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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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die Augen.
    Eine erste Detonation, dann flammte die Nacht durch seine Lider auf. Die Lichtwelle breitete sich bis in sein Herz hinein aus, bestrahlte es mit jedem Aufflackern ein wenig mehr. Die Schockwelle schleuderte ihn nach hinten und schaltete all seine Sinne aus …
    Es war zu Ende…
    … für den Killer. In einem letzten Überlebensreflex hatte Nathan als Erster geschossen, in einer blitzschnellen Entscheidung seine ganze Trommel auf einmal in den Kopf seines Gegners abgefeuert, der das Feuer zwar erwidert hatte, aber nicht mehr richtig hatte zielen können.
    Verstört richtete Nathan sich auf. Der Leichnam lag vor ihm, sein Gesicht war nur noch ein glühend heißer Krater, ein undefinierbares Magma aus Knochensplittern und von geschmolzenem Schießpulver geschwärztem Gewebe. Er durchsuchte den schmutzigen Kampfanzug, nahm eine Taschenlampe und seine Mauser an sich, stieß die Leiche dann in die Strömung und sah zu, wie sie im schlammigen Wasser des Nils verschwand.
    Er hatte überlebt. Er hatte die Engel vernichtet … Das Wichtigste blieb aber noch zu tun: Michael zu töten.
    Den apokryphen Text zu zerstören, mit dem alles angefangen hatte.
    Er musste die Verbindung durch die Jahrhunderte abreißen lassen. Damit würde er die Legende zerstören.

    57
    Die Hand auf seine verletzte Schulter gepresst, schleppte sich Nathan durch den Sand zu der Nekropole zurück.
    Nachdem Michael den Funkkontakt mit seinen Männern verloren hatte, hatte er mit Sicherheit begriffen, wie die Jagd ausgegangen war. Sein Reich war ins Wanken geraten, aber so schnell würde er sich nicht geschlagen geben.
    Und Nathan wusste, dass von den sieben Engeln er der gefährlichste war.
    Die Pyramiden waren seine einzige Chance, sich unbemerkt zu nähern. Er würde die unterirdischen Gänge benutzen, die sie mit dem Kloster verbanden. Manche waren zugemauert und in Labors verwandelt worden, aber andere waren noch gangbar und führten direkt in das Schiff der Kirche.
     
    Endlich tauchten die Pharaonengräber vor ihm auf, für die Ewigkeit errichtet auf der Felskuppel, die sich an dem reinen Berg entlangzog. Die meisten waren teilweise zerstört oder durch die Jahrhunderte verwittert. Vor jedem Grab konnte man noch immer große ockerfarbene Steinblöcke sehen, in die in meroitischer Schrift die Beschwörungsformeln eingraviert waren, die magischen Texte, die die Toten ins Jenseits begleiteten.
    Nathan schlich zwischen das Geröll und instinktiv zur letzten Pyramide, die sich am östlichen Ende der Nekropole erhob.
    Er ging um das Bauwerk herum bis zu einer schmalen Treppe, die in der Dunkelheit verschwand; bevor er leise ins Reich der Toten hinunterstieg, knipste er seine Taschenlampe an.
    Die Felstür, die den Eingang des Grabs versperrte, war von Grabräubern eingeschlagen worden und bot einen schmalen Zugang ins Innere. Trotz seiner Verletzung gelang es Nathan, sich durch die Öffnung zu schieben und in die Grabkammer einzudringen.

     
    Der helle Schein seiner Taschenlampe entweihte die jahrtausendelange Nacht.
    Nathan befand sich in einem winzigen Raum, dessen Boden halb unter dem Sand begraben war und dessen Wände mit weißlichem Kalk bedeckt waren. Von den Schätzen, die einst hier eingeschlossen worden waren, waren nur noch ein paar tönerne Urnen übrig und die Reste der Gebeine irgendeines vergessenen Königs. Als Nathan den Lichtkegel umherwandern ließ, tauchten eigenartige, fast unversehrte Hieroglyphen auf, gezeichnet in Blau, Purpur und Gold … die Planetengötter Amun-Re und Osiris begleiteten den verstorbenen König in ihrer heiligen Barke auf der letzten Reise zu seiner Auferstehung.
    Durch die Schändung dieses Grabs kam Nathan Michaels Wahnsinn ganz nahe… Er begriff, dass das, was ihn antrieb, nicht nur Rache war und der Blutkreis viel mehr als nur ein einfacher Papyrus, nämlich ein Geheimnis, das durch die Hände Dutzender von Generationen von Mystikern gegangen war, der Schlüssel zu einem Wissen, das durch die Zeiten gewandert war. Die Tatsache, dass er sein Hüter war, machte ihn zu einem Auserwählten, auf gleicher Stufe mit den Pharaonen. Das Materielle interessierte ihn kaum, sein ganzes Werk war nur auf eines ausgerichtet, die Suche nach dem Absoluten, seine eigene Gottwerdung, sein Verschmelzen mit der göttlichen Energie, aus der seine eigene Unsterblichkeit strahlen würde.
    Er musste ihn aufhalten.
    Die Falltür. Er musste die Falltür wiederfinden.
    Nathan ging in eine Ecke des Raums und begann, mit

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