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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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RTL. Aber es kam nichts. Immer wieder guckte ich nach und fand nur die Briefe für meine Eltern: Rechnungen, Werbung, Postkarten von Verwandten aus dem Urlaub. Nur die Mini Playback Show wollte uns einfach nicht zurückschreiben. Die konnten doch unser Talent nicht so ignorieren? Mir war es ein Rätsel, was da vor sich ging. Bis die Sache ein paar Wochen später aufflog: Meine Mutter hatte gar keine Bewerbung abgeschickt. Sie hatte nicht einmal daran gedacht, eine zu schreiben. Als ich das erfuhr, war ich bitter enttäuscht. Und stinksauer! Ich musste meinen Traum von der Zaubertür für immer begraben. Vielen Dank auch, Mama.
Frau Katschmarek
    Du denkst, du hattest schlimme Lehrer? Vergiss diese Weichspüler! Ich hatte Frau Katschmarek in Mathe, und die war der Teufel höchstpersönlich. Die Frau hat allen Schülern das Leben zur Hölle gemacht. JEDER– egal, ob Junge oder Mädchen – ist in ihrem Unterricht mindestens einmal in Tränen ausgebrochen. Ich glaube, die Katschmarek war total frustriert und hat ihr verkacktes Leben selbst gehasst. Und das hat sie dann tagtäglich an uns ausgelassen. Okay, die Mercator-Grundschule war damals sowieso total asozial. Wenn ich da hätte arbeiten müssen, hätte ich wahrscheinlich auch irgendwann die Schüler verprügelt. Aber die Katschmarek war einfach eine besonders miese Fotze.
    Sobald man etwas falsch gemacht hatte, ist die Frau vollkommen ausgerastet. Wenn sie das Klassenzimmer betrat, saßen ausnahmslos alle starr vor Angst auf ihrem Platz.
    Eines Morgens hatte ihr Unterricht bereits begonnen, als mir plötzlich einfiel: »Scheiße, ich hab die Hausaufgaben vergessen.« Leider hatte ich das laut gedacht, weshalb die Kuh sofort zu mir angerauscht kam und mich dermaßen zusammenfaltete, dass ich am liebsten im Erdboden versunken wäre.
    »Was fällt dir ein? In meinem Unterricht hat jeder die Hausaufgaben zu machen! Hörst du: jeeeeeeeder! Auch du!« Ich verfiel in eine Art Schockstarre und sagte erst mal nix.
    »Antworte gefälligst, wenn ich mit dir rede«, befahl die Furie. Ich brachte aber noch immer kein Wort heraus.
    »Das wirst du büßen«, wetterte sie und schaute mich mit ihren seltsam ausdruckslosen Augen an. Es war so, als wäre in ihrem Inneren schon alles Leben erloschen. Gruselig! Am nächsten Tag landete ein blauer Brief bei meiner Mutter im Postfach. Da gab es dann die nächste Portion Ärger.
    »Patrick, mach endlich deine Hausaufgaben. Aus dir wird sonst nie was«, meckerte sie rum. Ich hatte keine Lust auf noch mehr Stress und versuchte deshalb, ab sofort alles richtig zu machen – was mir natürlich nur selten gelang.
    »Patrick hat sein Sportzeug vergessen!«, »Patrick hat andere Schüler belästigt!«, »Patrick hat gequatscht!«, »Patrick hat dieses und jenes verschlampt!« Die schönen bunten Briefchen kamen weiterhin regelmäßig bei uns zu Hause in Lichterfelde an.
    Und dann fand das Grauen seinen Höhepunkt: Es war Mathe angesagt, und weil es den neuesten Schulhofklatsch zu besprechen gab, quatschte ich mit meinem Sitznachbarn. Auf einmal raste die Katschmarek auf mich zu und packte mich am Hals.
    »Benimm dich endlich, du Mistgöre. Sei einfach ruhig, sei einfach ruuuuuuuuuuuhig«, schrie sie und würgte mich dabei, so fest sie konnte. Als ich ihre knorrigen, kalten Hände auf meiner Haut spürte, erstarrte ich. Ich röchelte nur noch. Sie drückte weiter und quetschte mir dabei die Flüssigkeit aus den Augen.
    Tränen liefen über mein Gesicht.
    »Loslaaaaaaaaaaaaaaassen«, presste ich mit letzter Kraft aus meiner Kehle. Sie packte mich am Ohr, zog mich hysterisch kreischend bis zum Mülleimer in der Ecke, drückte mich mit dem Gesicht gegen die Wand und gab mir noch einen letzten Schubser. Dann ging sie zurück zu ihrem Pult, als wäre nichts gewesen.
    »So, Bücher raus«, schnaubte Frau Katschmarek zu den anderen.
    Ich war so wütend. Ich wollte sie schlagen, sie anschreien. Sie umbringen. Aber ich setzte mich wieder auf meinen Platz, hielt mir die Hand vor den Mund und unterdrückte den Zorn. Beruhig dich. Bleib einfach cool, sagte ich immer wieder zu mir selbst. Eine halbe Stunde später, als die Glocke zur großen Pause läutete, lief ich raus auf den Schulhof. Die Wut auf Frau Katschmarek hatte sich seltsamerweise gelegt, und ich begann plötzlich, mir selbst Vorwürfe zu machen: Du tickst doch nicht ganz richtig! Warum kannst du dich nicht benehmen! Du bist einfach doof und zu nichts zu gebrauchen! Ich hörte förmlich die Worte

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