit ernster nehmen würde, wenn meine Schwester einen Repräsentanten in Dublin hätte.
Ich wollte mit Dad darüber sprechen, aber im Moment drang niemand zu ihm durch. Er war in seiner Trauer versunken.Obwohl wir uns, was die Physiognomie und den Körperbau anging, absolut nicht ähnlich waren, hatte ich dieselbe Haar- und Augenfarbe wie Alina und die wenigen Male, die Dad mich in letzter Zeit tatsächlich angesehen hatte, spiegelte sein Gesicht eine so schreckliche Enttäuschung wider, dass ich wünschte, unsichtbar zu sein. Oder brünett mit braunen Augen wie er, statt goldblond mit grünen Augen.
Kurz nach Alinas Beerdigung war er ein Energiebündel an Tatkraft gewesen, führte endlose Telefonate und kontaktierte Gott und die Welt. Die amerikanische Botschaft in Irland begegnete ihm freundlich und empfahl ihm, sich an Interpol zu wenden. Interpol hatte ihn ein paar Tage hingehalten, weil sie »sich einen Überblick verschaffen und die Sache prüfen wollten«, bevor sie ihn diplomatisch dorthin zurückverwiesen, wo wir angefangen hatten – an die Dubliner Polizei. Die Polizei von Dublin blieb eisern. Keine Hinweise. Keine Spuren. Nichts, dem man nachgehen könnte. Falls Sie ein Problem damit haben, Sir, wenden Sie sich an Ihre Botschaft.
Er rief bei der Polizei von Ashford an – nein, sie konnten niemanden nach Irland schicken, der sich gründlich umsah. Wieder telefonierte er mit Dublin und erkundigte sich, ob die Ermittler wirklich alle Freunde und Professoren von Alina
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