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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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drehte sie sich zu mir um. »Und du pass auf wegen der ganzen Splitter«, befahl sie in
    strengem Ton. Sie nahm mich an der Hand und brachte mich in mein Zimmer zurück. Mein Vater verschwand unterdessen draußen wieder in
    der Nacht.
    Trotz solcher A ktionen erlaubte meine Mutter es meinem Vater, mich regelmäßig zu sehen. »Ich will dir nicht deinen Sohn wegnehmen«,
    versprach sie ihm am Telefon. Ich vermisste ihn sehr und war erleichtert, dass er mich einmal pro Woche von zu Hause abholen durfte. Egal,
    was er angestellt hatte, er war mein Vater, und ich konnte mir keinen anderen vorstellen. Zugegebenermaßen waren unsere Treffen alles
    andere als kinderfreundlich. Mein Vater nahm mich mit in seine abgefuckte Lieblingskneipe mitten in der Siedlung. Es stank nach Qualm und
    Bier, am Tresen saßen immer die gleichen arbeitslosen A lkoholiker, und alle waren mindestens 30 Jahre älter als ich. »Was machen wir
    hier?«, fragte ich. »Patrick, setz dich dahin«, sagte er und hob mich hoch auf einen hölzernen Hocker am Flipper-A utomaten. Er warf 50
    Pfennig in den Schlitz, und ich drückte auf den leuchtenden Knöpfen rum. Während ich da rumzockte, ging er an die Bar zu seiner A lki-Gang
    und bestellte sich ein Bierchen. Und aus einem wurden dann zehn. Das Geld für den A utomaten war nach ein paar Minuten verbraucht, also
    saß ich tatenlos rum und sah zu, wie er immer besoffener wurde und irgendwelchen Schwachsinn erzählte. »Ich will nach Hause«, stöhnte ich
    nach drei Stunden, aber mein Vater hatte noch immer Durst. Ich lief von links nach rechts, zupfte ihn am Bein, fragte immer wieder, wann wir
    gehen könnten, und irgendwann gab er schließlich nach. Wankend brachte er mich nach Hause. Dabei erzählte er mir immer wieder, wie
    gemein meine Mutter doch sei und wie gern er wieder mit uns zusammenwohnen würde. Und so unangenehm mir der Nachmittag in der
    Kneipe gewesen war, ich konnte meinen Vater auch verstehen – er war ziemlich einsam.
    Wenn wir nicht in der vergammelten Pinte hockten, saßen wir zusammen in seiner neuen Einzimmerwohnung vor dem Fernseher.
    Kindersendungen gab’s da keine. Wir guckten sein Lieblingsprogramm: A ction-Thriller und alte Westernfilme. »Hast du keine Bugs-Bunny-
    Videos da?«, fragte ich. »Nö«, sagte er achselzuckend und starrte weiter in den Flimmerkasten. Egal, dachte ich mir. Ich fand’s irgendwie auch
    cool, von seiner Couch auf den riesigen Fernseher zu glotzen. Ich fühlte mich mit vier Jahren schon richtig erwachsen. Meine Mutter war nicht
    ganz so begeistert – als sie mitbekam, was er da für ein Zeug mit mir unternahm, war endgültig Schluss. Sie beschwerte sich beim
    Jugendamt, und ein paar Tage später war er sein Sorgerecht los. Meine Mutter verkündete mir, dass er jetzt ganz aus meinem Leben
    verschwinden würde. Die Worte trafen mich hart. Ganz verlieren wollte ich ihn unter keinen Umständen. »Werde ich Papa wiedersehen?«,
    fragte ich mit Tränen in den A ugen. Meine Mutter antwortete nicht, sie konnte mich nicht einmal ansehen. Und mir wurde klar: Sie wollte
    diesen Mann für immer aus ihrem Leben streichen. Jetzt saß ich da – ohne einen Vater. Nicht einmal eine Verabschiedung war noch drin
    gewesen. Der Kontakt war von heute auf morgen abgerissen. Es war, als würde es meinen Vater nicht mehr geben – als wäre er tot.
    Erst zwanzig Jahre später sollte ich ihn wiedertreffen.
    Der Sandkastenterrorist

    Satansbraten, Rotzlöffel, Horrorgöre, Drecksbalg! Das waren so die Freundlichkeiten, die mir von nun an täglich an den Kopf geworfen
    wurden. Ich hatte mich nicht unbedingt zu meinen Gunsten entwickelt: Süß war einmal, jetzt war ich ein schlimmer Junge. Im Kindergarten
    kam ich wirklich mit niemandem klar. Ich blockte total ab, hatte keine Lust auf die Erzieher und schon gar nicht auf die anderen Kinder. Meine
    ehemals so strahlend blauen A ugen waren plötzlich traurig. Ich zog ganz allein mein Ding durch, malte ein paar Bilder oder spielte im
    Sandkasten. Wenn mich jemand nervte, drehte ich durch: Ich prügelte mich mit den Jungs, jagte sie mit meiner kleinen gelben Plastikschaufel
    beim Spielen quer durch den Garten, und ich liebte es, den Mädchen ein Bein zu stellen. Meine Mutter bekam einen Beschwerdeanruf nach
    dem anderen: »Ihr Patrick hat meinen Sohn verhauen!« »Ihr Kind hat meine Tochter an den Haaren gezogen!« »Bringen Sie Ihrer Scheißgöre
    endlich Benehmen bei!« Meine Mutter reagierte, indem sie mir ihre Enttäuschung

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