Im Grab des Pharao
offensichtlich verschrieben. Ein hoher Beamter schlug ihm wütend mit einer kurzen Peitsche auf den nacktenRücken. Ben schüttelte sich. »Stahlbert ist nicht hier. Sollen wir nicht lieber wieder ...« In diesem Moment wurden sie von einer Reihe Diener überholt. Jeder von ihnen trug ein Tablett. In der Halle machten sich verlockende Gerüche breit. Ben knurrte der Magen. »Vielleicht könnten wir doch noch kurz bleiben ...« Ohne nachzudenken, trippelte er hinter den Männern her.
»Ihnen nach!«, zischte auch Kalle. Von der harten Arbeit auf der Baustelle war er hungrig wie ein Krokodil. Aus der Halle kamen sie in einen Hof ohne Dach. Doch die Diener gingen weiter.Schließlich hielten sie vor einer riesigen goldenen Tür. Blitzschnell öffnete Raketa den Deckel einer prächtigen Truhe und ging dahinter in Deckung. Die Jungen versteckten sich neben ihr. Mit klopfendem Herzen spähte Ben um die Ecke. Alle Diener stellten ihre Tabletts ab und eilten zurück in die Küche. Ben hielt es nicht mehr aus.
»Ich habe so einen Hunger«, flüsterte er. »Und der Pharao kann doch sowieso nicht alles alleine aufessen.« Ben versuchte nicht daran zu denken, was alles passieren konnte. Auf Zehenspitzen schlich er zu den Tabletts. Dann fiel er auf die Knie und stopfte sich mit der ganzen Hand süßen Hirsebrei mit Rosinen in den Mund. Genau in diesem Moment wurde die goldene Tür geöffnet. »Achtung!«, warnte Kalle. Ein Dutzend Wachen stürmten heraus. Drei von ihnen griffen sich Ben.
Mit einem Satz stand Raketa mitten im Vorraum und fror Bens Gegner mit dem Freezer ein. Gleichzeitig schoss Maddox unsichtbare Netze auf die Soldaten ab. Die Krieger versuchten sich zappelnd zu befreien. Doch immer mehr und mehr Wachen strömten herbei. Ben riss seine Gürteltasche auf und warf Kalle eine Schnur zu. Kalle befestigte sie an der Truhe und spannte sie quer vor die Tür. Die nächsten zwei Wachen stolperten. Kopfüber kippten sie in die Truhe. Ben schoss mit seiner Steinschleuder wild um sich. Fast jeder Schuss war ein Treffer. Baff! Baff! Wamm! Aber nach drei Minuten Dauerfeuer war die Energie der Zukunftswaffen verbraucht. Die Pilotin kratzte und schrie, wurde aber doch überwältigt. Maddox, Ben und Kalle wurden gepackt und durch die goldene Tür gezerrt. Unmengen von Dienern füllten den Raum.Palasttänzerinnen drehten sich zu lieblicher Flötenmusik. Pechschwarze Sklaven fächerten Luft. »Loslassen!«, brüllte Kalle. Als Antwort wurde er auf den kalten Boden geworfen. Seine Freunde neben ihn. 20 Schritte von ihnen entfernt stand ein goldener Thron. Kalle wollte Cheops sehen. Aber immer, wenn er den Kopf ein Stück hob, bekam er einen Tritt in den Nacken.
»Das sind sie«, hörte Ben da jemanden sprechen. Sein Herz machte einen Sprung. Das war Hotep, der Betrüger! »Welche Strafe habt Ihr Euch für diese räudige Brut ausgedacht?«, fragte er schmierig. »Eine hohe,hoffe ich. Diese vier Kinder sind in den heiligen Bezirk eingedrungen und haben die Re geweihten Speisen geschändet.«
Ben sah vorsichtig nach oben. Es war tatsächlich Hotep. Wie sie selbst lag er ausgestreckt auf dem Boden. Allerdings freiwillig und ehrerbietig. Nur kurz gelang es Ben, einen Blick auf Cheops zu erhaschen. Der Pharao war klein, aber muskulös wie ein Ringkämpfer. Sein Gewand war blau und von Goldfäden durchzogen. Auf dem Kopf trug er eine weiße spitze Krone, umrandet von einer roten.
»Die Kronen der beiden Reiche«, flüsterte Maddox. »Ober- und Unterägyp...«
Weiter kam er nicht. Ein Speerende wurde ihm in die Rippen gestoßen.
»Sperrt sie ein«, donnerte Cheops’ Stimme durch den Thronsaal. »Morgen sollen sie denKrokodilen zum Fraß vorgeworfen werden.« Das Letzte, was Kalle sah, war das triumphierende Grinsen von Hotep.
»Ich gehe nun zu Eurer wunderschönen Pyramide«, schleimte der Dieb. »Sicher will man dort einen kräftigen Ochsen kaufen.«
Im Kerker
Die Luft in dem kleinen Raum war stickig und heiß. Die Wände waren aus meterdickem Granit. Die Tür aus massivem Holz. Über ihnen lag der Thronsaal. Unmöglich, aus diesem Kerker auszubrechen. Hoch oben in der Wand steckte eine qualmende Fackel. Kalle lief der Schweiß in die Augen. Er hätte platzen können vor Wut. »Diese miese Ratte!«, schimpfte er. »Legt einen Köder aus und wartet dann seelenruhig, bis die Falle zuschnappt!«
Voller Zorn trat er gegen die Wand. Ben und Maddox hatten längst aufgegeben, an die Tür zu hämmern. Niemand würde sieherauslassen.
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