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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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und auf das Haus zuging.
    »Dave?« schallte es aus dem Hörer.
    »Hey, Clete, was ist los?« fragte ich.
    »Erinnerst du dich noch dran, daß Helen mir eine Fotokopie von Sonnys Tagebuch gegeben hat? Ich hab sie die ganze Zeit unter meinem Autositz gehabt. Heut morgen hab ich sie mitgenommen und Terry gegeben, damit sie sie im Safe einschließt.
    Als ich ein wenig später nachgucke – na, nun rat mal –, da ist es weg und sie desgleichen. Ich sitz also an meinem Schreibtisch neben dem leeren Safe und komm mir vor wie der letzte Blödarsch, und dann schau ich auf meinen Notizblock – du weißt schon, der, auf dem ich mir notiert habe, wie wir zu Pogues Hütte kommen –, und auf einmal wird mir klar, daß das obere Blatt blitzblank ist. Ich weiß genau, daß ich den Block seit dem Anruf von Pogue nicht mehr benutzt hab. Jemand hat das oberste Blatt abgerissen, auf dem sich mein Stift durchgedrückt hat ...
    Bist du noch dran?«

36
    Sie richtete die 22er Ruger Automatik auf meinen Bauch.
    »Sie sind also Charlie«, sagte ich.
    Sie antwortete nicht. Ihr Körper zeichnete sich im Gegenlicht vor dem Fenster ab, als ob Kristallsplitter über ihrer Schulter funkelten. Sie schaute hinaus zu Batist, der im Schatten der Bäume auf die Veranda zukam.
    »Sagen Sie ihm, daß Sie beschäftigt sind, daß Sie später runterkommen«, sagte sie. »Und kein Wort mehr.«
    »Damit kommen Sie auch nicht weiter.«
    Sie nahm ein Kissen von einem der Polstersessel.
    »Sehen Sie zu, daß Sie den Schwarzen loswerden«, sagte sie.
    Ich stand auf. Sie zog sich an die vordere Wand zurück, hatte das Kissen um die Ruger gelegt. Ihr Mund stand leicht offen, so als versuche sie möglichst flach zu atmen. Ich trat an die Tür und rief durch das Fliegengitter: »Ich komme ein bißchen später runter, Batist.«
    »Die Sauerstoffpumpe im Köderfischtank is ausgefallen«, sagte er.
    Ich zögerte, schloß die Hände und öffnete sie wieder, spürte, wie es mich förmlich hinauszog zu den Bäumen, in den Garten, unter den flirrend blauen Himmel. Die Frau, die sich Terry nannte, legte die Ruger auf meine Schläfe an. »Der kommt keine drei Schritte weiter als Sie«, flüsterte sie.
    »Ich brauch noch ein paar Minuten«, rief ich.
    »Einer von uns muß in die Stadt.«
    »Ist mir klar, Partner.«
    »Ja, wenn’s dir klar is«, sagte er und ging wieder die Böschung hinunter.
    Ich hörte, wie die Dielen unter meinen Füßen knackten, wie der Wind das trockene Laub über die Veranda fegte.
    »Gehen Sie von der Tür weg«, sagte die Frau.
    »Wir haben immer noch das Original«, sagte ich.
    »Darum schert sich sonst niemand. Gehen Sie von der Tür weg und setzen Sie sich in den Polstersessel.«
    »Sie können mich mal, Terry, oder wie immer Sie heißen mögen.«
    Ihr Gesicht war starr wie eine Gipsmaske. Sie drückte das Kissen um die Ruger, hob die Waffe, bis der Lauf auf meinen Hals gerichtet war.
    Ich spürte, wie sich mein Blick trübte, wie mir das Wasser in die Augen schoß.
    Tripod lief draußen, mit seiner Kette rasselnd, an der Wäscheleine auf und ab. Sie riß den Kopf herum, wandte sich zur Seite, warf einen kurzen Blick aus dem Fenster, biß sich auf die Unterlippe und zog den Lauf dabei unwillkürlich ein paar Zentimeter von meiner Kehle weg.
    Bootsie drückte vom Flur aus ab. Sie hatte die Beretta mit beiden Händen vor sich ausgerichtet.
    Der erste Schuß traf die Frau am Oberarm. Ihre Bluse blähte sich auf und verfärbte sich blutrot, als ob von unsichtbarer Hand eine kleine Blume darauf gemalt worden wäre. Aber sie verschluckte den Laut, der aus ihrer Kehle dringen wollte, und drehte sich, die Ruger immer noch in der Hand, zum Flur um.
    Bootsie drückte erneut ab, und der zweite Schuß riß ein ausgezacktes Loch in das linke Glas der schwarzen Sonnenbrille, die eine Frau namens Terry aufhatte. Sie spreizte mit einemmal die Finger weit ab, so als ob ihre Nervenstränge durchtrennt worden wären; dann wurde ihr Gesicht weich wie Wachs im Feuer, und sie rutschte zwischen dem Polstersessel und der Wand zu Boden, hinterließ einen senkrechten roten Streifen an der Tapete.
    Meine Hände zitterten, als ich Bootsie die Beretta aus der Hand nahm, sie sicherte und die Patrone aus der Kammer hebelte.
    Ich drückte sie an mich, streichelte ihre Haare und den Rücken, küßte sie auf die Augen und den schweißnassen Nacken.
    Sie wollte zu der Frau gehen, die am Boden lag.
    »Nein«, sagte ich und drehte sie zur Küche um, auf das Licht zu, das durch

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