im Geisterschloss
Hubers gut kannte. „Wir sehen uns gewiss öfters“, sagte er.
Als der Rottlebener Bahnhof in Sicht kam, steckten die Schwestern die Köpfe aus dem Fenster.
„Erna, Erna!“, rief Hanni plötzlich. Sie winkte heftig. Da hatte Erna sie auch schon entdeckt und lief dem Zug entgegen. Ihren Mann zog sie mit.
Fast vergaßen die Schwestern vor lauter Wiedersehensfreude einen Koffer. Erst als Erna fragte: „Habt ihr noch mehr Gepäck?“, stürzte Hanni in den Waggon, um den zurückgebliebenen Koffer zu holen.
„Menschenskind, Nanni, das wäre was geworden, wenn der Zug mit unserem Kleiderkoffer weitergefahren wäre!“, rief sie erschrocken.
Dann begrüßten sie Herrn Huber, der in seiner Uniform richtig schneidig aussah und strahlend das fröhliche Wiedersehen beobachtete. „Auf euch beide war ich sehr gespannt“, sagte er. „Meine Erna hat mir schon viel von euch erzählt ... Oder muss ich Sie sagen?“
„Das wäre ja noch schöner, unterstehen Sie sich!“, riefen die Schwestern.
„Schick sieht dein Mann in der Uniform aus“, sagte Hanni später, als sie sich mit Ernas Hilfe in dem Dachstübchen häuslich einrichteten.
„Das freut mich. Es gibt Leute, die die Polizeiuniform nicht ausstehen können“, meinte Erna lachend.
Den Zwillingen gefiel es in Rottleben sehr. Als Erstes schauten sie sich in Ernas Haus um.
„Ihr habt euch wirklich nicht verändert“, meinte Erna. „Neugierig wart ihr schon immer.“
„Nur wissbegierig“, stellte Hanni richtig und Nanni fügte hinzu: „Schließlich ist es doch ein bisschen so, als ob wir bei dir zu Hause sind. Da müssen wir doch jeden Winkel kennen lernen.“
Das hörte Erna gern! Sie sah ganz gerührt aus. „Ihr seid doch meine Besten geblieben“, meinte sie, nahm beide in die Arme und gab Hanni nach rechts und Nanni nach links einen Kuss. „Wir wollen es uns toll gemütlich machen. Ihr werdet sehen: Solche Ferien werdet ihr so schnell nicht wieder haben!“
„Nun, was habt ihr heute Nacht geträumt?“, fragte Herr Huber am anderen Morgen beim Frühstück.
Die Schwestern sahen sich verblüfft an. Geträumt? Aber dann blitzte es in Hannis Augen.
Auweh!, dachte Erna, jetzt werden die beiden Schlitzohren meinem Klaus einen gewaltigen Bären aufbinden! Doch Hanni wollte nicht Herrn Huber, sondern Erna aufs Korn nehmen.
„Ja“, fing sie an, „ich besinne mich. Ich habe von lauter Läusen geträumt!“, rief sie vergnügt.
„Was?“, rief Nanni entsetzt. „Wo kamen die her?“
„Weiß ich doch nicht. Du hattest auch welche. Sie saßen nicht im Haar, nein, solche Läuse waren es nicht. Wir pflückten Blumen ... ja, ich entsinne mich genau ... Rosen waren es, rosa Rosen, und weißer Jasmin ... und wir wollten Erna eine Freude machen, aber sie rief ...“
„Au!“, schrie Nanni, denn Hanni hatte sie unterm Tisch kräftig getreten.
„Quatsch ... Nicht, au!, schrie sie“, fuhr Hanni ruhig fort und gab der Schwester einen tüchtigen Rippenstoß, sodass Nanni anfing zu überlegen, was Hanni wohl im Schilde führte. „Sie rief: Igittigitt, die vielen Läuse, da graust es mir.“
„Aber, Hanni, das ist doch kein schlechter Traum“, unterbrach sie Erna. „Läuse – das bedeutet Geld! So steht es im Traumbuch.“
„Ach?“, fragte Hanni scheinheilig.
Da begriff Nanni endlich, was ihre Schwester wollte. Klar! Erna hatte früher ja immer in ihrem Traumbuch nachgelesen. In Lindenhof hatte sie deshalb aus lauter Übermut mit den Freundinnen Träume gedeutet: „Schlangen? Vorsicht! Das bedeutet Pech auf der ganzen Linie! Sicher nimmt die Lehrerin dich heute beim Übersetzen dran!“, oder „Geh der Hausmutter lieber aus dem Weg, wenn du von Pilzen geträumt hast – sonst musst du Medizin schlucken ...!“
Ja, dass sie nicht früher an Ernas Hobby gedacht hatte! Na, sie wollte ihr auch etwas zum Deuten geben.
Also fing Nanni an: „So etwas Ekliges habe ich nicht geträumt. Ich musste Kartoffeln waschen. In einer Quelle. Mein Gott, war das Wasser kalt! Zuerst war es schön klar, aber von den Kartoffeln wurde es schmutzig. Ich bekam auch die Hände gar nicht mehr sauber. Wie Pech klebte der Schmutz dran. Und die Kartoffeln haben wir nachher ins Feuer geworfen ... Das war mein Traum!“
Erna saß mit gefurchter Stirn da und rührte gedankenvoll in ihrem Kaffee. „Sehr merkwürdig“, sagte sie. „Kartoffeln bedeuten nämlich auch Reichtum – genau wie Läuse. Und klares Wasser, das ist sehr gut. Trübes dagegen – nein, das ist eine
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