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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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erwachten.
    »Er war Anwalt, was? Wer war die Braut?« fragte mein Ex-kollege. Er hatte einen Hut auf und trank aus einem Styroporbecher Kaffee.
    »Bloß ein Bauernmädchen«, sagte ich.
    »Schönes Bauernmädchen. Die hat sie beide erledigt.«
    »Was hat sie?« sagte ich.
    »Sein Beutel ist von hinten zugeknotet, ihrer von vorne. Hoffentlich war sie wenigstens ’ne scharfe Fotze.«
    »Schnauze«, sagte Helen. »Haben Sie verstanden? Halten Sie Ihre Scheißschnauze.«
    Als man uns später anbot, uns zum Flughafen zu bringen, lehnten Helen und ich ab und gingen statt dessen hoch zur Canal Street, wo wir uns ein Taxi nehmen wollten. Der Verkehr lärmte vorbei, Autos hupten, die Luft war stickig, und die dunstverhangene Sonne brannte einem so tränentreibend in die Augen, daß man sich vorkam, als hätte man einen schweren Kater. Die Menschenmassen auf den Gehsteigen schoben sich mit ausdruckslosen Mienen durch die Hitze, die Blicke nach innen gekehrt und teilnahmslos, auf Ziele gerichtet, die weder Freude noch Schmerz, weder Sieg noch Niederlage für sie bereithielten.
    »Was hast du vor, Streak?«
    Ich nahm sie an der Hand und überquerte den Mittelstreifen, zog sie mit hinein in die großartige Straßenbahn aus dem Jahr 1910, die beim Pearl-Hotel, an der Ecke Canal Street und St. Charles Avenue, dort wo Sonny früher unter einem mit Holzblättern bestückten Ventilator seine Geschäfte eingefädelt hatte, kreischend um die Ecke bog, dann klingelnd und scheppernd die Avenue hinauffuhr, an den Gehsteigen vorbei, die von Eichenwurzeln, prall wie Feuerwehrschläuche, gesprengt wurden, hinein in einen langen Tunnel aus Bäumen und blinkendem Licht, so als falle man durch den Grund eines grünen Brunnens und lande an einem Ort, an dem die Schranken von Vernunft und Berechenbarkeit nicht mehr galten.

Epilog
    Der Spätherbst ist eine seltsame Jahreszeit in Louisiana. Nach dem ersten Frost bevölkern Rotkehlchen die Bäume entlang des Bayou, und Kamelien, die aussehen wie aus Kreppapier gebastelt, blühen in hellen Frühlingsfarben, obwohl der Winter vor der Tür steht. Der Himmel ist tiefblau und wolkenlos, ohne jeden Makel, aber gegen Abend wird die Sonne härter und zusehends kälter, wie in einem Gedicht über die Vergänglichkeit des Diesseits; die Landstraßen sind mit Zuckerrohrwagen verstopft, die zu den Raffinerien rollen, und die Stoppelfeuer auf den Feldern durchsetzen die Luft mit einem ätzend süßen Duft, wie verkochender Sirup auf einem Holzkohleofen.
    Bootsie und ich nahmen Alafair dieses Jahr mit zur Wahl der schönsten ehemaligen Studentinnen an der LSU, und hinterher gingen wir im Possum’s an der St. Martinville Road Krebse essen. Es war ein herrlicher Tag gewesen, wie er auch in der Erinnerung nicht schöner werden kann, und als wir nach Hause kamen, zündeten wir Alafairs Kürbislaterne auf der Veranda an und bereiteten uns anschließend in der Küche selbstgemachte Eiscreme mit gefrorenen Heidelbeeren zu.
    Möglicherweise lag es an der Jahreszeit, vielleicht auch an den Wachteln und Tauben, die sich im roten Sonnenlicht über dem Feld meines Nachbarn tummelten, aber mir wurde mit einemmal klar, daß ich an diesem Abend etwas unternehmen mußte, sonst würde ich keine Ruhe mehr finden.
    Und wie einst die Heiden, die ihre Geister mit schweren Hünensteinen in die Erde hatten bannen wollen, schnitt ich einen Eimer voller Chrysanthemen und fuhr hinaus zur Bertrandschen Plantage, den Fahrweg entlang, an den Pachtbauernhäusern vorbei zu dem Gummibaumhain, bei dem einst ein alter Sklavenfriedhof gewesen war. Die Luft fühlte sich feucht und kalt an, als ich aus dem Pickup stieg, und sie roch nach Staub und Regen. Ab und zu stoben Feuerfunken aus der Asche im Feld auf, und ich hörte, wie der Wind das trockene Laub über die Betonplatte wirbelte, die von dem Bauvorhaben übriggeblieben war.
    Ich zog meinen Regenmantel an, setzte den Hut auf und ging quer über das Feld auf die Bäume zu, zu der alten Maishütte, wo für Ruthie Jean und Moleen alles begonnen hatte, wo sie von einem Mann, den Luke Fontenot später umgebracht hatte, ausgespäht und beobachtet worden waren, wo sie aufs neue das alte, auf Not und Abhängigkeit beruhende Selbstverständnis bestätigten, das zwischen Schwarz und Weiß im Süden herrschte und das in all seiner Eigenart nichts anderes war als eine Anerkennung der schlichten biologischen Tatsache, daß wir alle Brüder sind.
    Und nur aus diesem Grund, so sagte ich mir, steckte ich

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